Am kommenden Wochenende findet in Thüringen die zweite Runde des Landespokals statt. Grund genug, um ein bisschen vorauszuschauen. Oder doch besser zurück? Wie gesagt, die erste Runde fand bereits statt und da an jenem Wochenende aufgrund der gleichzeitig stattfindenden ersten Runde des DFB-Pokals auch in den oberen Ligen spielfrei war, blieb genug Zeit, sich mal wieder mit den unteren Spielklassen zu beschäftigen.
Rückblick im Thüringer Landespokal: 1. FC Greiz gegen BSG Wismut Gera
Die Pokale der Landesverbände sind vor allem bei kleineren Vereinen sehr beliebt, bieten sie doch dem sogenannten „Underdog“ die Möglichkeit in den DFB-Pokal einzuziehen und dort mit ein bisschen Glück ein „Hammerlos“ zu erwischen. Wie das funktionieren kann, zeigte in Thüringen in der letzten Saison der SV Schott Jena, die im Finale gegen den Drittligisten FC Rot Weiß Erfurt gewannen und dann in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen den HSV im ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld spielen durften.
In der 1. Runde des diesjährigen gab es bereits ein paar interessante Partien. Ein Spiel fiel da bei der Ansetzung ganz besonders ins Auge, da sie sowohl auf, als auch neben dem Platz einige Besonderheiten zu bieten hatte und so fiel die Entscheidung auf des Spiel des 1. FC Greiz gegen die BSG Wismut Gera. Wenn man sich im sportlichen Sinn für diese Partie interessiert, dann werden einem bestimmt die Namen der beiden Torhüter bekannt vorkommen. Während Wismut-Torhüter Alexander Just mit Gera 03 in der Oberliga aktiv war, brachte es der Torwart der Greizer, Oliver Dix, im Trikot des ZFC Meuselwitz und des VfB Auerbach sogar zu einer stattlichen Anzahl von Einsätzen in der Regionalliga. Dass eben jener Oliver Dix in diesem Bericht später noch ein paar mal eine Rolle spielen sollte, sei hier nur nebenbei erwähnt. Der Name des Greizer Trainers dürfte vielleicht den Älteren Lesern etwas sagen. Mit Olaf Distelmeier stand nicht nur ein ehemaliger Spieler der Gäste an der Seitenlinie, sondern auch ein Trainer, der mit dem VfB Pößneck auch schon eine Oberliga-Mannschaft trainieren durfte. Noch mehr Oberliga-Erfahrung brachte dann der Schiedsrichter ins Spiel, aber das soll es jetzt auch gewesen sein, an Hintergrundinfos.
In Sachen Fans sollte das Spiel übrigens auch ein bisschen was parat haben, denn beide Seiten sollten eine kleine bzw. ganz kleine „Ultra“-Gruppe mit am Start haben. Wie immer spielt natürlich auch die Anreise eine Rolle und so sollte sich für die Geraer der Fußmarsch vom Bahnhof zum Tempelwald, der Spielstätte der Greizer, bei Temperaturen oberhalb der 30 Grad als sehr schweißtreibend herausstellen. Auch wenn man es kaum glaubt, aber auch in diesen unteren Spielklassen wird Panik geschoben, wenn die menschenfressenden Fangruppierungen zum Auswärtsspiel anreisen. Deshalb wurde die Gruppe von knapp 30 Zugfahrern auf ihrem Weg von einem ordentlichen Polizei-Aufgebot begleitet. Das änderte sich allerdings schlagartig, als auf einmal eine Alternativ-Route durch den Wald gewählt wurde. Jetzt waren es nur noch fünf einsame Beamte, die wahrscheinlich unter der Woche den Sporttest vergeigt hatten und somit etwas für ihre Fitness tun sollten. Als die Gruppe dann aus dem Wald wieder auftauchte, staunte man nicht schlecht, denn die Menge an Polizei war schon recht ordentlich.
Für einen richtig angenehmen Preis konnte man dann auch das Innere des Stadions betreten und die Tatsache, dass die Stadionwurst mal wieder genießbar war, machte mir dann klar, dass ich tatsächlich mal wieder ein Spiel in Thüringen besuchte. Irgendwann wurde das Spiel auch angepfiffen und zur Überraschung der Zuschauer waren es die unterklassigeren Greizer, die zunächst das Heft in die Hand nahmen und einige Male nah vors Tor kamen, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Mitte der ersten Halbzeit kamen dann auch die Gäste aus Gera zu einigen guten Möglichkeiten, wobei jedoch die eigentlich harmloseste Szene für das Tor des Tages sorgte. Oben genannter Oliver Dix leistete sich einen richtigen Bock und so hatte Rico Heuschkel leichtes Spiel. Wie schon erwähnt, sollte dieses Tor das Einzige bleiben.
Wie es zu diesem Treffer kam, beschreibe ich übrigens aufgrund von Schilderungen, die ich in der Halbzeitpause mitgehört habe. Wie gesagt, alles sah sehr harmlos aus und als ich die Chance schon abgehakt hatte und mich kurz umgesehen hatte, wie viele Leute ungefähr auf dem Tempelwald zu sehen waren, schallte auf einmal der Jubel aus der „Gästekurve“. Im Gegensatz zum DFB-Pokal gibt es beim Landespokal eben keine Wiederholungen und so weiß ich bis heute nicht, wie das Tor eigentlich wirklich zustande kam. Nur soviel sei gesagt: Der Torwart der Gastgeber sah dabei alles andere als gut aus.
In der zweiten Halbzeit war das Spiel dann eher arm an Höhepunkten, dafür hatten es die wenigen dann umso mehr in sich. Neben einer eigentlich Hundertprozentigen Chance für Wismut Gera sorgten vor allem die Schiedsrichter immer wieder für lautstarke Proteste. Gerade in Bezug auf Eckbälle waren da die verrücktesten Entscheidungen an der Tagesordnung. Im Gegenzug wurde in der letzten Minute ein eigentlich klarer Handelfmeter nicht gepfiffen. Während die Greizer also nach dem Abpfiff noch mit dem Schiedsrichter haderten, konnte sich Wismut Gera über den Einzug in die nächste Pokalrunde freuen.
Diese nächste Runde findet übrigens am kommenden Samstag um 14:30 Uhr beim SV Empor Walschleben statt. Falls also jemand noch keine genauen Pläne hat, kann ich nur empfehlen dieses oder auch andere Spiele von Wismut Gera einmal zu besuchen. Gute Stimmung und Unterhaltung sind immer garantiert. Eine einzige Regel gibt es allerdings: Ab einem bestimmten Bauchumfang sollte man gewisse Farben lieber nicht tragen. Wer mit diesem Satz nichts anfangen kann, der fragt am besten mal bei Oliver Dix nach.
Fotos: G. Dawson, Pauli