Es war wieder eine wahre Wonne die Magdeburger und Rostocker Jubelstürme zu sehen! Zuerst hatte Christian Beck mit seinem Treffer in der 67. Minute die rund 2.000 mitgereisten FCM-Fans in Ekstase versetzt, zehn Minuten später war es auf der Gegenseite Stephan Andrist, der mit seinem sicher verwandelten Elfmeter zum 1:1 auf Heimseite tausende Arme zum Hochreißen brachte. Und ja, da war wieder das innig geliebte Knistern in der Luft, die Spannung, die Dramatik - all das, was wir uns für solch ein Duell sehnlichst wünschen. Der Magdeburger Führungstreffer läutete eine klasse Schlussphase eines Spiels ein, das nun richtig Fahrt aufnahm. Hätte man bis dato resümieren können, hm ja, Stimmung und Spielgeschehen seien okay, würden aber nicht völlig vom Hocker reißen, so gab es in den letzten 25 Minuten die nötige Portion Adrenalin. Nachdem der F.C. Hansa ausgleichen konnte, wurde - frenetisch angetrieben von den Fans - mit Schmackes zum Siegtreffer gedrängt. Wäre dieser vor den insgesamt 20.400 Zuschauern gefallen, hätten wahrscheinlich Dezibel-Rekorde gebrochen werden können. Am Ende blieb es jedoch bei der Punkteteilung, die unter dem Strich gerecht war. Zudem blieb wieder einmal die Erkenntnis, dass genau diese plötzlich ausbrechenden Jubelorkane, das Hin und Her eines Spiels, die von den Fans mit getragenen Sturm- und Drangphasen genau der Grund dafür sind, dass es einen als Beobachter seit vielen Jahren in die Stadien treibt. Noch vier, fünf Stunden später beim Sitzen im Regionalexpress und beim Betrachten der vorbeiziehenden Landschaften wummert es in den Adern. Ja, solch ein Fußballspiel, bei dem zwei Fanblöcke in Sichtweite zueinander alles geben und bei dem auf dem Rasen ebenfalls der nötige Einsatz gezeigt wird, ist wahrlich der echte Kick. Der Kick, der einen jung hält, aber auch zugleich gefühlt um Jahre altern lässt. Die Augen schließen, an der Bierflasche nippeln, den Kopf an die Zugfensterscheibe anlehnen. Waren an der Müritz, Neustrelitz, Fürstenberg, Oranienburg, Berlin. Der Warnemünde-Express rauscht nicht dem Morgengrauen, sondern in diesem Fall der Dunkelheit entgegen. Und wie war es? Kurznachrichten treffen ein. Im Geiste werden die ersten Zeilen gebastelt…
F.C. Hansa Rostock vs. 1. FC Magdeburg: Wenn mit einem Mal die Stimmung explodiert…
HotUnd nein, bei diesem Spiel geht es nicht mit der Beschreibung der Choreos und Pyro-Aktionen los. Beide Fanblöcke verzichteten komplett auf optisches Beiwerk. Hatte es beim Aufeinandertreffen in der Vorsaison am Abend mächtig geraucht und gebrannt, so wurden dieses Mal komplett die Füße still gehalten. Nach der Rostocker Pyro-Aktion in Zwickau und der Magdeburger Pyro-Aktion in Duisburg, die beide deutschlandweit für mächtig Gesprächsstoff gesorgt hatten, sollte es bei diesem Ost-Duell allein auf den akustischen Support ankommen. Ganz klar ist auch, dass beim jetzigen Duell die Anspannung vor dem Anpfiff bei weitem nicht so groß war als beim vergangenen Mal, als sich beide Vereine nach sehr lange Zeit zum ersten Mal wieder begegnet waren und beide Fanlager erheblich erhöhte Betriebstemperatur hatten. Da es in der Zwischenzeit zudem zwei Aufeinandertreffen in Magdeburg gab, ging es vergleichsweise unaufgeregt in die Partie.
Eine gewisse Aufregung - oder besser gesagt Vorfreude - ist indes beim Rostocker Anhang zu bemerken, was das kommende Auswärtsspiel beim SV Werder Bremen II betrifft. Gespielt wird nicht auf einem Nebenplatz, sondern im großen Stadion, und somit wird derzeit kräftig mobil gemacht. So widmete sich auf der Süd das an diesem Nachmittag einzige gezeigte Spruchband genau dieser Thematik: „22.4. - Alle ins Weserstadion! - Karten auch vor Ort!“ Hörte man sich kurz um, so ist klar: Bock haben auf gut Deutsch gesagt alle! Die Schätzungen, was die Größe der blau-weiß-roten Reisegesellschaft betreffen, schwanken zwischen 2.500 und 5.000. Dass genau solche Auswärtsfahrten, für die kräftig mobil gemacht wird, manchmal mehr Freude bereiten als ein von den Medien extrem hoch gekochtes Ost-Duell, durfte beim Magdeburger Auftritt beim MSV Duisburg bewundert werden. Und da es gut sein kann, dass die U23 des SV Werder Bremen aus der 3. Liga absteigt (oder später sogar zurückgezogen wird), könnte diese Sause ins Weserstadion für längere Zeit die letzte sein. Es sei denn, der F.C. Hansa packt in absehbarer Zeit die Rückkehr in die 2. Bundesliga und die erste Mannschaft des SV Werder purzelt auch mal eine Etage tiefer.
Was die 2. Bundesliga betrifft: Diese hat der 1. FC Magdeburg fest im Blick, und lange Zeit sah es ganz danach aus, als würde der 1. FCM Fakten schafften und sich oben in der Tabelle festbeißen. Nun aber konnte vor dem Spiel in Rostock nur eine von fünf Partien gewonnen werden. Gegen die Erfurter wurde ein 2:0-Sieg gefeiert, bei drei anderen Spielen musste sich Magdeburg mit einem Unentschieden begnügen. Zuletzt gegen den direkten Konkurrenten Jahn Regensburg musste sogar eine 1:2-Niederlage verschmerzt werden. Da es in der 3. Liga jedoch extrem ausgeglichen zu Werke geht, ist diese Durststrecke kein allzu großes Problem, zumal mit Aalen und Zwickau zwei Mannschaften, die oben mitspielen, in Sachen Aufstieg wegfallen. Ein Sieg in Rostock - und der 1. FC Magdeburg würde wieder Sahne dastehen.
Allerdings war klar, dass es für Magdeburg im Rostocker Ostseestadion kein Selbstläufer werden würde. Nach langer siegloser Phase konnten nun zuletzt zwei Dreier gefeiert werden. Dem 1:0-Erfolg gegen Tabellenführer MSV Duisburg folgte ein 4:2-Sieg beim 1. FSV Mainz 05 II. Und los ging´s! Stürmisch ging es ins Spiel. Vor Anpfiff fegte eine starke Windböe einige elektronische Werbebanden um, kurz nach Anpfiff trug der Wind einem Ordner seine Mütze davon. In ruhiger Situation konnte dieser fix aufs Spielfeld eilen und sich sein Käppchen wieder sichern. Immerhin, der befürchtete Regen blieb aus. Zwischendurch schaute sogar die Sonne heraus und wärmte ein wenig bei der überaus frischen Witterung.
Und der Sturm auf dem Rasen? Nach knapp einer Viertelstunde setzte FCM-Stürmer Christian Beck einen Kopfball knapp neben das Gehäuse. Wenig später hatte auch Hansa die erste richtig fette Möglichkeit. Marcel Ziemer bediente Stephan Andrist, und dieser hatte nach einem Sprint allein vor FCM-Keeper Leopold Zingerle die Möglichkeit von schräg rechts das 1:0 zu machen, doch der Schlussmann konnte den wuchtigen Schuss abwehren. Nur eine Minute später durfte sich Zingerle gleich noch einmal bei einem Aufsetzer von Andrist auszeichnen. Aufregung dann wenig später im Rostocker Strafraum. Christian Beck kam zu Fall und es roch nach Elfmeter, doch Schiedsrichter Wolfgang Stark ließ weiterspielen.
Nachdem es mit dem Spielstand von 0:0 zum Pausentee ging, ergriffen die Magdeburger zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder die Initiative. Im Laufduell mit Ahlschwede konnte sich Schwede durchsetzen, doch sein abschließender Schuss ging recht deutlich über das Tor. Nachdem Hansa-Keeper Schuhen zudem gegen Tarek Chahed die Übersicht behalten und klären konnte, hatte der Gastgeber in der 64. Minute eine richtig gute Möglichkeit. Schnell ging es über die rechte Seite, Andrist stieß weiter vor und brachte den Ball in Richtung Strafraum. Doch bevor das Spielgerät einen Abnehmer fand, konnte FCM-Torwart Zingerle dazwischen springen. Ebenso über die rechte Seite kam der 1. FC Magdeburg in der 67. Minute. Ein Doppelpass, dann wurde der Ball mit Zwischenstation zu Beck gebracht. Dieser stand goldrichtig und schob zum 1:0 für die Gäste ein. Tosender Jubel im Gästeblock. Magdeburg im Freudentaumel.
Fans und Spieler des F.C. Hansa ließen sich jedoch nicht beirren. Noch blieb genügend Zeit. Und wieder war es Andrist, der nach 70 Minuten zu einer sehenswerten Chance kam. Versuchter Seitfallzieher, dann gleich ein Nachschuss hinterher - der Ball wollte nicht rein gehen. Sechs Minuten später gab es schließlich wieder Aufregung. Zuerst konnte Zingerle einen strammen Schuss von Andrist abwehren, der Nachschuss von Tim Väyrynen traf Tobias Schwede kurz vor der Linie an den Körper. War die Hand im Spiel? Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte es so gesehen, zeigte Schwede die rote Karte und zeigte zudem auf den Punkt. Handelfmeter für Hansa Rostock! Knifflig, der Arm wurde noch vor den Körper gezogen. Sei es drum, die Möglichkeit zum Ausgleich wusste Andrist zu nutzen. Er trat an den Punkt und verwandelte souverän. Nun glichen die heimischen Rängen einem Tollhaus. Die Spieler feierten vor der Süd, und auf dieser drehten die Hansa-Fans vor Freude durch. Weiter geht´s! Lautstark wurden die Spieler angetrieben.
Nach einer Ecke hatte der zuvor eingewechselte Fabian Holthaus aus der Distanz den 2:1-Führungstor auf dem Fuß, doch den satten Schuss konnte Zingerle zur Seite abwehren. In der 86. Minute war es schließlich Tobias Jänicke, der noch eine gute Möglichkeit hatte, am Ende blieb es wie eingangs erwähnt beim 1:1. Was die Gästefans davon hielten, war kurz nach Abpfiff zu vernehmen. „Schweine-DFB! Schweine-DFB!“, ertönte es aus dem Magdeburger Block. Nach dem Rempler an Beck den Elfmeter nicht gegeben, andererseits nach nicht ganz eindeutigem absichtlichen Handspiel Rote Karte für Schwede und Strafstoß für Rostock. Was jedoch die restlichen Möglichkeiten betrifft, so kann durchaus gesagt werden: Das Unentschieden geht in Ordnung, beide Mannschaften können bei ihren kommenden Aufgaben drauf aufbauen. Und dann schauen wir mal, wohin die Wege führen werden…
Fotos: Marco Bertram
Benutzer-Kommentare
KOMMT ALLE NACH BREMEN INS STADION, NEHMT EURE SCHALS MIT UND HANSA IST GROSS!!!
Karten gibt es vor Ort!
PS: ES WIRD DEFINITIV EINE CHOREO GEBEN!!!!