Auch wenn die Oberhausener Fans per Spruchband den Essener Anhängern mitteilten „Heute kein Derby“ (in Anlehnung an das Hinspiel, wo die RWE-Fans klarmachten, dass sie nur Spiele gegen Schalke und Duisburg als Derby zählen) besangen und fühlten sich die RWO-Fans am Ende dann doch als „Derbysieger“ nach dem knappen 1:0 über den Rivalen aus der Nachbarstadt. 9.380 Zuschauer wollten bei kühlen winterlichen Bedingungen das Spiel sehen, davon gut 4.400 Fans aus Essen.
Stadtduell Oberhausen gegen Essen: RWE marschiert, RWO trumpft
Für einige hundert Essener Fans begann der Spieltag schon drei Stunden vor Anpfiff am Oberhausener Einkaufszentrum Centro: Wie schon in der vergangenen Saison wollten die Anhänger unter dem Motto „Westtribüne auswärts“ die 2,5 Kilometer zum Stadion Niederrhein zu Fuß zurücklegen. Nachdem gegen 12:00 Uhr dann auch der aktive Kern der Essener Supporterszene eintraf, ging es mit strammen Schritten inklusive geschlossener kurzer Pyro- und Gesangspausen zum Stadion.
Vor dem Spiel zeigten beide Fangruppen - dem Traditionsduell angemessen - in den Supporterblöcken entsprechende Blockchoreografien. Die Oberhausener Fans stellten das fest im Vereinslogo verankerte „Kleeblatt“ unter dem Motto „… denn eins wird immer bleiben“ mit hochgehaltenen Papp-Kleeblätter und dem Einsatz von grünen Rauchtöpfen sehr effektiv in den Vordergrund. Die Essener setzten das Motto des Marsches „Westtribüne auswärts“ auch im Stadion eindrucksvoll um: So positionierte sich der Stimmungsblock anders als bei anderen Spielen direkt neben der Anzeigentafel und leitete das Spiel mit rot-weissen Schwenkfahnen, einem übergroßen Vereinslogo und Fangesängen ein.
Das Hinspiel endete übrigens mit einem 4:4 – mehr Tore hätten dem gestrigen Spiel sicherlich gut getan. Keiner der beiden Mannschaften wollte auch nur einen Grashalm hergeben und so entwickelte sich zwar ein kampfbetontes aber auch chancenarmes Spiel. Während Rot Weiss Essen mit Fernschüssen und Ecken zu Tor-Gelegenheiten kam, versuchte sich Rot Weiß Oberhausen durch die RWE Abwehr „durchzuwuseln“. „Uns fehlt momentan vorne die Durchschlagskraft“, bewertete RWE-Trainer Marc Fascher die aktuelle Situation beim Traditionsverein. Wie schon in Aachen, so zeigte sich auch in Oberhausen Essen als gleichwertiger Gegner, aber für die Spitzenposition scheint dies zu wenig. Am Ende entschied das Duell eine Unachtsamkeit: Nach einer Flanke legte der gerade eingewechselte Raphael Steinmetz den Essenern in der 78. Spielminute per Kopf den Ball ins Netz. Das saß. Die restlichen Minuten verstrichen ergebnislos. Das Anrennen der Essener brachte keinen Lohn. Zwar wäre ein Unentschieden gerechter gewesen, aber schon im Hinspiel hatte RWO-Sieg den Sieg auf dem Fuß.
Kann der Aufstiegstraum von RWE schon jetzt zu den Akten gelegt werden? Manch ein Fan ließ sich gestern schon dazu hinreißen den Kopf des Trainers zu fordern, dabei sind trotz des Rückstandes von sieben Punkten auf den Spitzenreiter Alemannia Aachen zwölf Spiele zu gehen und 36 Punkte zu vergeben. Schon am Freitag könnten gegen den Stadtrivalen FC Kray die ersten drei geholt werden. Wiedergutmachung wäre das Stichwort für das Team von Marc Fascher, gab es doch im Hinspiel eine peinliche 4:2 Niederlage für die Geschichtsbücher der Krayer (im Niederrheinpokal spielt RWE auch gegen den FC). Ob in Oberhausen schon von Aufstieg geredet wird? Wohl eher nicht, sind es doch zehn Punkte bis Platz eins. Dafür war aber gestern eine effektive Leistungssteigerung im Vergleich zum Heimspiel gegen Wattenscheid erkennbar und das sowohl auf dem Platz, als auch auf den Rängen. RWO reist am kommenden Sonntag zur Zwoten von Fortuna Düsseldorf, während sieben Tage später die U23 vom 1. FC Köln zwischen Kanal und Emscher gastiert. Vielleicht lassen sich einige von den rund 5.000 Heimfans, die gestern im Niederrhein-Stadion waren dazu bewegen wiederzukommen.
Anmerkung: Falls beide Klubs im Jahr 2017 in der gleichen Liga spielen sollte, könnte die Begegnung zwar immer noch kein Derby sein, dann aber immerhin ein Straßenbahnduell. Denn eine solche verbindene Bahn (Linie 105) ist derzeit in Planung.
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- Stadion Niederrhein