Eingebettet in märkischen Wäldern liegt das Stadion Vogelgesang des FSV Optik Rathenow. Der Name der Sportstätte ist Programm. Wer am Mittwochabend nach dem Landespokalspiel gegen den SV Babelsberg 03 zu Fuß zum Bahnhof pilgerte, konnte die Vögel in den Bäumen zwitschern hören. Den Journalisten was zu zwitschern wusste auch der charismatische Optik-Trainer Ingo Kahlisch auf der Pressekonferenz im Nachfeld der 1:3-Niederlage. Sichtlich emotional aufgewühlt versuchte er sachlich zu bleiben und nicht allzu viel über Schiedsrichter und Gegner zu meckern.
Optik Rathenow vs. Babelsberg 03: Drei Platzverweise, vier Tore, viel Kuchen
Eingebettet in märkischen Wäldern liegt das Stadion Vogelgesang des FSV Optik Rathenow. Der Name der Sportstätte ist Programm. Wer am Mittwochabend nach dem Landespokalspiel gegen den SV Babelsberg 03 zu Fuß zum Bahnhof pilgerte, konnte die Vögel in den Bäumen zwitschern hören. Den Journalisten was zu zwitschern wusste auch der charismatische Optik-Trainer Ingo Kahlisch auf der Pressekonferenz im Nachfeld der 1:3-Niederlage. Sichtlich emotional aufgewühlt versuchte er sachlich zu bleiben und nicht allzu viel über Schiedsrichter und Gegner zu meckern.
Emotional ging es das gesamte Spiel über zu. Für Optik Rathenow war die Partie gegen den Drittligisten aus der Filmstadt das Spiel des Jahres und die riesige Möglichkeit dem Titelgewinn im Landespokal und somit der ersten DFB-Pokalrunde näher zu kommen. Und in der Tat, die Rathenower hatten bereits angeklopft und standen mit einem Bein im Halbfinale. In der 33. Minute hatte Optik-Mannschaftskapitän Patrik Scholz den Oberligisten nach einem Freistoß mit 1:0 in Führung gebracht.
In der Anfangsphase waren es jedoch die Babelsberger, die als Drittligist sogleich für klare Verhältnisse sorgen wollten. Vor rund 600 Zuschauern, unter ihnen etwa 150 Fans des SV Babelsberg 03, im rundum aufgemöbelten Stadion Vogelgesang war es vor allen Dingen Markus Müller der in den ersten Minuten zu richtig guten Gelegenheiten kam.
Nach 15 Minuten kamen dann die Hausherren immer besser in das Spiel. Trainer Ingo Kahlisch hatte sein Team optimal vorbereitet. Gute Voraussetzungen wurden auch am Spielfeldrand geschaffen. Zwei Euro locker in der Hand? Die Heimfans hatten die Qual der Wahl. Für diesen Betrag entweder eine Bratwurst, ein kühles Blondes oder gleich vier Stück selbst gebackenen Kuchen. Richtig gelesen! Der Kuchentisch war üppig gedeckt und ein großes Stück kostete gerade einmal 50 Cent. Das Ganze toppte sogar die Kuchenauswahl beim BFC Viktoria 1889.
Nach der 1:0-Führung der Optiker erhöhten die Filmstädter wieder den Druck. In der 40. Minute zischte ein Schuss von Lennart Hartmann am Rathenower Gehäuse vorbei. Kurz vor dem Pausentee schließlich noch ein guter Schuss des 03-Spielers Dominik Stroh-Engel.
In der 53. Minute hätte Optik fast den Sack zugemacht, doch die Chance dazu wurde vertan. Moris Fikic sorgte in der 60. Minute über links noch einmal für echte Gefahr im Babelsberger Strafraum. „Optik ist der geilste Klub der Welt“, stimmten sogleich die wohlgelaunten Fans auf der kleinen Tribüne an. Aufgehängt wurde zudem ein Spruchband mit der Aufschrift „Wir stellen keine Ansprüche. Wir sind jetzt schon stolz!“ Nette Worte in Richtung Mannschaft und Optik-Urgestein Ingo Kahlisch.
„Los jetzt hier!“, hieß es auf der Gegenseite. Es schien brenzlig zu werden für Babelsberg. Wieder einmal wurde es eine enge Kiste. Die Fans konnten ein Lied davon singen. Bereits beim brisanten Fight bei Viktoria Frankfurt 91 und beim BSC Rathenow musste es im laufenden Pokalwettbewerb in die Verlängerung gehen. Erstes Aufatmen in der 75. Minute. Ein Freistoß von der Strafraumgrenze aus. Und gleich noch einer hinterher. Dieses Mal war kein Rathenower Körperteil im Wege. Ausgleich zum 1:1.
Bitter wurde es für die Gäste kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit. Erst musste Rico Morack mit Rot vom Platz, wenig später verließ der zuvor eingewechselte Sergej Evljuskin mit einer Gesichtsverletzung den Platz. Da bei 03 bereits dreimal gewechselt wurde, mussten die Gäste zu Beginn der Verlängerung mit neun zu elf angetreten werden.
Aufregung dann in der 98. Minute. Es ging Schlag auf Schlag, und ehe sich die Rathenower versahen, standen sie ebenfalls mit nur neun Mann auf dem Rasen. Zuerst Gelb-Rot für einen Feldspieler, dann einen Elfmeter für Babelsberg, den Markus Müller sicher verwandeln konnte, und dann auch noch Platzverweis für Optik-Keeper Marcel Subke wegen Meckerns. Ersatztorhüter Felix Baitz wurde eingewechselt und musste nur fünf Minuten später einen Gegentreffer hinnehmen. Dominik Stroh-Engel lochte nach einem grenzwertig fix ausgeführten Freistoß locker ein. 3:1 für den Favoriten – das war die Entscheidung!
„Ohne Schiri habt ihr keine Chance!“, „Wir steigen auf, und ihr steigt ab!“, riefen die Optik-Fans. Nach Abpfiff feierten sie ihre tapferen Helden, die gegen den Drittligisten ganz gewiss alles gegeben hatten. Und die Babelsberger? Zwar traten diese nicht mit einer B-Elf an, doch auch nicht mit der ersten Garnitur. Wie Dietmar Demuth erklärte, musste er einen Spagat machen. Schließlich sei die Schlussphase in der 3. Liga überaus wichtig. Das klare Ziel: Der Klassenerhalt. Wenn der nicht in trockene Tücher gebracht wird, können die Babelsberger wahrscheinlich wieder nach Rathenow reisen – dann zu einem Punktspiel in der neu geschaffenen Regionalliga Nordost...
Anmerkung für Ingo Kahlisch: Der nette Plausch vor dem Spiel ließ die Frotzeleien beim Geisterspiel im Jahn-Sportpark im vergangenen Herbst vergessen! ;-)
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