Es sollte emotional werden am letzten Spieltag der zweiten Bundesliga. Nicht unbedingt aus sportlichen Gründen, beide Teams hatten den Klassenerhalt bereits im Sack. Aber wie so oft zum Ende der Saison standen Verabschiedungen an. Und da stach die Verabschiedung von Branimir Bajic heraus. 8 Jahre hat der Bosnier seine Knochen für die Zebras hingehalten. Davon lange Zeit als Kapitän. Pokalfinale 2011, Zwangsabstieg in Liga 3, Niederrheinpokalsieg, Aufstieg 2015, direkter Wiederabstieg nach total vergeigter Relegation gegen Würzburg, souveräner Wiederaufstieg und schließlich der Klassenerhalt. Das ist die Zeit der Nummer 5 beim MSV Duisburg in aller Kürze zusammengefasst. Vor der Leistung und der Loyalität des Spielers kann man sich nur verneigen.
MSV Duisburg vs. FC St. Pauli: Reichlich Emotionen trotz gelutschtem Drops
Vollkommen zurecht bekam er anlässlich seines Abschieds einen Platz auf der Legendenwand in der Duisburger Nordkurve. Neben Bajic wurden auch weitere Spieler verabschiedet. Unter anderem Kingsley "King" Onuegbu, welcher zwar nicht unumstritten bei den Fans war, trotzdem stilgerecht und seinem Spitznamen entsprechend in der Halbzeit mit Krone und Umhang gefeiert wurde.
Fussball gespielt wurde trotz aller Sentimentalitäten natürlich auch noch. Da für beide Mannschaften der Drops bereits gelutscht war, war die Spannung allerdings etwas raus und viel erwartete ich nicht vom Spiel. Am Ende stand ein 2:0 für die Hausherren, welche einfach einen Ticken mehr investierten und nach Toren von Stoppelkamp und Gartner letztendlich verdient gewonnen haben. Der erste Sieg gegen die Braun-Weißen seit 2012. Den Schatzmeister des MSV wird es freuen, bedeutet der 7. Platz in der Abschlusstabelle doch ein paar Euro mehr in der Kasse. Ob diese in den Schuldenabbau oder in neue Spieler fließen, wird sich zeigen.
In der 60. Minute standen die Uhren dann noch einmal für einen Moment still. Die Tafel des vierten Offiziellen ließ eine rote 5 aufleuchten. Der Arbeitstag und auch die Karriere des Branimir Bajic war nun wirklich vorbei. Stehende Ovationen, Umarmungen von Mit- und Gegenspielern, Tränen beim Publikum. Man merkte, dass hier ein ganz Großer vom Feld ging.
Abseits des Rasens gab es neben einem durchaus diskussionswürdigem Spruchband (Zebras gegen Antifa), welches ich allerdings erst im Nachhinein im Netz gesehen habe, eine Choreo über den gesamten Unterrang der Nordkurve. Weiß-blaue Stoffschals, große Spruchbänder oben und unten sowie große Schwenkfahnen gaben ein geschlossenes Bild ab. Im Gästeblock gab es keine besondere Aktion zu Beginn.
Das erste Mal waren die Hamburger beim bekannten "Aux Armes" geschlossen zu vernehmen. Sonst waren es meist die Aktivisten im Stehplatzbereich des Gästesektors, die sich um Stimmung bemühten. Nur selten drangen die Gesänge zu mir durch, aufgrund der Nähe zum Heimbereich allerdings verständlich. Zwischendurch konnte sich aber auf gemeinsames HSV-Bashing geeinigt werden. Gefolgt von "Scheiß St. Pauli" Rufen. Nicht jeder kann heute noch etwas mit der ehemaligen Fanfreundschaft zwischen beiden Clubs anfangen.
Auf Heimseite waren es vor allem die Ultras von Kohorte und Proud Generation, welche die kompletten 90 Minuten am supporten waren. Der gemeine Stehplatzbesucher ließ sich aber zu selten animieren, so dass die knapp 200 Ultras teilweise ziemlich isoliert wirkten. Richtig laut wurde es aber wenn auch der Oberrang mit in die Gesänge einstimmte und sich auch in den angrenzenden Sitzplatzbereichen vom Klappsitz erhoben wurde. Insgesamt eine solide Stimmung, aber hüben wie drüben durchaus nicht das Maximum.
Nach dem Spiel gab es die etwas ausführlichere Verabschiedung von Fans und Mannschaften, die MSV-Spieler kamen der Bitte der Nordkurve nach und erklommen den Zaun. Gemeinsam wurde erst der Klassenerhalt und schließlich noch einmal Branimir Bajic gefeiert.
Bericht & Fotos: Christian Lenke
Ligen
Benutzer-Kommentare
https://www.youtube.com/watch?v=aJD0eI61ifs
Außer natürlich von Rechten.
So etwas Dummes, Zebras gegen Antifa, selten so einen Quatsch gelsesen. Und so etwas im Ruhrgebiet. Arbeiter kämpfen zusammen gegen den Faschismus, ihr Dullies!