Was wurde vor dem gestrigen Klassiker zwischen Rot-Weiss Essen und Fortuna Düsseldorf von Medien und Sicherheitskräften nicht für eine Panik gemacht: Da wurde aus einem „Risikospiel“ ein „Hochrisikospiel“, da wurde ein Alkoholverbot im Stadion (VIP-Bereich ausgenommen) verhängt, da wurden wilde gewaltbereite Horden aus Essen, Düsseldorf, Dortmund oder Bremen vermutet, die das Stadion stürmen, und Familien abgeraten das Spiel zu besuchen. Sogar die Deutsche Bahn ließ Reisende im Essener Hauptbahnhof über Lautsprecher wissen, dass im ersten einfahrenden Fortuna-Sonderzug „gefährliche Fußballfans“ sitzen. Und am Ende? Viel „Rauch“ um nichts. Es war ein sicherer Fußballtag mit erwartbaren Pyroshows von beiden Fanseiten und ein spannendes Spiel mit einem glücklichen Sieger Fortuna Düsseldorf.
Rot Weiss Essen vs. Fortuna Düsseldorf: RWE macht F95 ordentlich Dampf und verliert
HotNochmal zurückgespult: Klar, nicht wenige Rot-Weiss Essen Fans hatten am 10. Juni bei der Auslosung der ersten Runde des DFB Pokals kurz enttäuscht geschaut, als Erzrivale Schalke 04 an den MSV Duisburg ging und nur eine Kugel später RWE aus der Trommel gezogen wurde. Aber mit Fortuna Düsseldorf bekamen die sich nach Profi-Fußball sehnenden Essener Fans ebenfalls einen alten Dauerrivalen zugelost, mit dem es zwar nur zwei Duelle im DFB-Pokal (1975 - 1:0 für RWE / 1977 - 4:1 für Fortuna) gab, dafür aber ein paar mehr im Niederrheinpokal, die Rot-Weiss Essen für sich entscheiden konnte (Finalspiele 2004 und 2008).
Es war angerichtet: Eine stimmungsvolle mit 17.500 (aus Sicherheitsgründen im Heim- und Gästebereich insgesamt 2.500 weniger) Zuschauern ausverkaufte Hafenstraße - ein paar Vorgeplänkel mit gegenseitigen Sprühaktionen in den jeweiligen Revieren, Mottoshirts und Fan-Ankündigungen wie "Alle nach Essen! Auch Ohne Karte" oder "Saufen statt Essen" aus der Landeshauptstadt. Vor Spielbeginn zeigten sowohl die Gästefans, als auch die Heimfans eine Pyroshow, so dass das Spiel einige Minuten später begann. Während die Essener Fans auf der „West“ hinter einem Banner „Alles auf Sieg“ weiß-schwarze Nebelschwaden aufsteigen ließen, setzten die mit weißen Motto-Shirts bekleideten Fortuna-Fans auf Rauch, Bengalos und Böller (die teilweise leider auf dem Spielfeld verteilt wurden). Auch während des Spiels, zündeten die Düsseldorf Ultras mehrfach, sehr zum wachsenden Unmut der eigenen Fans und auch der Polizei. Diese versuchte die Zünder auf einer Kamera festzuhalten, indem sie diese unter anderen unter den Bannern durch den Zaun steckte.
Für RWE sicherlich das Highlight des Jahres zwischen Spielen gegen den Wiedenbrück und Rödinghausen und getreu dem Motto „Alles auf Sieg“ der eigenen Fans spielte das Team von Jan Siewert groß auf. Unterschiede zwischen vierter Liga und zweiter Liga waren über das ganze Spiel nicht erkennbar. Eigentlich hatte Essen mehr vom Spiel, schaffte es aber nicht den Ball gewinnbringend im Tor unterzubringen. Pech hatte RWE auch mit dem Schiedsrichter, der den rot-weissen nicht nur einen Elfmeter in der ersten Hälfte verwehrte, sondern in der 19. Spielminute den Düsseldorfer Koch nach einem überharten Einsteigen gegen Marwin Studtrucker nur mit der gelben Karte bestrafte. Einen Platzverweis gab es dann doch noch für die Fortuna: Schmitz musste nach wiederholten Foulspiel vom Feld. Aber auch 30 Minuten Überzahlspiel konnten die Essener nicht für sich nutzen, so dass es auch nach der Verlängerung 0:0 stand. Elfmeterschießen. Ihr Können vom Punkt hatte RWE zuletzt im gewonnenen Niederrheinpokal-Finale (über das sie in die erste Runde des DFB-Pokals eingezogen sind) gegen Rot Weiß Oberhausen gezeigt, aber gegen die Fortuna fehlte ihnen irgendwie das Glück und vielleicht auch die Kraft. Düsseldorf verschoss zwar selber zwei Elfer, aber das reichte da für Essen nur Moritz Fritz verwandeln konnte.
Es war an diesem Tag mehr drin für RWE und Neu-Trainer Jan Siewert, der sich bei den Fans für die Unterstützung bedankte. Nun kann die Saison richtig beginnen: Erste Saisonniederlage in der Liga gegen den SC Wiedenbrück gut verkraftet, einen Zweitligisten fast aus dem Pokal gekegelt, das reicht für das Selbstvertrauen der Mannschaft. Und Fortuna Düsseldorf? Da muss in der Liga mehr kommen, als gestern sonst wird es schwer: Die Fans waren da, die Mannschaft aber irgendwie nicht. Achja das Duell zwischen Rot Weiss Essen und Fortuna Düsseldorf gibt es am 22. September wieder, dann gegen die F95-Reserve aber in der Regionalliga West.
- Stadion an der Hafenstraße