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OFK Belgrad und Roter Stern: Stand der Dinge in Omladinski Stadion und Marakana

Der Zahn der Zeit nagt am Omladinski Stadion (Омладински стадион / „Jugend-Stadion“), das am 10. August 1957 eröffnet wurde und einst den Namen Omladinski stadion Jugoslavije trug. Das „Omladinski“ hat auch der Belgrader Fußballverein OFK Belgrad (Omladinski fudbalski klub Beograd) im Namen. Seine goldenen Zeiten hatte OFK Belgrad in den 1950ern und 1960ern, als der Verein 1955 und 1964 Jugoslawischer Vizemeister und viermal Jugoslawischer Pokalsieger (1953, 1955, 1962, 1966) wurde. Der erste Auftritt auf europäischer Bühne waren die beiden Erstrundenspiele im Europapokal der Pokalsieger im Herbst 1962. Der damalige Gegner war der SC Chemie Halle (2:0 und 3:3). Nachdem im Anschluss der FC Portadown und der SSC Neapel aus dem Weg geräumt wurden, traf OFK Belgrad im Halbfinale auf Tottenham Hotspur. Die Engländer waren allerdings eine Nummer zu groß. 

Nachdem in der Saison 1973/74 es noch einmal einen Auftritt im UEFA-Pokal gab, mussten die Fans bis 2003 warten, bis es endlich mal wieder Spiele auf europäischer Bühne zu sehen gab. Letztmals wurde 2010/11 im Europapokal gespielt. Nachdem in der 2. Qualifikationsrunde der weißrussische Vertreter FK Tarpeda-BelAS Schodsina (Torpedo Schodino) bezwungen werden konnte, musste sich OFK Belgrad in der 2. Qualifikationsrunde Galatasaray Istanbul geschlagen geben. Nach dem 2:2 in Istanbul fanden zum mit Spannung erwarteten Rückspiel rund 13.000 Zuschauer den Weg ins Omladinski Stadion. Es sollte ein Festtag werden, doch OFK verlor die Partie klar und deutlich mit 1:5. Es war das letzte Mal, dass das weite Rund so gut gefüllt werden konnte. 

 

Sportlich ging es bergab. Inzwischen ist OFK Belgrad nur noch drittklassig. Die 3. Liga ist in vier Gruppen aufgeteilt. Neben den Gruppen Ost, West und Vojvodina gibt es die Gruppe Belgrad, in der OFK nun sein Bestes versucht. Neue Saison, neues Glück. Am vergangenen Samstag empfing OFK Belgrad die Jungs des FK Jedinstvo Surčin (meist nur in der Kurzform „Jedinstvo Su“ im Netz zu finden). Nun denn, viele Fußballfreunde finden sich nicht bei solchen Partien ein. Der Hammer ist allerdings das Vereinsheim und das anliegende Restaurant. Ein Muss für jeden, der dort einmal vorbeischaut. 

 

Serbische Gastfreundschaft wird auch dort groß geschrieben. Ein Pivo? Ein Andenken? Nur zu! Neben zirka 20 eher jüngeren Fans der „Plava Unija“ (blaue Union) waren meist ältere Kaliber anzutreffen. „Kaliber“ trifft es gut, denn die meisten der Anwesenden waren echte Brocken in Stone Island Jacken. Der Altersschnitt? Mit dem des BFC Dynamo vergleichbar. Zu Beginn des Spiels wurde richtig gut treibende Mucke abgespielt. Ähnlich wie bei Partizan gibt es bei OFK wohl eine eigene Oi-Punk-Band. Die Partie konnte letztendlich mit 3:1 gewonnen werden. Rang drei ist nach zwei Spieltagen der Stand der Dinge. Vielleicht kommt OFK ja eines Tages mal wieder nach oben. Wünschenswert wäre es!

 

Weiter ging es. Rund sechs Kilometer sind es vom Omladinski Stadion zum etwas südlicher gelegenen Stadion Rajko Mitić, das häufig einfach nur Marakana genannt wird. Als amtierender Serbischer Meister geht Roter Stern Belgrad in die Saison 2018/19. Es war der vierte Meistertitel seit 2007. Gegner am Samstagabend war der FK Čukarički, der seinen Sitz ebenfalls in der serbischen Hauptstadt hat und 2015 Serbischer Pokalsieger wurde. 2015 und 2016 wurde der FK Čukarički jeweils Dritter in der Super Liga. 

 

Geschätzte 4-5.000 Zuschauer fanden den Weg in die riesige Schüssel, unter ihnen auch zahlreiche Familien und chinesische Touristen. Im Gästeblock war eine handvoll Fans anzutreffen. Während der ersten Halbzeit ging es in der Heimkurve eher verhalten zur Sache, schön anzuhören waren jedoch die Gesänge. In der zweiten Halbzeit gab es eine kleine Fahnenchoreo und im Anschluss eine Pyro-Aktion in den Farben Serbiens. Ab jenem Zeitpunkt gab es kein Halten mehr. Immer wieder wurde etwas gezündet, immer wieder wurde etwas angestimmt. Laut gesungen wurde auch das bekannte patriotische Lied „Oj, Kosovo, Kosovo“. Im Anschluss folgte ein „Wer nicht hüpft, der ist Albaner (Shipter)…“, das mit einem geschmetterten „Srbija!!!“ zum Abschluss gebracht wurde.

 

Auf dem Rasen gab es eine ausgeglichene Partie zu sehen, die Roter Stern am Ende mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Srnić brachte den Gastgeber in der 53. Minute in Führung, Tedić glich in der 67. Minute aus. Nur vier Minuten später erzielte Gobeljić den Siegtreffer. Bemerkenswert: In der Startelf standen fast nur serbische Spieler. Die Ausnahme bildete der Torhüter Milan Borjan, der in Kroatien geboren wurde, nun aber einen kanadischen Pass besitzt. 

Text: Marco Bertram in Zusammenarbeit mit P. Schoedler

Fotos: P. Schoedler

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Serbien

Artikel wurde veröffentlicht am
27 August 2018

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