„Champions League kann jeder“ dachten sich auch 13.320 Zuschauer beim gestrigen Halbfinale des Niederheinpokals zwischen Rot-Weiß Oberhausen und dem MSV Duisburg. Alleine 8.000 Fans der Zebras machten sich mit Autos, Fahrrädern, Bussen, Zügen, Planwagen, zu Fuß und dem Schiff auf den Weg in die Nachbarstadt, um die „Kanalkurve“ des Niederrheinstadions und die Sitzplatztribünen zu füllen.
Niederrheinpokal RWO vs. MSV: Duisburg verliert „Heimspiel“ in Oberhausen
HotSportlich läuft es beim MSV Duisburg: Sechs Spieltage vor Schluss haben die blau-weiß-gestreiften die zweite Bundesliga fest im Visier (derzeit Platz drei), aber auch die Teilnahme an der ersten Runde des DFB-Pokals (mindestens der vierte Platz in der dritten Liga) würde den Meiderichern aus finanzieller Sicht sehr gut gefallen. In dieser Saison kickten sie in der ersten Runde den 1. FC Nürnberg raus (wir berichteten) und verloren in der zweiten Runde erst im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln. Euphorisch die Fans deshalb im Vorfeld der Partie, die meisten rechneten fest mit einem lockeren Sieg ihres Klubs und diskutierten schon in welchem Stadion wohl das Finale gegen Rot-Weiss Essen ausgetragen würde.
Das Spiel begann aufgrund des Zuschauerandrangs mit einer Verspätung von zehn Minuten und ein wenig Rauch im Duisburger Block der Ultras sowie einer kleinen Choreo der RWO Fans („Heimattreu dem Klub ergeben – RWO ist unser Leben“). Die Gäste(Kanal)Kurve mit den Duisburger Fans wirkte an manchen Stellen leicht überfüllt, vor allem da es keine explizite Blocktrennung gab. Der eine oder andere Fan kletterte über den Zaun, um in den geschlossen Puffer-Stehblock an der „Stoag-Tribüne“ zu gelangen, wurde aber von den Ordnern zurückgedrängt. Andere wählten eine erhöhte Position und besetzten die Kioske / Imbisse – keine ungefährliche Situation. Nach etwa 20 Spielminuten wurde dann der Pufferblock geöffnet und die Fans (vor allem der „Oldschool“ Fraktion) strömten hinein. Obwohl eigentlich keine direkte Möglichkeit zur Konfrontation mit Oberhausener Fans bestand, da in dem angrenzenden Sitzplatzbereich nur Anhänger des MSV Duisburgs saßen, postierte sich die Sicherheitskräfte an der Nahtstelle, konnten aber auch nur zuschauen, als in dem Block in der zweiten Spielhälfte ein wenig Rauch aufstieg.
An den stimmungsvollen MSV-Fans – deren Laune schon ab der elften Spielminute getrübt war - lag es sicherlich nicht, dass Duisburg beim Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen mit 0:2 verlor, sondern eher an dem professionell und engagiert aufgestellten Gegner. In Oberhausen hat man die Aufstiegsambitionen in die dritte Liga um eine Saison verschoben und konzentrierte sich ganz auf das gestrige Highlight. Anders als sein Duisburger Gegenüber Gino Lettieri bot RWO-Coach Andreas Zimmermann seine erste Garde für das Halbfinale auf und entsprechend gestaltete sich auch das Spiel: druckvoll von der ersten Minute. Die beiden Tore des Spiels fielen in der ersten Halbzeit (Alexander Scheelen 11. Minute und Robert Fleßers 42. Spielminute) und obwohl die Duisburger in der zweiten Hälfte mehr versuchten und auch einige große Chancen hatten, reichte es am Ende nicht und Oberhausen zog verdient ins Finale des Niederrheinpokals gegen Rot Weiss Essen ein. Zwar trat der MSV nicht mit seinem besten Kader an, trotzdem kann man dem Klub nicht unbedingt unterstellen er wollte aufgrund des Endspurts in der dritten Liga und des unglücklichen Termins des Finales (14. Mai zwei Tage vor dem wichtigen Top-Spiel zu Hause gegen Kiel) nicht gewinnen – dafür war zuviel Leidenschaft im Spiel und vor allem am Ende auf den Rängen: Einige Duisburger versuchten in den Oberhausener Fanblock zu gelangen – einer postierte sich sogar provokant und gestikulierend direkt vor dem Heimblock. Es blieb aber bei verbalen Scharmützeln und ein paar Becherwürfen.
Nun also ein „echtes“ Finale zwischen Rot-Weiss Essen (Sieg gegen den FC Kray) um den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals und eine damit verbundene lukrative Einnahme. Wo das Pokalendspiel am 14. Mai (Vatertag) stattfindet, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.
- Stadion Niederrhein