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Aufarbeitung der deutsch-deutschen Grenze sinnvoll?

13 Sep 2005 11:39 #1166 von Anonymous
Als erstes muss ich sagen, dass ich Marco von einem Kurs an der HU flüchtig kenne, von daher bin ich ein wenig "vorbelastet", aber ich stimme den meisten Leuten vor mir in diesem Beitrag zu, die meinen, dass diese Doku sinnvoll und lehrreich für nachfolgende Generationen war und ist.
Mich interessiert, welche Quellen Ihr für die Publikationen benutzt habt, denn ich stellte fest, dass es diesbezüglich ganz verschiedene Quellen gibt, die alles so unterschiedlich interpretieren...

Vielen Dank, Holger

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16 Sep 2005 18:52 #1189 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Geschichte der Grenze aufarbeiten...
Ich habe es für mich gemacht.....Es gab nicht nur Freiwillige in der DDR, die "Grenzdienst" verrichteten. Zigtausende jedes Jahr. Oft Familienväter, die kurz vor Ablauf des sechsundzwanzigsten Lebensjahr "gezogen", also einberufen wurden. Warum ich "gezogen" wurde, wundert mich noch heute. Hatte Verfahren am Hals wegen "Versuchten bewaffneten Grenzdurchbruch" und wurde "eingesperrt". Und oh Wunder, bei der Einheit, die mich an der Grenze geschnappt hatte, landete ich als 1966 - 1967 als Wehrpfichtiger. Warum ich nicht damals getürmt bin, wundert mich heute immer noch. :o


Die Info dazu gibt es hier:
www.rhebs.de/mauer/

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16 Sep 2005 19:50 #1191 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Antifaschistischer Schutzwall????

Joseph schrieb: Ich habe acht Jahre lang am Antifaschistischen Schutzwall gedient und bin stolz darauf. Wir haben Dienst geleistet für unser Vaterland und haben unser System vor dem Imperialismus geschützt, möge heute der Sieger auch darüber anders urteilen. Es war ein Kampf der Klassen, und noch siegte die Klasse des Kapitals. Den Kritikern zum Trotz stehe ich zu meinem Dienst an der Waffe, denn ich kämpfte für mein Vaterland, und das kann wohl nicht schlimm oder verkehrt sein. Was tut der BGS an den Außengrenzen? Und was taten wir?

Aufrichtig, Joseph



Hallo Joseph,
Die Masse der Soldaten, die als Wehrpflichtige an der Grenze gedient hatten dachten anders. So ich auch. Wir standen nicht mit der Waffe in Richtung Westen. Wir standen anders herum und haben unser Volk bewacht, damit es nicht türmt. Wir haben dazu beigetragen, ein ineffizietes diktatorisches verlogenes System zu erhalten, eine komische Sekte, die mit dem Mäntelchen der Diktatur des Proletariats eine spießbürgerliche Partekaste am Leben erhielt. Die Chance, die Vergesellschaftung der Produktionsmittel für das Wohl des Volkes für alle gewinnbringend zu gestalten hat dieser SED-Verein geschichtsbewiesen verspielt. Daß das Kapital gewonnen hat, habt ihr alle, die ihr dem System willfährig gedient habt, mit versaubeutelt. Ihr habt Freiheit gepredigt und Unfreiheit gesoffen. Ihr wolltet uns vorschreiben, was wir lesen dürfen, was wir denken dürfen - sogar, was für Musik hören sollen und welche Hose wir anziehen dürfen. Ihr habt genau so die Reisefreiheit eingeschränkt, wie es die EG anders herum für einen Bürger aus der Sahelzone heute praktiziert. Nur, man sollte Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die EG schützt den Wohlstand seiner Bürger an den Grenzen. Aber es ist ein Wohlstand, den ein effektiveres kapitalistisches System auch mit zu Lasten der Menschen in der Sahelzone erzeugt hat. Insofern praktiziert ein Beamter des BGS seinen Dienst im Sinne des Schutzes des Vaterlandes wenigstens begründeter. Das der Kapitalismus uns heute so um 7 Millionen Arbeitslose beschert ist auch mit ein Ergebnis der DDR Geschichte. Ihr habt das Vaterland mit ausgesaugt. Eine Armee, die das Volksvermögen mit aufgefressen hat. Ein System, das seine Soldaten nicht wie Bürger in Uniform behandelt hat, sondern wie Lakaien, wie Dienstboten zur Zeit der Gutsbesitzer und des Adels in Preußen im 19. Jahrhundert. Mit Ehrendolch und weissen Handschuhen und dem gleichen Offizierskastensystem wie zu Zeiten von Kaiser Wilhelm und Adolf dem Verbrannten. Ihr habt uns nicht vor dem Imperialismus geschützt, sondern habt dessen Chancen vermehrt!

Richard
www.rhebs.de/mauer/

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19 Okt 2005 23:47 #1352 von Anonymous
Anonymous antwortete auf interessant!
Hallo Richard,

ich muss schon sagen, ein interessantes Statement.
Was Joseph vor Monaten abließ, war wirklich übel, und gut, daß sich mal Leute wie du zu Wort melden! Vielen Dank, daß du dies in dieser Ausführlichkeit getan hast!

Eule

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20 Okt 2005 19:56 #1358 von Marco

Richard schrieb: Ich habe es für mich gemacht.....Es gab nicht nur Freiwillige in der DDR, die "Grenzdienst" verrichteten. Zigtausende jedes Jahr. Oft Familienväter, die kurz vor Ablauf des sechsundzwanzigsten Lebensjahr "gezogen", also einberufen wurden. Warum ich "gezogen" wurde, wundert mich noch heute. Hatte Verfahren am Hals wegen "Versuchten bewaffneten Grenzdurchbruch" und wurde "eingesperrt". Und oh Wunder, bei der Einheit, die mich an der Grenze geschnappt hatte, landete ich als 1966 - 1967 als Wehrpfichtiger. Warum ich nicht damals getürmt bin, wundert mich heute immer noch. :o


Hallo Richard,

das klingt überaus spannend. Dass du bei der Einheit gelandet bist, die dich "geschnappt" hatte, das ist wirklich ein Ding! Das war wohl nur noch in den 50er und 60er Jahren möglich, oder?
In den 70er und 80er Jahren wurde doch das gesamte System der DDR-Grenztruppen noch straffer organsisiert - dann wurde man doch nach sogenannten "Blutsgruppen" eingeteilt. Dann war es doch wirklich ein Unding, dass man als versuchter Grenzdurchbrüchiger an die Grenze versetzt wurde...
Bei Dir war es wirklich Ironie des Schicksals. Eigentlich ein Buch oder ein Film wert...

Es grüßt Marco

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23 Okt 2005 17:58 #1366 von Anonymous
Alles unter den Teppich kehren und aus den Geschichtsbüchern streichen? Wo fangen wir dann an? Bei den über 6 Millionen Juden? Oder erst bei über 1000 Toten Deutschen, die von Deutschen getötet wurden?

Aufklärung, Aufarbeitung und die Arbeit gegen das Vergessen ist der einzigste Weg, das sich negative Geschichte NICHT wiederholen kann!

[url:eimpo22r]www.berlincrimetours.de/bcp.html[/url]

Matthias Haarbach

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01 Nov 2005 14:23 #1472 von Marco
Hallo Matthias,

wie schaut es mit dem Projekt "Gedenkstätte Dreilinden" aus?
Kommt Ihr voran? Auf meinen Mauer-Radtouren kam ich zweimal dort vorbei. Wäre wirklich wünschenswert, wenn dort einiges der Nachwelt erhalten bleibt!

Es grüßt Marco

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