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Blau-Weiß 90 Berlin vs. BFC Dynamo: Fließende Tränen nach knapper Niederlage

Die Tränen rollten und rollten und wollten gar nicht mehr enden. Die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin schnupperte bei ungemütlicher Witterung bereits am möglichen Einzug ins Pokalhalbfinale, ein abgefälschter Ball klatschte an den Querbalken, und zumindest das Erreichen der Verlängerung war in greifbarer Nähe. Immer wieder kam auf Heimseite die große Trommel zum Einsatz, immer wieder wurden sich die Haare gerauft. Der Oberligist verkaufte sich gut gegen den Regionalligisten aus Hohenschönhausen, der inzwischen von Matthias Mauksch trainiert wird. Als dann jedoch in der 81. Minute der Gegentreffer fiel, war irgendwie klar: Das war´s! Die Kraft würde einfach nicht reichen, um das Ding noch zu drehen. Routiniert brachte der Favorit die letzten zehn Minuten über die Runden. 

Es blieb beim Achtungserfolg. Gut verkauft und nur ein einziger Gegentreffer. Die Überraschung blieb indes aus. Und die besagten Tränen rollten. Bei wem? Bei den Blau-Weiß-Fans, die seit Jahren den 1992 neu ins Leben gerufenen Verein durch Dick und Dünn begleiten? Beim berühmten Hund mit dem schmuddeligen Schal um den Hals? Schmeckte die Wurst etwa nicht? Nein, wer bitter weinte, war mein achtjähriger Sohn. Er heulte wie ein Schlosshund und war kaum noch zu beruhigen. Vor dem Spiel betonte er noch, dass es ihm egal sei, wer gewinnen würde. Am Besten ein Unentschieden?! Geht nicht, weil es ein Pokalspiel ist?! Dann, ja dann, einfach mal schauen. Am Ende war es nicht egal. Wir standen auf Heimseite, und während ich mit dem einen oder anderen quatschte, suchte er schon mal sein Plätzchen nahe der Trommel. Später saß er auf dem mobilen Zaun, der auf beiden Seiten vor der Partie installiert wurde. Eigentlich wollten wir zu Halbzeit die Seiten wechseln, doch davon war keine Rede mehr. 

 

Das Söhnchen hatte sich in den vergangenen zwei Jahren verguckt. Und zwar in Blau-Weiß 90. Beim ersten Saisonspiel in Strausberg hatte es wohl endgültig Klick gemacht. Er mag den Hund, der immer mitkommt, und er mag die kleine Fan-Truppe, die einen entspannten Eindruck macht. Die Sache ist überschaubar, jeden kennt jeden, aber immerhin gibt es auch punktuellen Support. Und eine Trommel. Sehr wichtig natürlich für den Nachwuchs. Für seine acht Jahre hat er schon wahrlich viele Spiele gesehen. Als er eins war, schleppte ich ihn das erste Mal ins Sportforum Berlin-Hohenschönhausen. Mit dem Wort „Dynamo“ wuchs er quasi auf. Später kam Hansa dazu. Was für Tränen, als er 2015 das erste Mal im Rostocker Ostseestadion war und der F.C. Hansa Rostock das Jubiläumsspiel gegen den 1. FC Union Berlin verloren hatte. Er war untröstlich. Das überraschte mich jedoch nicht allzu sehr. Die gestrigen Tränen indes schon. Aber prima, Liebe kommt halt von innen heraus. Vielleicht wird das seine Nummer eins. Es könnte wahrlich schlimmer kommen. Nur zu!

 

Aber klar, ich gebe zu: Ein Spiel fühlt sich auch als erwachsener Berichterstatter völlig unterschiedlich an, ob man nun auf Seite A oder Seite B steht. Als ich gestern beim Bier bei der überraschend großen Fantruppe von Blau-Weiß 90 stand und mit einem Auge das Spiel verfolgte, merkte ich, wie in einer hinteren Ecke ein Schalterchen umgelegt wird. Außenseitersiege haben immer wieder was Schönes. Mal davon abgesehen, es würde sich um Vereine handeln, die man grundlegend unsympathisch findet. Aber sonst? Tasmania, Blau-Weiß 90, SD Croatia, FC Polonia. Die Liste ist lang an Vereinen, denen man schon mal punktuell die Daumen gedrückt hatte. 

 

Nun denn, vor allem war ich am gestrigen Nachmittag gespannt, wie die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 das Pokalspiel gegen den BFC Dynamo über die Runden bringen würde. Logistisches Chaos wie beim ersten Oberliga-Heimspiel gegen Tennis Borussia Berlin, als es richtig lange Schlangen gab? Nein! Dieses Mal ging alles reibungslos über die Bühne. Die Gästefans nutzen den eigentlichen Haupteingang, die Heimfans fanden den Zugang zum Kunstrasenplatz an der Rathausstraße über den Nebeneingang in der Kurfürstenstraße. 

 

Da das Vereinsheim geschlossen blieb, wurden auf beiden Seiten mobile Toiletten aufgebaut. Dazu gab es jeweils einen Wagen, an dem es Kaffee, Bier und Würste gab. Bei der kalten Witterung hakte es ein wenig am Kaffeenachschub, aber da hat die Fußballwelt schon größere Probleme erlebt. Grundsätzlich kann wohl nicht geklagt werden. Ein Kunstrasenplatz ohne Ausbau ist halt nicht die erquickendste Angelegenheit – und das bei solch einem Wetter, doch letztendlich durfte man froh gewesen sein, dieses Spiel an der heimischen Rathausstraße austragen zu dürfen. 

 

„Schalalala, Blau-Weiß Berlin ...“, hallte es zu Beginn der Partie über den Platz. Auf Gästeseite blieb es indes in der ersten Halbzeit ruhig. Erst im Laufe des zweiten Spielabschnitts machten sich die BFC-Fans hin und wieder bemerkbar. Auf dem Platz hielt der Gastgeber gut mit und die Truppe hinter der Trommel rief immer wieder: „Hier regiert Blau-Weiß Berlin!“ Die ersten fetten Möglichkeiten gab es in der ersten Halbzeit jeweils in Form eines Freistoßes. Der abgefälschte Schuss von Kevin Gutsche, der von 2010 bis 2015 selbst beim BFC Dynamo gespielt hatte, ging an die Latte. Kurze Zeit später wehrte Blau-Weiß-Keeper Michael Hinz, der 2008/09 sogar beim FC Rot-Weiß Erfurt unter Vertrag stand, einen Freistoß von der Strafraumgrenze ab. Zudem köpfte BFC-Abwehrspieler Lucas Brumme nach einer Ecke rechts am Gehäuse vorbei.

 

Zu Beginn der zweiten Halbzeit traf Gutsche noch einmal Aluminium, dieses Mal war es der linke Pfosten. Ins Spiel bei Blau-Weiß 90 kam zudem Lukas Rehbein, der einst beim BFC zu den Publikumslieblingen gehörte. So waren es am gestrigen Nachmittag gleich vier Blau-Weiß-Spieler, die einst auch das weinrote Trikot getragen hatten. Zwar war es wie bereits erwähnt aus Blau-Weiß-Sicht aufgrund der zwei Aluminium-Treffer zum Haareraufen, doch kam der BFC in der zweiten Halbzeit immer besser ins Spiel. Die Möglichkeiten mehrten sich, unter anderen traf Ugurtan Cepni das Außennetz. 

 

In der 81. Minute war es schließlich soweit. Der BFC arbeitete sich über die linke Seite nach vorn, der Ball wurde zugespielt auf den nachrückenden Kemal Atici, und dieser lochte unten rechts zum 1:0 für die Gäste ein. Erst fünf Tage zuvor kam er vom 1. FC Lokomotive Leipzig nach Berlin-Hohenschönhausen. Das nennt man wohl Einstand nach Maß! Trainer Matthias Mauksch wollte diesen Spieler unbedingt haben, man kennt sich noch aus der gemeinsamen Zeit beim FSV Union Fürstenwalde. 

 

So is dat Lebbe. Am Ende gewann der BFC Dynamo mit 1:0 und darf sich nun auf das Halbfinale freuen. Die möglichen Gegner heißen VSG Altglienicke, FC Viktoria 1889 Berlin und Tennis Borussia Berlin. Auf ein Duell gegen TeBe dürfte sich dann auch mein Sohnemann freuen. Und was Blau-Weiß 90 betrifft, so wird er im Frühjahr gewiss noch das eine oder andere Oberliga-Spiel besuchen. Auswärts zu Brandenburg Süd und Anker Wismar dürften prima Optionen sein, um mal wieder einen duften, entspannten Papa-Sohn-Tagesausflug zu gestalten.

Fotos: Marco Bertram, Patrick Skrzipek (bfc-fotos.de)

> zur turus-Fotostrecke: Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

Artikel wurde veröffentlicht am
04 Februar 2019
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Es macht Freude den mit Herzblut geschrieben Artikel zu lesen.
G
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Zuschauerzahl
Hallo Marco,
wieviele Zuschauer waren zugegen?
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B
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Sahne
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Jetzt der Klassenerhalt!
M
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Schade für Blau Weiß
G
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