BSK Banja Luka vs. FK Romanija Pale: Zweitligafußball im Schatten von Borac

Der nächste Morgen war schwer, ein nicht genannter Reisefreund wachte im fremden Bett im fremden Zimmer auf, völlig unklar, wie das eigentlich passieren konnte. Ja, ja, Alkohol dürfte eine Rolle gespielt haben. Aber allein, also nicht das Gerüchte aufkommen. Bei weiterhin drückenden Temperaturen machten wir uns wieder auf den Weg zum Busbahnhof und diesmal sollte es in den serbischen Teil von Bosnien & Herzegowina gehen.

Für etwa 200 Kilometer waren etwa 6 Stunden Fahrtzeit angesetzt. Warum das so lang dauern sollte, wurde schnell klar. Kurvige, schlecht ausgebaute Straßen, die maximal Tempo 50 zulassen, endlose Serpentinen, Staus. Leider kommt es in Bosnien wohl öfters zu Unfällen, wir sahen auf der Strecke einen abgestürzten Bagger und unser Bus musste auch an einem offenbar grade verunglückten Auto vorbeifahren.

Ein nicht genannter Mitfahrer litt unter den bescheidenen Gesamtumständen und brunzte in die Kotztüte aus dem Flugzeug, der ganze Bus hat sich geekelt. Aber gut, so konnte immerhin auch dieser Länderpunkt eingefahren werden – und, zweiter positiver Nebeneffekt: Wir durften Maja kennenlernen. Maja ist 19 Jahre alt, studiert Kriminalistik, macht gerne Sport, lacht, singt und tanzt gerne. Sie mag die USA und Russland, findet Wladimir Putin „gefährlich“ (was sie als Kompliment verstanden wissen will) und erklärt so nebenbei mit ihrem bezaubernden Lächeln, dass sie Deutschland hasst. Aber trotzdem, Maja, du serbischer Sonnenschein, wenn du das hier liest (was du wahrscheinlich nicht tust), sei gegrüßt!

In Banja Luka empfiehlt uns Maja die Kirche und das Stadion. Leider hat sie keine Zeit, mit uns noch auszugehen oder uns die Stadt zu zeigen, weil sie so beschäftigt ist mir ihrem Studium und ihren baldigen Examen. Viel mehr als orthodoxe Kirche und das genannte Stadion hat Banja Luka irgendwie auch nicht zu bieten. So bleibt dann mehr Zeit zum Biertrinken. Während die lokalen bosnischen Biere eigentlich allesamt gemundet hat, schmeckt das serbische Exportprodukt aus der Flasche eher nicht.

Nach dem günstigen, reichhaltigen und schmackhaften Fleischkonsum geht es dann schon zum Spielort, dem Nebenplatz vom Stadion von Borac Banja Luka. Leider leider spielt heute nicht Borac, denn das Stadion ist eine richtig geile Butze und zahlreiche Fußballgraffitis in der Stadt lassen auch auf eine gute Fanszene schließen. Der Nebenplatz ist hingegen ein trauriger Kunstrasenplatz, der als Ausbau lediglich über ein paar Reihen Plastikschalen verfügt. Gespielt wird heute in der zweiten Liga, einer Regionalliga der sogenannten Republika Srbska, also dem serbischen Siedlungsgebiet in Bosnien.

Wir lernen jedoch Velko kennen, einen alten Banja Luka, der schon seit über 30 Jahren in der Schweiz lebt und dort auch Schiedsrichter ist. Wie viele Bosnier ist er sehr gastfreundlich, gibt uns Bier aus und hält ein Schwätzchen mit uns. Während das Spielfeld vom Regen überschüttet wird und die Heimmannschaft in der Ersten Halbzeit mit 3:0 gegen die Gäste Baden geht, vergeht für uns die Zeit wie im Fluge.

Banja Luka gelingt zwar noch ein Tor, aber der Sieg für Pale ist doch hochverdient. Auf ein Abschlussbier und einen Abschluss-Palinka geht es nochmal in die Stadt, ehe uns am nächsten Tag ein überpünktliches Taxi zum Flughafen bringt. Mit dem Rainer geht es über Memmingen in die Heimat, wo eine gelungene Tour ihren Abschluss findet. „Robert und der Straßenhund – die Freundschaft!“

Fotos: Stadionhüpfer - INkognito

Bericht: Mittel Michi