Wattenscheid gegen Münster: Tor-Spektakel zum Abschied von der Lohrheide

Wattenscheid gegen Münster: Tor-Spektakel zum Abschied von der alten Lohrheide

Gestern gab es WM: Nein nicht dieser komplett schwachsinnige Bums in der Wüste, sondern feinster Regionalliga Fußball zwischen „W“ wie Wattenscheid und „M“ wie Münster. Der erste Spieltag der Rückrunde und die SGW als Aufsteiger stemmt sich aktuell gegen den direkten Wiederabstieg aus der Regionalliga West. Dagegen rangiert Preußen Münster derzeit auf dem Platz an der Sonne als souveräner Tabellenführer. Zum Gastspiel in Wattenscheid wurden die Adlerträger von rund 1.500 Fans begleitet zusätzlich unterstützt von einigen Anhängern des VfL Bochum.



Insgesamt kamen 2.709 Zuschauer ins weite Rund des Lohrheidestadions zum vielleicht letzten „echten“ Heimspiel in dem Stadion in der Form. Denn nach Plänen der Stadt Bochum soll das Stadion für 55 Millionen Euro zur „Eventbühne Lohrheidestadion“ umgebaut werden, vor allem mit dem Ziel große Leichtathletik-Events wie deutsche Meisterschaften oder die Universiade dort stattfinden zu lassen. Aber auch die SG Wattenscheid 09 soll vom Umbau profitieren unter anderem könnten die Fans dann bald „wetterfester“ also unter einer überdachten Tribüne in der Kurve Fußball genießen.



Bevor die Bagger anrollen und z.b. die 1972 gebaute Westtribüne abreißen, gab es noch einmal ein wirklich denkwürdiges Spiel in der Lohrheide. Zuletzt gastierten die Fans der Adlerträger vor 15 Jahren in Wattenscheid. Auch damals gab es wie gestern viele Tore zu sehen: Am 32. Spieltag der Oberliga Westfalen (18. Mai 2007) wurde es ein 3:4 für Münster. Auch die anderen Begegnungen waren meist torreiche Partien. So gewann in dieser Saison Münster sowohl das Spiel der Hinrunde mit vier Toren (4:1), als auch das Match im Westfalenpokal (4:0).



Trotzdem war das Interesse für ein „letzte“ Tour in die Lohrheide scheinbar nicht so ausgeprägt. Eigentlich hatte man schon mit ein paar mehr Fans (vor allem neutrale) im Stadion gerechnet. Vielleicht war es zu kalt oder die Rabattschlacht im Einkaufszentrum oder die „Bums-WM“ wurde dann doch dem richtig „geilen“ Regionalligaspiel vorgezogen. Pech gehabt und was verpasst kann man sagen. Die aus Münster da waren legten dann aber stabil und stimmungsvoll los, dagegen war es auf Wattenscheider Seite erst einmal still. Grund sind erst kürzlich an ein paar eigene Anhänger ausgesprochene Hausverbote.



Sportlich dachte man war es klar: Alles andere als eine erneute Klatsche für Wattsche wäre eine Sensation. Aber in den ersten zehn Minuten der Partie unter der Leitung des, Regionalliga typisch nicht immer souverän agierenden, Schiedsrichters Lars Aarts spielte erstmal nur Wattenscheid. In der zehnten Minute hätte sich Münster nicht über einen Rückstand beschweren dürfen, als Kim Sane alleine vor dem SCP-Keeper stand, dieser aber seinen Schuss abwehren konnte. Diese Hunderprozentige war wie ein Wachmacher für die Adlerträger und sie konterten mit einem eiskalten Doppelschlag erst durch Andrew Wooten (11. Minute) und dann durch Gerrit Wegkamp (13. Spielminute). Die SGW wirkte verunsichert und hatte Mühe die Angriffe der Münsteraner auf dem unebenen Rasen in den Griff zu bekommen. Dann pfiff der Schiedsrichter nach einer SCP Ecke plötzlich noch Elfmeter (41. Minute Marc Lorenz) und Zack stand es 0:3. Es wurde wild, denn fast im Gegenzug gab es auch für die SGW einen berechtigten Elfer (43. Minute Julian Matthias Meier) und vor der Pause auch noch ein Tor für Münster: Gerrit Wegkamp netzte zum 1:4 Pausentee.





Darauf erstmal eine leckere Stadionwurst, die hoffentlich nach dem Umbau erhalten bleibt: Nicht wenige im Stadion dachten daran das Wattenscheid nun von den übermächtigen Preußen abgeschossen wird und der Torrekord der Regionalliga West zwischen dem KFC Uerdingen gegen Rot-Weiss Essen (0:11) aus der vergangenen Saison locker egalisiert werden könnte. Aber nix da: Wie an den letzten Spieltagen, ist die zweite Hälfte die Zeit der SGW. Mehrmals konnten sie schon ein Spiel drehen und fast auch gestern: Erst gab es in der 48. Spielminute noch einen Elfer für Wattenscheid, den Dennis Lerche zum 2:4 verwandelte, dann sah er knapp 20 Minuten später nach einem Foul an einem SCP-Spielers seine zweite gelbe Karte des Spiels und musste runter. Münster mit einem Mann mehr versuchte das Ergebnis für sich zu erhöhen kam auch zu guten Chancen, aber das Tor fiel auf der Gegenseite: Umut Yildiz knipste in der 78. Spielminute zum 3:4.



Die Nachspielzeit brach an und es wurde noch wilder. Nach einem Torwartfehler des SCP-Schlussmanns war Tim Thomas Brdaric zur Stelle und traf zum 4:4 Ausgleich in der 92. Spielminute. Die Heimfans im Lohrheidestadion explodierten, aber noch war nicht Schluss. Schiedsrichter Aarts hat anscheinend auch viel von der „gekauften Wüsten-Veranstaltung“ geschaut und ließ solange nachspielen bis der verdiente Sieger feststand. In der 97. Spielminute war es Simon Scherder der auf 4:5 stellte. Alle die es mit Münster hielten, hielt es nicht mehr auf den Beinen: Nicht nur das Team bejubelte den Torschützen auch einige hundert Fans sprangen an den Ordnern vorbei von der Sitzplatztribüne in den Innenraum. Der Schiedsrichter kam einer Unterbrechung (möglichen Abbruch) des Spiels zuvor und Pfiff die Partie gar nicht mehr an.



Fazit: Was für ein Spiel, was für ein tolles Kontrastprogramm zu dieser "Bums-WM". Das war richtig was für jeden Fußballfan. Manch ein neutraler Zuschauer hätte dem Underdog den Punkt gegönnt, aber der Sieg für Preußen Münster geht aufgrund der sportlichen Überlegenheit komplett in Ordnung, trotz starker kämpferischer Leistung der SG Wattenscheid 09.

Fotos: > Alle Fotos Sport-Bildagentur frontalvision.com

> turus Fotostrecke SG Wattenscheid 09

> turus Fotostrecke SC Preußen Münster

Artikel wurde veröffentlicht am
27 November 2022
Spielergebnis:
4:5
Zuschauerzahl:
2.709

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