„Tempo, Tempo, Tempo“ schrie RWE-Trainer Christian Titz Mitte der zweiten Halbzeit seinen Spielern von der Seitenlinie entgegen, er wusste wieso. Es stand gerade 1:0 für die Rot-Weissen, aber der VfB Homberg als Aufsteiger zwar mit weniger Spielanteil, dafür extrem bissig, kampfstark und nicht wenige Chancen auf der Habenseite. Das Team hörte: Nach der „Tempo, Tempo, Tempo“ Anweisung von der Bank machte dann Oğuzhan Kefkir seinen ersten Pflichtspiel-Doppelpack für RWE (klasse Vorbereitung von Florian Bichler) perfekt. Den Sieg fast eingetütet, die Fans komplett aus dem Häuschen. Das Dingen muss man auch erstmal gewinnen, vor allem vor weit über 3.500 eigenen Fans (unter den 5.200 Zuschauern) in Duisburg. Rot-Weiss Essen tat es. Nicht mit 6:0 (was die Tabellenführung gebracht hätte) wie von vielen erhofft, dafür aber mit 2:1. Ein 2:1 das vor allem zum Ende nochmal knapp wurde und bei nicht wenigen Essen Fans die Pumpe rotieren ließ.
Auch den musste erstmal machen: RWE-Sieg beim VfB Homberg in der MSV Arena
Hätte aber gar nicht sein gemusst, denn Chancen hatte RWE genug. Nur an der Verwertung muss noch gearbeitet werden. Die beim Auftaktsieg gegen den Mitfavoriten Dortmund entfachte Euphorie bleibt. Die ganze Woche gab es bei den Fans (in Foren und sozialen Medien) nur ein Thema: Nicht der sportliche Erfolg, sondern die Sorge um die zur Verfügung stehenden Gästetickets in Duisburg. Den ursprünglichen Plänen des VfB Homberg zufolge sollte demnach keine Tageskasse sowohl im Heim- als auch im Gästebereich aufmachen. Verständlich, da der Klub vom Rheindeich mit dem Umzug in die MSV Arena sowieso schon ein Stück organisatorische Arbeit schultern musste. Das eigene "PCC Stadion" fast nur 3.000 Zuschauer und reicht entsprechend gegen Gegner mit vielen Gästefans nicht aus. Ein seperater Gästebereich wird gerade gebaut. Mit 10.000 Zuschauern rechnete der Klub im Vorfeld, in Essen gingen im Vorverkauf fast alle Gästekarten weg so dass der Ruf nach einem weiteren Kontingent sowie das Öffnen einer Tageskasse lauter wurden. Vor allem für die Fans die den Vorverkauf nicht nutzen konnten, die beispielsweise in der Ferne wohnen (was ja nicht wenige sind).
Die Wünsche wurden erhört und sowohl im Heimbereich, als auch für die Gäste wurden die Kassen geöffnet, dies hat sich sicherlich für die Homberger gelohnt, auch wenn es am Ende nicht 10.000 wurden. Eine frühe Anreise lohnte, denn der Weg vom Gästeparkplatz einmal rund um die Wasserski-Anlage durch die scharfe Sicherheitskontrolle („Vereinzelungsanlage“) konnte schon was dauern. Der Großteil schaffte es pünktlich zum Anpfiff, der von der Essener Fanszene mit einer Pyroshow (Bengalos) begleitet wurde. Die Stimmung auf der Gästeseite war prächtig nur das frühe Tor fehlte. Im Heimbereich waren ein Teil der Stehplatz-Nordkurve und ein Sitzplatzblock auf der Haupttribüne geöffnet. Neben „echten“ Homberger Fans in entsprechendem farblichem Outfit gesellten sich auch MSV Duisburg Fans dazu. Der MSV spielte parallel in Braunschweig.
Je länger das Spiel dauerte, je mutiger der VfB Homberg wurde, desto besser gelaunt wurden die Heimfans, so dass schon ab und zu ein etwas lautes „VfB, VfB durch die Arena hallte. Das Spiel gegen Rot-Weiss Essen für die Homberger nach der Aufstiegssaison (2018/2019) mit nur einer Niederlage sicherlich das Highlight des Jahres. Zum ersten Mal Regionalliga und als ersten Heimspiel wartet RWE. Trotzdem: Völlig unbeeindruckend gingen sie in die Partie unter dem Motto „Nix zu verlieren“. Nach einer starken Offensivphase von Essen zu Beginn wurde Homberg mutiger und konnte sich wie schon beim Auftaktsieg in Bergisch Gladbach beim Keeper (Eigengewächs) Philipp Gutkowski bedanken, der mehrmals glänzend parierte.
Essen war aber heute nicht zu bezwingen, zwei glänzend aufgelegte und erzielte Tore reichten für den Auswärtssieg, trotz fünfminütiger Zitterphase zum Schluss. Für RWE stehen zwei Siege und damit sechs Punkte auf der Habenseite, nun folgen aber die „fetten“ Wochen der Wahrheit. Am kommenden Mittwoch geht es erstmal im Niederrheinpokal gegen Genc Osman (Duisburg), bevor die U23 des 1. FC Köln nach den Fastabstiegsjahren nun mit hochdotierten Profis aufgepimpte und damit wettbewerbsverzerrende Truppe an der Hafenstraße gastiert. Am 4. Spieltag muss RWE in Rödinghausen („Zwiebelfest Ole“) ran bevor der kriselnde Nachbar aus Wattenscheid seine Visitenkarten in Essen abgibt. Am 1. September dann, wenn Essen in Oberhausen spielt steht fest, welche Rolle RWE in dieser Saison in der Liga spielen kann.
- SCHAUINSLAND-REISEN-ARENA