Tschechisches Pokalfinale – klein aber fein! Slovan Liberec holt den Pott

Im Vergleich zu Deutschland ist der nationale Pokalwettbewerb in Tschechien nicht sonderlich beliebt und sind die Zuschauerzahlen entsprechend überschaubar. Dies trifft besonders auf Partien ohne Beteiligung der größeren Teams wie Sparta Prag oder Viktoria Pilsen zu. Daher schien es keine gute Voraussetzung zu sein, dass eben jene großen Teams im aktuellen Finale mit Abwesenheit glänzten. Stattdessen bestritten der FK Baumit Jablonec und der FC Slovan Liberec das Endspiel – außerhalb der Szene tschechischer Fußball-Liebhaber sicherlich ein großes Fragezeichen. Beim genauen Hinsehen ist diese Konstellation aber nicht ganz so schlecht, denn es handelt sich um ein Derby – beide Teams sind nur 15 Kilometer voneinander entfernt und das Pokalfinale fand keine 50 Kilometer davon entfernt im Stadion des FK Mlada Boleslav statt. Das Fassungsvermögen der u-förmigen Spielstätte beträgt nur 5.000 Zuschauer, verteilt auf zwei seitliche Tribünen und eine Hintertortribüne. Die Fans wurden auf je eine der Geraden verteilt.

Nun könnte man erwarten, dass dieses kleine Stadion unter diesen Bedingungen sofort ausverkauft wäre, aber da wir ja in Tschechien sind, waren die 4.382 Zuschauer schon ein großer Erfolg. Die Geraden waren gut gefüllt und gleich zu Beginn gab es kleine Choreographien – von Jablonec-Seite ein Folien-Banner unter dem es ein wenig blinkte, und von Liberec ein großes Blockbanner, unter dessen Schutz 1-2 Fackeln den Weg an den Spielfeldrand fanden. Die Stimmung war den Umständen entsprechend sehr munter – es gab von beiden Seiten kontinuierlichen Support, die das kleine enge Stadion in einen Kessel verwandelte; auch wenn die blau gekleidete Gruppe der aktiven Fans bei Liberec deutlich größer war.

Liberec ging hier als Außenseiter ins Spiel, die Mannschaft ist dem Abstieg gerade so entkommen, während Jablonec die Saison als dritter abschließen wird. Beide Liga-Vergleiche gingen zudem an die grün-weißen aus Jablonec. Liberec war dennoch die aktivere, bemühtere Mannschaft und wurde immer wieder von seinen Fans vorangepeitscht. Doch wie es oft so ist, stach zunächst die Abgeklärtheit: Jablonec ging in der 38. Minute durch einen Kopfball nach einer Ecke in Führung und verlegte sich in der zweiten Halbzeit aufs Kontern. Das Spiel verlor für größere Teile den Faden, wenngleich Liberec nie aufsteckte.

Als sich das Spiel dem Ende zuneigte, wollten die Liberec-Fans ihre mitgebrachten Spielzeuge dann doch noch zum Einsatz bringen und schwenkten ca. 10 Fackeln in der einsetzenden Dämmerung. Doch dann geschah das, was niemand für möglich hielt: ein Lupfer über die Abwehr fand den zuvor eingewechselten Marek Bakoš, der mit seinem Ausgleich in Minute 86 die Hälfte des Stadions in Extase versetzte.

Dabei blieb es bis zum Schlusspfiff. Eine recht angenehme Eigenschaft des tschechischen Pokals ist der Verzicht auf die Verlängerung, denn spielerisch war es trotz aller Spannung doch eher Magerkost und so ging es mit dem Elfmeterschießen gleich zur Sache. Hier wurde der Liberec-Keeper zum Helden, da er zwei Elfmeter parierte – einmal half zudem die Latte, so dass es am Ende 3:1 für den sympathischen Underdog hieß, dessen Fans noch lange mit Sprechchören und weiteren Fackeln feierten.

Fotos: Felix

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