Man schrieb den 21. Februar 2015, als der Augsburger Keeper Marwin Hitz gegen Bayer 04 Leverkusen aus kurzer Distanz einen Treffer erzielte. Gleich 26 Tore schoss Torhüter Hans-Jörg Butt im Trikot der Werkself und des HSV, allerdings allesamt vom Elfmeterpunkt aus. Ebenso einen Elfer verwandelte einst Jens Lehmann im Jahr 1995. Zwei Jahre später gelang ihm für den FC Schalke 04 ein Treffer aus dem Spiel heraus. Mit dem Kopf - und das ausgerechnet gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund. Zwei Elfer verwandelte einst 1992 und 1993 der Nürnberger Keeper Andreas Köpke, einen davon gegen seinen Kontrahenten Bodo Illgner. Den ersten registrierten Treffer in der Bundesliga erzielte einst im Jahre 1967 Manfred Manglitz. Vom Punkt aus für den MSV Duisburg gegen Borussia Mönchengladbach. Da es zehn Minuten vor Schluss bereits 0:3 stand, ging man das Risiko ein, schickte ihn zum Punkt und gönnte ihm somit den historischen Treffer. Den Ausgleich für den SV Werder Bremen erzielte im Jahr 2002 Frank Rost gegen den Hamburger SV, und das mit dem Fuß aus dem Getümmel heraus! Ebenso mit dabei in der Liste: Ralf Zumdick, der am 34. Spieltag der Saison 1987/88 einen Elfmeter (gegen Andi Köpke) zum 3:0-Endstand gegen den 1. FC Nürnberg verwandeln durfte. Dieter Burdenski (1979 für Bremen), Oliver Reck (2002 für Schalke 04) und Wolfgang Kneib (1985 für Arminia Bielefeld) vervollständigen die Liste der Bundesliga-Torhüter.
1. FC Union Berlin vs. 1. FC Heidenheim: Rafał Gikiewicz mit historischem Treffer in 94. Minute
Seit gestern mit dabei in dieser Liste ist ein Keeper des 1. FC Union Berlin. In der 90.+4. Spielminute erzielte Rafał Gikiewicz den Ausgleich zum 1:1 gegen den 1. FC Heidenheim. Union brachte einen weiten Freistoß an den Flügel, Stürmer Sebastian Andersson flankte butterweich an den langen Pfosten. Dort stand ein Dutzend Heidenheimer, die den Keeper jedoch nicht auf dem Schirm hatten. Sehenswert stieg Gikiewicz hoch und brachte den Ball mit dem Kopf unter. Er ist nun nach Oskar Kosche der zweite Union-Torwart, der ein Pflichtspieltor erzielen konnte. Kosche gelang dies in der NOFV-Oberligasaison 1993/94, allerdings „nur“ vom Elfmeterpunkt aus.
Das Witzige des Ganzen: Zu Beginn der gestrigen Partie gab es auf der Waldseite eine Choreo zu sehen. Oben und unten stand zum einen geschrieben: „Ob größter Erfolg, plötzlicher Tiefpunkt oder sorgenlose Zeit … die Treue zu Union, von damals bis heut!“ Zum anderen wurden drei Spiele hervorgehoben. Hochgezogen wurden riesige Eintrittskarten: Die Karte vom 09. Juni 1968, als gegen den FC Carl Zeiss Jena sensationell das FDGB-Pokalfinale gewonnen wurde. Die Karte vom legendären Aufstiegsspiel gegen Bischofswerda am Ende der Saison 1992/93. Mit einem abschließenden 1:0 in der Aufstiegsrunde wurde der Sprung in die 2. Bundesliga frenetisch gefeiert, der Sekt spritzte auf den alten Stufen, Böller detonierten, der Rasen wurde geflutet, wenig später zerplatzte jedoch wegen der gefälschten Bankbürgschaft der Aufstiegstraum (TeBe stieg stattdessen auf).
Und als dritte Karte wurde die gestrige vom Zweitligaspiel gegen Heidenheim hochgezogen. Diese steht für die sorgenlose Zeit. Schmuckes eigenes Stadion, keine finanziellen Probleme, sportlich auf einem guten Weg. Nun aber wird diese Eintrittskarte in der Tat historisch, da dem Torhüter in der Nachspielzeit der Ausgleichstreffer gelang!
Begonnen hatte das Spiel mit einem flotten Start der Berliner. Vor 20.108 Zuschauern - dieses Mal gehörte den wenigen Gästefans wieder der Gästeblock ganz allein - geriet der 1. FC Heidenheim oft unter Druck. Ein Treffer wollte im ersten Spielabschnitt jedoch nicht gelingen, demzufolge ging es torlos zum Pausentee in die Kabinen. Heidenheim stand nun sicherer und verzögerte das Spiel mitunter sehr geschickt. Zudem gab es einige Verletzungsunterbrechungen. Ein Unioner und ein Heidenheimer mussten mit einem Turban weiterspielen. Wie aus dem Nichts erzielten die Gäste in der 56. Minute die Führung (Kopfballtor von Glatzel).
Die Eisernen legten nun wieder ein Schippchen drauf, doch sollte es bis zur 90.+4. Minute dauern, bis der Knoten endlich platzte. Kurz zuvor wurde der Torhüter Rafał Gikiewicz noch zurückgehalten, dann erhielt er grünes Licht für das Vorrücken an vorderste Front. Der Rest der Geschichte wurde bereits erzählt. Jubel, Trubel, Heiterkeit - es wurde eine Wahnsinnsgeschichte mit vielen Emotionen.
Fotos: Felix, David Schmidt