„Heute knallt`s!“, titelte einst der Kölner EXPRESS Anfang der 90er Jahre schon mal gern vor einem brisanten Duell. Was haben wir uns damals beeiert, wenn Karsten und ich die Titelseiten des EXPRESS in den diesen roten Kästen sahen. Ich war von der Boulevardpresse in Berlin auch einiges gewohnt, doch im Rheinland wurde manches noch direkter auf den Punkt gebracht. Verbal auf die Fresse! Über 25 Jahre später greife ich doch tatsächlich auf eine Info zurück, die ich heute einer Meldung im EXPRESS entnahm. Denn: „EXPRESS weiß“. Nun denn, dann wird es wohl stimmen. Aber nun zum Punkt. Die Düsseldorfer zeigten beim Duell gegen den 1. FC Köln eine klasse Choreo im Stil der Azteken. Der Düsseldorfer Löwe mit dem Anker. In der Mitte die Meisterschale, darunter ein Spruchband. Links und rechts waren zwei Azteken-Figuren zu sehen. Die Figur rechts außen (keine Wortspielerei, die stand nun mal am rechten Rand) hielt ein Fohlen und einen Geißbock in der Hand.
Fortuna Düsseldorf vs. 1. FC Köln: Aztekische Krieger gegen den „Fight Club seit 1948“
HotUnd nun kommt’s! Ein Detail, das ich im Leben nicht entdeckt hätte. Am Kölner Geißbock hingen zwei Kölner Nummernschilder. Und diese stammen laut EXPRESS von den Bandbussen von „Höhner“ und „Brings“. Sachen gibt´s! Die Bands nahmen es wohl mit Humor. So postete die Band „Höhner“ heute ein Nummernschild mit der Aufschrift „D-OM 4711“. Dazu gab es ein "herzliches Alaaf nach Düsseldorf". Und so kam es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben die offizielle der Facebook-Seite der „Höhner“ besuchte, um das Ganze bestätigt zu wissen. Und richtig! „Endlich neues Nummernschild!“
Apropos Gruß. Die Kölner Anhängerschaft pflegte in Düsseldorf wieder ihren alten Ruf. So war am Oberrang des Gästeblocks ein großes Banner mit der Aufschrift „Fight Club seit 1948“ zu sehen. Das erinnert doch schlagartig an das vor geraumer Zeit in Bochum präsentierte Spruchband: „Sensation! Schmier hätt nix im Jriff. Hurra! FC-Hools boxen wieder…“ Aber ganz ehrlich, woran denke ich zuerst, wenn ich „1. FC Köln und Müngersdorf“ höre? Nee, nicht an alte Titel. Vielmehr an „Block 38“, „Hools“ und „Boxwiese“. Die Erlebnisse aus den frühen 90ern haben sich einfach zu fest verankert. „Wilde Horde“ schön und gut, in meinem Fall geht das „Boxen“ nicht mehr aus dem Hirn. Somit hatte ich beim Anblick des langen Banner innerlich schon eine wenig gefeiert.
Und wenn wir schon beim Denken und Hören sind. Ist die Rede vom Rheinischen Derby, so ist allgemein vor allem der Klassiker 1. FC Köln vs. Borussia Mönchengladbach gemeint. Das mag auch daran liegen, dass es seit der Saison 1996/97 das Duell Fortuna Düsseldorf vs. 1. FC Köln nicht mehr in der 1. Bundesliga gab. Zwischenzeitlich war Fortuna abgetaucht bis runter in die Regionalliga. Zwischenzeitliche Wiedersehen gab es nur 1998/99 und 2013/14 in der 2. Bundesliga. Aber hey. Hören wir Köln gegen Düsseldorf, denken wir doch auch an die beiden DFB-Pokalendspiele 1978 und 1980. Das erste konnten die Geißböcke im Gelsenkirchener Parkstadion mit 2:0 für sich entscheiden, das zweite gewannen die Düsseldorfer ebenso im Parkstadion mit 2:1.
Nun also gab es ein Wiedersehen im Fußballoberhaus, und die Anhängerschaft der Fortuna hatte sich mit einem Marsch zum Stadion warmgemacht. Aufgrund der gleichen Vereinsfarben musste als neutraler Beobachter zweimal hingeschaut werden, wer dort unten eigentlich anmarschiert. Die geschwenkte 1895-Fahne gab schließlich Aufschluss. Nachdem es zu Beginn der Partie auf Heimseite bei der gezeigten Choreo an den Rändern ein wenig rauchte, hatte die Kölner Anhängerschaft auf dem Oberrang zu Beginn der zweiten Halbzeit ihren großen Auftritt. Zahlreiche rote Fackeln wurden angerissen, so dass die gesamte Ecke in ein rotes Licht gehüllt wurde. Bereits zu Beginn der Partie stieg in jenem Bereich reichlich roter und und weißer Rauch auf, untermalt von ein paar Fackeln. Im späteren Verlauf kam es auch im Heimbereich zu einem Einsatz von Pyrotechnik.
Auf dem Rasen konnte Fortuna Düsseldorf die Oberhand behalten. Der 2:0-Sieg gegen die Kölner war der erste Heimsieg in der 1. Bundesliga seit dem 17. August 1983. Damals erzielte Rudi Bommer im alten Rheinstadion vor rund 30.000 Zuschauern die beiden Treffer. Dieses Mal waren es Rouwen Hennings, der in der 38. Minute vom Elfmeterpunkt aus traf, und Erik Thommy, der nach fast exakt einer Stunde nach einem Alleingang ins Schwarze traf. Bitter für die Kölner, denn Möglichkeiten für eigene Tore gab es genug. So aber rutschen die Geißböcke wieder einmal ab in die Abstiegszone…
Fotos: Marco Hensel, turus-Archivfoto