× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Tagebuch: Kalleman unterwegs in Brasilien

07 Jul 2006 12:20 #4409 von kalleman
Ja Marco, du bringst es auf den Punkt. Wo ansetzen? Senegal und Gambia scheinen eher etwas teuer zu sein. Ich koennte mir als Einstieg Eritrea und Aethiopien vorstellen. Aber die Hemmschwelle ist gross.

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07 Jul 2006 12:37 #4410 von Marco
Einstieg?
Na, was für ein Einstieg.
Das würde ja gleich in die Vollen gehen... :shock:
Hut ab!
So teuer soll allerdings Gambia nicht sein. Senegal eher schon...

Marco

PS: Quando vais aquí?

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14 Feb 2008 14:39 #7546 von Marco

kalleman schrieb: Also diese PC's treiben mich zur Weissglut. ich log mich ein und irgendwann logt er mich automatisch aus und schon steht 'Gast'. Also das bin ich! Sorry, dachte immer, ich sei ein guter User!
Auf meinen Reisen halt ich mich nicht gerne in Hotels auf. Am liebsten bin ich draussen. Mitunter kommt es vor, dass ich nicht selten 15, 16 Stunden unterwegs bin. Meist hab ich ein paar Fixpunkte und wandere sonst einfach ziellos umher. Ich möchte einen Ort in mich aufsaugen, spüren, schmecken. Keine Ahnung, wieviele Kilometer ich an einem Tag absolviere, aber da meine Tage natürlich lang sind, komme ich zwangsläufig auch zu mehr Bekanntschaften, unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ sind. Irgendwie muss man einfach seinem Bauch vertrauen. Dennoch hat mich Reisen auch misstrauischer gemacht. Wer so reist wie ich, kann sich Naivität nicht leisten. Doch jetzt schmerzen meine Füsse. Sie sind geschunden, überall kleine Risse oder verhornte Stellen. Aber da muss ich durch. Ein echter Backpacker kennt keinen Schmerz. Oder wie war das mit diesem Sprichwort...:)
Der Busbahnhof von Rio ist eine Enttäuschung. Alt, hässlich, nicht besonders spannend und teuer. Bereits 2 Meter vom Busbahnhof entfernt bekomme ich die Wasserflasche zum halben Preis und noch etwas eigenartiges stelle ich fest. Auf der einen Seite kostet das WC 1 Real, auf der anderen Seite ist es gratis. Es ist 06.00 Uhr früh und ich habe etwas Respekt vor Rio. Wie komme ich am effizientesten vom Busbahnhof zur Copacabana? Da entdecke ich doch tatsächlich innerhalb des Busbahnhofs einen Metrobus! So komme ich sicher via Metrobus und Metro zur Copacabana. Ich bezahle 30 Real für ein Bett im Riobackpackers. Doch der einzige Grund hier zu sein ist der Kontakt mit anderen Reisenden. Die Duschen sind schmutzig, auch alles andere macht keinen sauberen Eindruck. In meinem Zimmer sind 5 nette Mädchen aus Deutschland, daneben schlafen noch 6 andere hier. 30 Real für ein Bett im 12er-Schlag! Da sind ja die Schweizer Jugendherbergen noch billiger! Dazu schmutzig! Im Zimmer herrscht, wie die Franzosen sagen würden, ein Bordell! Ich schaffe es kaum, eine Gasse zu finden um zu meinem Bett zu gelangen. Zudem ist mein Bett voll von fremden Kleidern. Aber da wird nicht lange gefackelt. Alles in die Ecke auf einen Haufen.
Wiedereinmal stelle ich zwischen den einzelnen Nationen interessante Unterschiede fest. Auf meinen Reisen erlebe ich immer wieder gewisse Gleichheiten. Der Deutsche beeindruckt mich durch sein unerschütterliches Selbstbewusstsein, dass uns Schweizern völlig fehlt. Schnell etabliert er sich in einer Gruppe. Schweizer habe ich meist ausserhalb, 'am Rande' von Gruppen kennengelernt. Es scheint fast so, dass wir uns in Grossgruppen nicht wohl fühlen. (Für mich trifft das zu) Dennoch waren die Kontakte mit Schweizern meist die nahrhaftesten. Man weiss halt, wo einem der Schuh drückt. Man kennt den Alltag und die Bedürfnisse seiner Landsleute. Die sozialen Lebensumstände prägen. Mit Spaniern und Portugiesen kam ich eigentlich nie ins Gespräch. Briten sind meist unter sich. Ich erlebe aber auch sie zumeist als symphatisch. Skandinavier und Holländer beeindrucken jeweils durch ihre herrvorragenden Englischkenntnisse. Während die Dänen den Schweizern nicht viel Symphatie entgegenzubringen scheinen, sind die Kontakte zu den anderen Skandinaviern meist herzlich. Auch mit Italienern machte ich gute Erfahrungen, hingegen mit den Israelis und Amerikanern verliefen sie zumeist schlecht. Die Israelis, mit ihrem stets unfreundlichem Gemüt, ihrem rumgemeckere und um jeden Cent feilschend. Sie scheinen sich um ihren Ruf nicht zu foutieren, obwohl es mittlerweile Hotels gibt, die Aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen keine Iraelis mehr aufnehmen! Ich habe den Eindruck, dass sie dass Gefühl haben, alle seien gegen sie. Abgesehen von wenigen guten Kontakten, erlebte ich die Amis als aggressiv, angriffig, heuchlerisch, arrogant und rücksichtlos.
Ich verbringe den Tag an der Copacabana. Ich mag Rio nicht, aber die Faszination der Stadt liess mich schon auf meiner ersten Reise nicht los. Ich liebe in Rio diese kleinen 'Strasseneckenbars', wie es sie an der Copacabana zu Hauf gibt. Am Abend gehe ich in die Avenida Junior. Sicherheitshalber habe ich eine armselige Trainerhose an und den Rucksack durch einen Plastiksack ersetzt. Vor 5 Jahren war ich damals in der Avenida Junior in einer Bar, in der sich die braslianischen Ehefrauen reicher Europäer ihre Ferien verbrachten. Ein Brasilianer bleibt seiner Bar treu! Und so kommen sie in die Ferien nach Rio. In ihre Bar und ich vermute, dass sie damals als Prostituierte gearbeitet hatten. Dennoch war damals die Stimmung so locker, dass ich selten an einem Ort so gelacht hatte.
Meine Bar gibt es nicht mehr! Überhaupt: War damals die Avenida Junior der Ort, an dem sich alle möglichen komischen Vögel trafen, scheint es sich hier beruhigt zu haben. Ich setz mich in eine Bar, in der Livemusik gespielt wird. Nur etwa 5 Besucher sind hier, aber es gibt für 2,50 0,6 Liter Bier, während man an den meisten anderen Plätzen für 3 Real 0,3 Liter bekommt. Die Musik ist gut, das Publikum älter und bald wecke ich ihr Interesse und ich werde 'aufgenommen'. Am Sonntag sei wieder ein Konzert, sagt eine ältere Frau, sie singt und ich soll kommen. Nach diesem wunderbaren Abend laufe ich via Avenida Atlantica zum Hostel zurück. Es ist 1.00 Uhr, hunderte von Prostituierten säumen die Strasse, es hat viel Polizei. Das Gesindel ist nicht sichtbar. kein Wunder, es regnet immer wieder. Ich fühle mich sicher, aber ich weiss, wie schnell es gehen kann.


Hallo Kalleman,

ich habe voller Neugierde noch einmal dein Brasilien-Tagebuch hervorgeholt und den Abschnitt "Rio de Janeiro" voller Wissensdurst aufgesaugt...
Ich werde mal schauen, was aus der Avenida Junior geworden ist, und ob es dort vielleicht doch wieder schräge Vögel gibt... :wink:

Até logo

Marco

[youtube:2v0bc3lq]www.youtube.com/watch?v=K2x5DOGpn48[/youtube:2v0bc3lq]

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18 Dez 2008 19:18 #9564 von silbermond
lieber kalleman, gestern las ich die tagebücher von marko und florian quer.
deins habe ich eben erst auf der second page entdeckt.
versprochen, auch dieses werde ich mal lesen. wenn auch nur quer. (wegen zeitmangel) :wink:

lg yvonne

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