Nach dem spielerisch sehr dürftigen Auswärtsspiel in Osnabrück stand unser Heimspiel gegen den Hamburger SV vor keinen guten Vorzeichen. Erinnerungen an unser 0:6 gegen die Hamburger wurden wieder lebendig. War es schon wieder der falsche Trainer? Wurde die Mannschaft falsch zusammengestellt? Ist der Kader zu groß? Warum zünden die Leihspieler nicht? Das sind nur einige Fragen und Vermutungen, welche sich viele Hansafans stellten.
Hansa Rostock vs. HSV: Altstoffsammeln am Ostseestadion
Aber auch in Hamburg gab es in der Woche Probleme, denn der „Wer wird deutscher Meister? HSV“ - er wurde ja seit vielen Jahren in „Wer steigt niemals auf? HSV“ geändert - hatte sich vom Trainer getrennt. Schon wieder Kopfkino, denn sollte uns möglicherweise der Rostocker Jung Steffen Baumgart als neuer HSV-Trainer abschießen? Glück gehabt, denn erst mal durfte der Co-Trainer Polzin als Chef fungieren.
Am Spieltag fand vor dem Ostseestadion noch ein Altstoffhandel statt. Neben Flaschen, Lumpen und Papier beteiligten sich die Gäste mit mehreren Kilo Schrott, denn sie „trennten“ sich extra von ihrem Capo-Podest. Zusätzlich wurde noch Geld über Ebay Kleinanzeigen gesammelt: „Moin! Im Auftrag der Nordtribüne Hamburg verschenken wir 2 Klettergerüste …“. Wirklich eine nette Geste der Hamburger und die Hansa-Jugend hat etwas mitgeholfen.
Etwas Negatives hat die Sache dann trotzdem, denn ohne Vorsänger gibt’s ja wieder Stimmung, welche eher an 1990 vor 12.000 Zuschauern im zugigen Volksparkstadion erinnert. Diese Stimmung habe ich selbst auch miterlebt, denn unter dem Motto „Test the West“ waren wir ja oft in Hamburg. Es gab einen Freundschaftsschal zwischen beiden Vereinen, gemeinsame Freundschaftsspiele und Feiern. Nicht zu vergessen hatte fast jeder DDR-Fußballfan seinen Westlieblingsverein. In Rostock war dies sehr oft der HSV. Daher gibt es auch heute noch etliche Sympathien für den HSV in Rostock und Mecklenburg-Vorpommern.
Über 27.000 Zuschauer, darunter etwa 2.200 Gästefans, sorgten für ein ausverkauftes Ostseestadion. Kai Pröger fiel kurzfristig krankheitsbedingt aus, sodass unser Trainer wieder umstellen musste. Hansa begann das Spiel abwartend und schaute, was der HSV anbot. Wir strotzten derzeit nicht gerade mit Selbstbewusstsein, sodass der Hamburger Dompe in der 34. Minute für die Gästeführung sorgte.
Für viel Lachen sorgte die „Olsenbande“ auf der Südtribüne, denn auf Egons Plan stand: „Wir brauchen eine Strickleiter, zwei ferngesteuerte Spielzeugautos und Rauchpatronen.“ Der Plan ging auf und es wurde ein wirklich toller Protest gegen die Pläne des Investoreneinstieges der DFL.
Die zweite Halbzeit zeigte einen verwandelten F.C. Hansa, denn unsere Spieler machten ein sehr leidenschaftlich geführtes Spiel. Kampf um jeden Ball und das Abwarten wurde endlich abgelegt. Wir bekämpften den HSV und wandelten den Rückstand in eine 2:1-Führung um (Perea in der 50. Minute zum 1:1 und das 2:1 durch Sveinn Aron Gudjohnsen in der 82. Minute).
Das Ostseestadion tobte und trug unsere Kogge durch die stürmische See. Aber der HSV kam zurück und ihm gelang durch Glatzel noch der 2:2-Ausgleich. Hansa warf nochmal alles nach vorne und in der letzten Sekunde der fünfminütigen Nachspielzeit gelang Dressel fast noch der Siegtreffer. Fakt ist, die Kogge sendete ein Lebenszeichen und fährt am kommenden Sonntag zur Reha nach Düsseldorf. Ahoi Heiko Neubert
Bericht & Fotos: Heiko Neubert
- Ostseestadion