Als Fußballer gibt es etliche Möglichkeiten, sich unsterblich zu machen. Mit einem Jahrhundert-Schuss von der Mittellinie aus. Mit einer artistischen Rettungstat auf der Torlinie. Oder aber auch mit einer Roten Karte nach nur wenigen Sekunden Spieleinsatz. Der 1986 im jugoslawischen Sibenik (heute Kroatien) geborene Stürmer Ante Rukavina, der 2010 mit Panathinakos Athen sowohl den Meistertitel als auch den griechischen Pokal holen konnte, gelang am gestrigen Abend dieses Kunststück. Im Trikot des kroatischen Meisters Dinamo Zagreb kam er bei der Partie gegen Austria Wien in der 71. Minute ins Spiel – und flog in genau jener wieder vom Platz!
Rekordverdächtige Rote Karte: Ante Rukavina nach acht Sekunden vom Platz!
Als Ante Rukavina in der 71. Spielminute ins Spiel kam, brannte im mit 25.000 Zuschauern äußerst gut gefüllten Stadion Maksimir bereits der Baum. Der kroatische Meister lag im Hinspiel der Playoffs der Champions League gegen die Wiener Austria mit 0:1 hinten. Der in Bosnien und Herzegowina geborene linke Verteiger Marin Leovac hatte die Austria in der 68. Minute mit einem satten Schuss von schräg links in Front gebracht. Tosender Jubel bei den zahlreich angereisten Austria-Fans.
Drei Minuten später schließlich die Aktion von Ante Rukavina. Frisch auf dem Rasen versuchte er eine langes Kopfballzuspiel von Zvonko Pamic mit dem hohen Bein abzufangen. Kaja Rogulj kam ihm allerdings in die Quere und wurde mit voller Wucht getroffen. Ob es Absicht war, sei dahin gestellt. Hässlich sah die Aktion in jedem Fall aus – und der vom englischen Schiedsrichter Howard Webb gezückte rote Karton ist verständlich. Blitz-Rot für Rukavina. Gerade einmal acht (!) Sekunden hatte dieser auf dem Rasen des Maksimir gestanden.
Mit Mut und einem weiteren Kraftschub drängte Austria Wien nun zum 2:0, der den entscheidenden Grundstein für den Einzug in die Gruppenphase legen könnte. Und das mit Erfolg! Ein sattes Ding aus der Distanz! Der im österreichischen Krems geborene Marko Stankovic hatte nach Zuspiel von Fabian Koch in der 75. Minute einfach mal abgezogen. Am Ende bleib es beim 2:0-Auswärtssieg, die Österreicher konnten ihr Glück kaum fassen. Schließlich waren sie im Vorfeld der Partie als klare Außenseiter gehandelt worden.
Und die Rote Karte? Die könnte in die Geschichtsbücher eingehen. Apropos, in der Bundesliga liegt der Rekord bei 43 Sekunden. Am 14. Mai 2011 kam beim Duell Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt der Nachwuchsspieler Marcel Titsch-Rivero, sonst nur bei der U23 der Eintracht in der Regionalliga Süd im Einsatz, in der 79. Minute auf den Platz. Nach den besagten 43 Sekunden eine Notbremse – und schon war die Bundesligakarriere vorerst wieder beendet. Die Eintracht stieg ab, Marcel Titsch-Rivero spielt derzeit in der 3. Liga für den 1. FC Heidenheim.
Wann und wo auf der Welt jemals nach Rekordzeit von einem Schiedsrichter die Rote Karte gezückt wurde, dürfte kaum festzustellen sein. Ob in der russischen fünften Liga in Jakutsk oder in der dritten Spielklasse im brasilianischen Santarém – wer weiß das schon? Allerdings gibt es einen Fall, der dokumentiert wurde und somit gern als Rekord-Anwärter herangezogen wird. Am 24. November 1999 kam es zum Aufeinandertreffen zwischen dem Swansea FC und dem Darlington FC. Walter Boyd kam ins Spiel, als das Spiel kurz bei einem Freistoß-Pfiff ruhte. Bevor der Freistoß dann von Swansea ausgeführt werden konnte, war Boyd schon wieder vom Platz. Der Grund: Er hatte einem Gegenspieler den Ellenbogen ins Gesicht geschlagen. Seine offizielle Einsatzzeit: Null Sekunden...
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