1. FC Magdeburg: Große Vorfreude auf Erfurt, leichtes Grummeln im Block U

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2007Ein Spiel der letzten Jahre hatte sich fest eingeprägt. Der Auftritt des 1. FC Magdeburg bei Hertha BSC II am Abend des 27. April 2007 im Berliner Jahn-Sportpark. Rund 2.000 Fans hatten ihr Team lautstark unterstützt und sie durften am Ende auch jubeln. Kais Manai traf damals am milden Frühlingsabend in der 51. Minute per Elfmeter ins Berliner Gehäuse, Aleksandar Kotuljac brachte mit seinem 2:0 die Entscheidung. Immer wieder ertönte das „Wir sind die Größten der Welt…“ und das „Olé, FCM, du bist mein Verein. Wir folgen dir durch Deutschland, Europa, die ganze Welt…“ Der 1. FC Magdeburg in der Regionalliga auf Aufstiegskurs. Rang zwei war nach dem 33. Spieltag der Stand der Dinge. Sage und schreibe 18.366 Zuschauer wollten am 05. Mai 2007 das Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin sehen. Ein klares Indiz dafür, dass der 1. FCM nicht erst in den letzten ein, zwei Jahren „in Mode“ kam. Bereits damals war die Magdeburger Fanszene hungrig auf den Profifußball. Bereits zu jenem Zeitpunkt waren es 16 lange Jahre, in denen die Bördestädter nur im Amateurfußball zugange waren.

FCMEs wurde im Mai 2007 ein echter Krimi. Oder besser gesagt, ein unfassbares Drama. Am 19. Mai 2007 gab es gegen die U23 von Bayer 04 Leverkusen vor über 14.000 Zuschauern ein 1:1, doch der Vorsprung auf Rang drei betrug noch satte vier Punkte. Was sollte da noch anbrennen? Und dann das! Es folgte ein 2:4 bei Kickers Emden. Am letzten Spieltag musste daheim ein Sieg her - und zwar gegen den Tabellenführer FC St. Pauli. 25.300 Zuschauer (abzüglich des braun-weißen Gästemobs) waren bereit für die Aufstiegsparty. Es reichte jedoch nur zu einem 1:1. Und da der VfL Osnabrück zeitgleich gegen Ahlen mit 2:1 gewann (der Siegtreffer fiel in der 86. Minute), rutschte Magdeburg am letzten Spieltag noch auf den dritten Platz. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga war verspielt. Wer hätte damals gedacht, dass es acht Jahre dauern würde, bis der 1. FC Magdeburg endlich den lang ersehnten Sprung in den Profifußball packen würde?!

WabbelDie große Möglichkeit, sich für die neu eingerichtete 3. Liga zu qualifizieren wurde in der Saison 2007/08 ebenfalls verpasst. Am Ende hing es am Torverhältnis gegenüber dem Konkurrenten Eintracht Braunschweig, der als Tabellenzehnter mit Ach und Krach den Sprung in die 3. Liga geschafft hatte. Weiterhin hieß es in der Regionalliga herumzutingeln. Neben durchaus namenhaften Gegnern musste allerdings auch mit Vereinen wie dem FC Oberneuland vorlieb genommen werden. Und auch gegen diesen fanden sich am 30. Mai 2009 immerhin 8.672 Zuschauer in der Magdeburger Arena ein. Und das, obwohl es sportlich um nichts mehr ging. Das Magdeburger Publikum war all die letzten Jahre nie ganz weg, wenn gleich logischerweise die Zahlen mitunter in den 5.000er Bereich gingen. 

1. FCMDer Tiefpunkt wurde in der Saison 2011/12 erreicht. Fünf Siege in 34 Partien. Nur ein einziger Heimsieg! Die Fans markierten mit beweglichen Pfeilen, wo das gegnerische Tor steht. Es nutzte alles nichts, die grottenschlechte Regionalligasaison wurde mit Rang 18 abgeschlossen. Nur Dank der Umstrukturierung der Regionalligen blieb der 1. FCM weiterhin viertklassig. Beim 0:2 gegen den VfB Lübeck am 12. Mai 2012 waren noch 2.470 Fans auf den Rängen. Die Treuesten der Treuen. Es erfolgte der Schnitt beim Verein. Ein Neuanfang wurde gestartet. Mit Erfolg. 2012/13 waren die Magdeburger am Ende Sechster, 2013/14 musste man sich hinter der überragend spielenden TSG Neustrelitz mit Rang zwei begnügen, doch in der zurückliegenden Saison war es endlich soweit. Mit Bravour wurden die eigentliche RL-Saison und die Aufstiegsduelle gegen Kickers Offenbach gemeistert. Hochverdient steht der 1. FC Magdeburg endlich dort, wo er hingehört: Im Profifußball!

FCMEinen Auftakt nach Maß bildet das Freitagabendspiel gegen den FC Rot-Weiß Erfurt. Nicht gleich mit zu viel Brisanz gegen den Halleschen FC oder die SG Dynamo Dresden ran, aber trotzdem ein Nordostduell, das die Zuschauer in Strömen anlocken wird. Zuletzt trafen die Magdeburger in der Regionalliga Nord am 10. Mai 2008 auf die Erfurter. Vor 12.556 Zuschauern ging Erfurt dreimal in Führung, dreimal konnten die Gasteber in Blau-Weiß ausgleichen. 3:3 der Endstand. Die Treffer erzielten Steffen Baumgart und Najeh Braham. Apropos: Damaliger Trainer der Erfurter war Karsten Baumann. In der kommenden Saison gibt es ein Wiedersehen, allerdings steht Baumann dieses Mal beim F.C. Hansa Rostock an der Außenlinie.

FCMAuch interessant: In der damaligen Magdeburger Startaufstellung waren drei Christians (Beer, Prest und Reimann) zu finden. Einen Christian haben sie auch im aktuellen Kader. Und dieser ist im Angriff eine echte Granate. Die Rede ist von Christian Beck, der seit 2013 beim 1. FCM unter Vertrag steht. 20-mal hatte er in der zurückliegenden RL-Saison ins Schwarze getroffen, hinzu kamen zwei Tore im DFB-Pokal. Aktuell mit vorm im Sturm dabei sind Nicolas Hebisch (zuletzt 7 Tore in der RL) und Lars Fuchs (zuletzt 10 Tore in RL und Aufstiegsrunde). Beide spielen seit 2013 im Trikot des 1. FC Magdeburg. 

MagdeburgDer Angriff steht und es mussten keine neuen Spieler für die kommende Drittligasaison geholt werden. Verstärkt wurde sich indes an anderen Stellen. Einen überaus guten Spieler haben die Magdeburger aus Berlin geholt. Lukas Novy, der zuvor beim BFC Dynamo hervorragende Dienste geleistet hatte, wird nun in der Magdeburger Abwehr spielen. Für das Mittelfeld geholt wurde unter anderen Michel Niemeyer, der zuletzt für RasenBallsport Leipzig II 28-mal in der NOFV-Oberliga Süd aufgelaufen war. Für Niemeyer, der in Salzwedel geboren wurde, ist es eine Heimkehr. Vor seinem Wechsel zur U19 von RasenBallsport Leipzig im Juli 2013, hatte er bereits bei der U19 und U17 des 1. FCM gespielt. Mit Ryan Patrick Malone wurde zudem ein Innenverteidiger nach Magdeburg geholt. Der in Chicopee (Massachusetts) geborene Malone hatte zuvor bei Springfield College Pride gespielt. Weiterhin hinzugekommen sind Jan Löhmannsröben und Manuel Farrona-Pulido (beide von Wacker Nordhausen) sowie Ahmed Waseem Razeek (vom 1. FC Union Berlin II). Razeek lief zuletzt 22-mal in der Regionalliga Nordost auf, 2013/14 verhinderte ein Kreuzbandriss mögliche Auftritte in der 2. Bundesliga. Am 19. April 2014 durfte er nach seiner Verletzung auswärts beim Karlsruher SC für 19 Minuten Zweitligaluft schnuppern.

FCMDer Kader des 1. FC Magdeburg steht. Die Vorfreude auf das Auftaktspiel gegen Erfurt ist riesig. Also alles Friede, Freude, Eierkuchen beim 1. FC Magdeburg?! Nicht ganz. Die Ultras des 1. FCM (Blue Generation / Block U) sehen bedenkliche Entwicklungen beim Verein und ließen auf ihrer Webseite am 10. Juli 2015 etwas Dampf ab. Für Ärger sorgte in jüngerer Vergangenheit ein Testspiel gegen RasenBallsport Leipzig II, das ohne Ankündigung bzw. Absprache mit den Fans über die Bühne ging. Aus Sicht der Ultras sei ein Testspiel gegen eine Mannschaft von RasenBallsport Leipzig nicht mit dem Charakter eines Traditionsvereins zu vereinbaren. Ebenfalls eine Kommunikation auf Augenhöhe vermissten die Ultras im Frühjahr dieses Jahres bei der Erhöhung der Ticketpreise. Zwar sei die Erhöhung sicherlich nachvollziehbar, doch sei der Informationsverzicht vollkommen unnötig und respektlos. Scharfe Kritik wurde zudem am geplanten Weihnachtssingen geübt. Es sei peinlich, eine jahrelang beim 1. FC Union Berlin gewachsene Tradition blind zu kopieren, heißt es in der Erklärung.

FCMFür gewissen Unmut sorgen auch die steten Ankündigungen, aus der ersten Mannschaft des 1. FC Magdeburg ein Premiumprodukt zu machen. Vielmehr sei der 1. FC Magdeburg ein ruhmreicher ostdeutscher Arbeiterverein aus der Stadt des Schwermaschinenbaus. Zwar sei vielleicht dieses eher kantige und kernige Image schwerer zu vermarkten als das eines sauberen Familienvereins, doch sei aus Sicht der Ultras dieses lange gepflegte Image aussagekräftig und authentisch. In der Erklärung wird davor gewarnt, dass es zu einem Bruch zwischen Fanszene und Vereinsvertretern kommen könnte. Allerdings wünsche man sich einen gemeinsamen Weg und einen geübten Schulterschluss.

FCMVon außen betrachtet wurde in der Tat im Laufe der letzten Jahre immer wieder die gut funktionierende Kommunikation zwischen Verein, Fanszene und auch den Behörden bewundert. Gravierende Fehler wie bei anderen Vereinen wurden vermieden. In Magdeburg wurde stets miteinander gesprochen - und das sollte auch in Zukunft so bleiben. Und ja, das Image des Clubs aus der Stadt des Schwermaschinenbaus sollte gepflegt und vermarktet werden. In Kombination mit den Erfolgen im DDR-Fußball und dem legendären Europapokalsieg 1974 entstand aus dem 1. FC Magdeburg das, was ihn in der Gegenwart ausmacht. Und vor einer Fanszene, die sich 24 Jahre lang nur im Amateurfußball ausleben durfte und trotzdem immer wieder dermaßen viel auf die Beine gestellt hatte, kann man nur den Hut ziehen!

Video-Rückblick FC Magdeburg:

Fotos: Marco Bertram, Arne Amberg

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Magdeburg

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
15 Juli 2015

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2007 war richtig kacke. Vom Himmel in die Hölle. Und das innerhalb von wenigen Wochen. Am letzten Spieltag sogar innerhalb von wenigen Minuten. Hätte Osnabrück nicht kurz vor Schluss das 2:1 gemacht, hätte ja das Remis gegen Sankt Pauli gereicht.
O
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Kleiner Hinweis: das Testspiel gegen RB 2 fand in der letzten Saison statt, darüber regt sich Block U in dem kleinen Rundumschlag halt immer noch auf.
M
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