Bunter Rauch und abgebrannte Bengalos führen in der Schweiz in aller Regel nicht zu großer Aufregung, doch wenn Böller und Fackeln in Richtung Spielfeld geworfen werden, hört auch bei den Eidgenossen der Spaß auf. Erhitzte Gemüter während des Duells der Erzrivalen FC Basel und FC Zürich, und auch nach dem Spiel kochten die Emotionen weiter hoch. Aufgrund der Vorkommnisse im Gästeblock meldete sich die Swiss Football League (SFL) in Form einer Stellungnahme zu Wort, in der das Abbrennen und Werfen der Feuerwerkskörper (Knallpetarden und Pyro-Fackeln) aufs Schärfste verurteilt werden. Innerhalb von vier Wochen ist bezüglich der Vorkommnisse ein Urteil zu erwarten. Entschieden werden muss, ob diese Angelegenheit die Maximalbuße von 10.000 Schweizer Franken überschreitet und somit an die Sicherheitskammer der Disziplinarkommission weitergegeben werden muss. Und auch der Verein selbst zeigt sich wenig erfreut, so distanzierte sich der FC Zürich ganz klar vom „krassen und mehrmaligen Fehlverhalten etlicher Matchbesucher“.
FC Basel vs. FC Zürich: Pyro und Spielunterbrechung sorgen für Ärger
HotWas war genau passiert? Der Reihe nach. Sportlich schaute das Ganze wie folgt aus: Der FC Zürich kämpft um Rang drei oder vier, um den Einzug in die Europa League zu packen. Die Basler indes wollten unbedingt den Dreier einfahren, um den Weg zum 18. Schweizer Meistertitel (der sechste in Folge seit 2010) zu ebnen. Im Fall einer Niederlage des FC Basel und eines gleichzeitigen Sieges der Young Boys aus Bern in St. Gallen, hätte sich der Abstand zwischen diesen beiden Klubs (FCB und BSC) auf vier Punkte verringert. Und was das Fantechnische betrifft, muss zum Duell FC Basel vs. FC Zürich nicht viel gesagt werden. Unvergessen das letzte Spiel der Saison 2005/06, das auch als „Schande von Basel“ bezeichnet wird. Mit einem Treffer in der Nachspielzeit sicherten sich damals die Zürcher den Meistertitel, daraufhin kam es zu einem Platzsturm und massiven Auseinandersetzungen. In das Feuer der langjährigen Feindschaft wurde nochmals eine ordentliche Portion Öl gegossen.
32.042 Zuschauer zog es am vergangenen Sonntag in den St. Jakob-Park. Eine ordentliche Hausnummer. Zuletzt wurde die 30.000er Marke beim CL-Spiel gegen den FC Porto (34.464 Zuschauer) geknackt. In der Liga war dies zuletzt im August 2014 gegen den BSC Young Boys der Fall. Aus Zürich durften rund 700 Anhänger anreisen, die wie gewohnt in einer Ecke auf dem Oberrang ihre Plätze einnehmen durften. Eingeläutet wurde das mit Spannung erwartete Spiel mit einer Portion Pyro auf beiden Seiten. Auf dem Oberrang der Muttenzerkurve wurde eine große alles überspannende Blockfahne „FC Basel 1893“ ausgerollt, auf dem Unterrang waberte gelber, roter und blauer Rauch empor.
Den ersten Treffer gab es in der 24. Minute zu bejubeln. Nach Ecke von links landete der Ball am hinteren Pfosten, wo Shkelzen Gashi aus kurzer Distanz den Ball über die Linie drücken konnte. 1:0 für den FCB! Nur sechs Minuten später die fette Möglichkeit zum Ausgleich der Zürcher, doch nach hübschem Zuspiel über die linke Seite konnte der Ball in letztem Moment zur Ecke geklärt werden. Sekunden später gleich noch eine dicke Chance für den FCZ, dieses Mal war Basel-Keeper Tomas Vaclik zur Stelle. Hektisch wurde es in der 38. Minute. Völlig unnötig grätschte Davide Chiumiento seinem Gegenspieler an der Außenlinie in die Beine. Rote Karte. Der FC Zürich nun in Unterzahl. Erstmals während des Spiels wurden nun Bengalos vom Gästeblock aus in den Innenraum geworfen, doch noch zog dies keine weiteren Konsequenzen nach sich. Auf dem Rasen blieb es indes mächtig heiß. Rudelbildung in der 44. Minute. Am Rande des Trubels hatte der Torschütze zum 1:0, Shkelzen Gashi, mal eben mächtig zugelangt. Auch ihm wurde vom Schiedsrichter der rote Karton gezeigt. Und die erste Halbzeit war noch nicht zu Ende! In der 45.+3. Spielminute das 2:0 für den Gastgeber! Nach einer Ecke - dieses Mal von rechts - herrschte wieder Unordnung in der Zürcher Abwehr. Nach einem ersten Klärungsversuch des FCZ-Keepers schob Breel Embolo das Spielgerät in die Maschen.
Kaum war der zweite Spielabschnitt angepfiffen, hieß es schon wieder: Tor von Embolo! In der 47. Minute schnappte er sich wie im Training beim Gegenspieler den Ball, zog in Richtung FCZ-Gehäuse und schob am Keeper vorbei zum 3:0 ein. Freudiges Ausrasten auf den Rängen. In der 71. Minute folgte schließlich der Moment, der für viel Gesprächsstoff sorgen sollte. Nachdem Franck Etoundi etwas überraschend den 1:3-Anschlusstreffer für die Zürcher erzielen konnte, knallte es mächtig im Gästebereich. Bereits Sekunden vor dem Tor detonierte es ein erstes Mal, so dass zahlreiche Zuschauer erschrocken zusammenzuckten. Manch eine brennende Fackel wurde im Innenraum zwischen den dort stehenden Fotografen und Ordnern entsorgt. Der Schiedsrichter unterbrach für zehn Minuten die Partie, und als nach Wiederanpfiff nochmals zwei Bengalos durch die Luft segelten, ertönte im weiten Rund ein gellendes Pfeifkonzert.
Die Gastgeber hatten eine Antwort parat - und zwar zunächst auf dem grünen Rasen. In der 78. Minute durfte Embolo seinen dritten Treffer des Tages feiern. Nach katastrophalem Abwehrverhalten der Zürcher konnte er sich wieder mal den Ball schnappen und allein auf das Gehäuse zulaufen und einlochen. Bitterer Höhepunkt des FC Zürich: Minute 88. Nach Rückpass von Djimsiti konnte der FCZ-Towart den Ball nicht mehr greifen, so rollte dieser allein in das Tor. 5:1 für den FC Basel. So hoch hatten die Basler gegen den Erzrivalen zuletzt am 06. Mai 2012 gewonnen. Damals auswärts im Letzigrund.
Nach Abpfiff kam es noch am Zaun des Gästeblocks zu Zwischenfällen. Vermummte Basler Anhänger versuchten heranzukommen, in erster Reihe wurde bereits an den Netzen gezogen, doch Ordner und heranrückende polizeiliche Einsatzkräfte hatten die Lage im Stadion relativ schnell im Griff. Ein Teil der Heimfans musste noch kurz im Stadion verharren und andere Ausgänge benutzen, bis die Gästefans den Sonderzug erreicht hatten und gen Zürich abfahren konnten. Welche Konsequenzen die Ereignisse haben werden, wird sich wie eingangs erwähnt in den kommenden Wochen zeigen. Ein Wiedersehen der Rivalen gibt es am 09. Mai 2015 - dann in Zürich.
Fotos: Arne Amberg (Faszination Stadion)
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Vele dank!