Das sitzt man am Montagabend nichts ahnend in einem Kneipchen und wirft einen Seitenblick zum in der Ecke hängenden Fernseher - und was sieht man? Ein rotes Flammenmeer. Was zur Hölle? Genau hingeschaut! Während kurz vor Anpfiff der Zweitligapartie FC St. Pauli vs. SpVgg Greuther Fürth die Mannschaften einlaufen, brennt es im Hintergrund lichterloh. Allerdings wurden die Bengalos und Leuchtkugeln nicht auf den Rängen des Stadions am Millerntor gezündet, sondern auf dem nahen Bunker am Heiligengeistfeld. Das beim Auswärtsspiel in Sandhausen eingeläutete Motto „Wir sind auf Zündung“ wurde nun am Montagabend medienwirksam fortgesetzt. Und da die Aktion nicht innerhalb des Stadiongeländes stattfand, konnten auch die TV-Kameras prima ohne etwaige Gewissensbisse (Stichwort Doppelmoral, usw.) draufhalten. Sekundenlang konnten sich die Zuschauer vor den heimischen Bildschirmen das Spektakel auf dem markanten Bunker anschauen. Besonders gut zu sehen war das Ganze vom Stadion aus, weil genau auf dieser Seite derzeit die neue Hintertortribüne hochgezogen wird und diese erst in Grundrissen erkennbar ist.
FC St. Pauli: Pyro auf dem Bunker, könnte das Schule machen?
Vor der eigentlichen Pyro-Aktion waren angestrahlte Totenköpfe zu sehen, im Anschluss erleuchteten zahlreiche bengalische Fackeln sowie Fontänen und Leuchtkugeln den Hamburger Abendhimmel. Folgen für den Verein wird dieses Spektakel nicht haben, denn der Bunker liegt außerhalb des eigentlichen Stadiongeländes. Eine Strafe von Seiten des DFB ist somit nicht zu erwarten. Im Rahmen von kleineren Vereinen durfte diese Art von Pyroshow bereits öfters bestaunt werden. Das Abbrennen von Rauchfackeln und Bengalos auf nahen Hügeln, Hausdächern oder Gerüsten im polnischen Stil machte hier und dort bereits Schlagzeilen, doch in 1. und 2. Bundesliga ist in der Tat solch eine Aktion eher selten zu sehen. Der Grund: Zum einen die massive Präsenz polizeilicher Einsatzkräfte im Umfeld der Stadien, zum anderen die fehlenden bautechnischen Möglichkeiten. Schließlich soll das Ganze ja auch im Innern des Stadions zu sehen, um bestmögliche Wirkung zu erzielen.
In den meisten Fällen: No chance! Was überragt den Dortmunder Signal Iduna Park oder die Veltins Arena des FC Schalke 04? Oder das Hamburger Volksparkstadion? Vom Betzenberg mal ganz zu schweigen. Bei Hertha BSC müsste man schon auf den Glockenturm steigen oder auf Höhe des Marathontores hinten auf den alten Bauten des Maifeldes zünden. Ganz klar: Viele Möglichkeiten gibt es rings um die Stadien der oberen zwei Ligen nicht. Eine der Ausnahmen: Das Stadion des FC Erzgebirge Aue, wo bei Abendspielen die ringsherum befindlichen Hänge gewisse Möglichkeiten bieten. Somit kann die DFL froh sein, dass das „Bunker-Modell“ von St. Pauli wohl kaum ohne weiteres Schule machen wird …
Foto: Flo, M. Bertram