Regenjacke aus dem Schrank geholt, denn der Wetterbericht verlautbarte kühles Nass von oben. Ein Griff in die Seitentasche verriet, wann die Jacke zum letzten Mal in Gebrauch war: Am 11. April diesen Jahres zur genau dergleichen Begegnung wie heute. Wuppertaler SV gegen Rot-Weiss Essen. Während vor acht Monaten auf Heimseite alles im grünen Bereich war und die Ultras Wuppertal ihr 16jähriges Bestehen mit einer Choreo feierten und der WSV dazu einen 3:1 Heimsieg gegen den Rivalen eintütete, fand der Auswärtsblock damals aufgrund eines Protests gegen das sportliche Management nicht statt.
Wuppertal gegen Essen: Muddy-Klassiker vor halb emotionaler Kulisse
Fast verkehrte Welt heute: Auch die "Nord" Heimat der aktiven Wuppertaler Fanszene schwieg heute und das nicht nur im Rahmen des bundesweiten Protests gegen Montagsspiele, sondern vor allem wegen der aus ihrer Meinung unberechtigt kürzlich ausgesprochenen Stadionverbote gegen Mitglieder der Ultras seitens des Vereins. Grund sind die Vorkommnisse beim "Montagsspiel" gegen Oberhausen und dem teils massiven Protest gegen den TV Sender Sport 1. Die Fans werfen dem eigenen Verein vor sich nicht an zeitliche Absprachen bezüglich einer Aussprache gehalten und willkürliche Stadionverbote ausgesprochen zu haben. Eine Antwort vom Verein auf diesen Vorwurf steht noch aus.
Das Tischtuch zwischen Ultras Wuppertal und Verein scheint zerschnitten, der Stimmung im Stadion schien das aber nichts anzuhaben. Für diese sorgte am Ende dann die Wuppertaler Gegengerade mit zwei Choreos: Eine zum Protest gegen die Montagsspiele ("Demontage des Fußballs") und eine zu Beginn der zweiten Hälfte mit rot-blauen Fahnen und Konfettiregen. Gute Stimmung bei Wuppertal, was aber auch am Spiel lag.
Aber vielleicht auch weil aus dem Gästeblock mit den etwa 700 mitgereisten Essener Fans auch bei diesem Gastspiel nicht viel zu hören war. Nur wenige der aktiven Fangruppierungen waren im Stadion (mit verkehrt herum hängenden Fahnen), der Rest hatte es aus diversen Gründen nicht geschafft unter anderem hatten rund 65 Fans versucht mit einer gezielten Aktion über die Heimseite ins Stadion zu gelangen bzw. sich auf dem Vorplatz zu präsentieren, wurden aber von der Polizei eingekesselt. Im Stadion ließen sich dann noch einige wenige von einer Handvoll Wuppertaler Fans auf der Haupttribüne in der zweiten Hälfte provozieren. Neben dem üblichen verbalem Austausch wechselte auch der eine oder andere Gegenstand die Seiten, zu allem Überfluß auch ein Böller.
Ein gebrauchter Tag für RWE auf den kaltnassen Rängen und auf dem schlammigen Rasen. So glich das Spiel auf dem durch den Regen durchweichten Boden eher einem "Mud Run", als echtem Viertliga-Fußball. Dazu verwirrte sichtlich den einen oder anderen Essener Spieler die doppelte Außenlinie im Wuppertaler Stadion. Das Spiel basierte durchweg auf zufällig entstandenen Pässen, wirren Abprallern und hektischen Pressschlägen. Nicht schön anzusehen, dabei kamen aber die Wuppertaler Spieler über weite Strecken besser mit den widrigen Bedingungen zurecht als die Essener.
Die einzige echte Chance für Rot-Weiss hatte Marcel Platzek in der 16. Spielminute als er nach einer Balleroberung alleine auf den Wuppertaler Schlußmann Joshua Mroß zulief, dieser den Ball aber parierte. Besser machte es der WSV-Kapitän Gaetano Manno auf der Gegenseite der den heute schwachen Lukas Raeder locker zum 1:0 überwand. Wie schon oft in dieser Saison fehlte es RWE an Ideen. Lustloses hin und her Geschiebe luden den Gegner zu Kontern ein. Der WSV dankte und netzte noch zweimal durch Daniel Grebe und Jonas Erwig-Drüppel vor 4.558 Zuschauern ein.
Ein gebrauchter Tag für RWE (die Abstiegszone rückt näher) und wieder ein Derby-Heimsieg für den Wuppertaler SV, der sich damit für die Hinspielpleite (1:5) revanchierte.