Wir schreiben den 3. August 2012. Ein gewisser Marvin Ellmann („Heute wird gesoffen bis der Ellmann trifft“) bringt die Kanalkurve im Oberhausener Niederrheinstadion zum Beben, als er in der 90. Spielminute den 4:2 Auswärtssieg für Rot-Weiss Essen markiert. Damals stand an der Oberhausener Seitenlinie noch ein Mario Basler als Trainer und ein Jörn Nowak (heute Sportdirektor bei RWE) erzielte die zwischenzeitliche 2:1 RWO-Führung (Ausgleich und Führung dann durch Benedikt Koep). Es sollte für sieben lange Jahre der letzte Sieg im Niederrheinstadion für RWE bleiben. Drei Niederlagen und drei Unentschieden in der Regionalliga und eine bittere sehr knappe Niederlage im Niederrheinpokalfinale später, stand heute wieder die Kanalkurve Kopf, obwohl es zumindest in Halbzeit eins gar nicht danach aussah.
Rot-Weiss Essen siegt bei RWO: Erster RWE-Derbysieg in Oberhausen nach sieben Jahren
Irgendwie wirkte alles sehr verhalten. Dabei ging es gut los. Während die Oberhausener Fans an der Zufahrt zum Stadion sich schon einmal lautstark bemerkbar machten, sammelten sich in gut einem Kilometer Luftlinie Entfernung die Essener Fans (der Fan-Dachverband „Westtribüne Essen“ hatte aufgerufen) am Centro Oberhausen um gut 2,5 Stunden vor Spielbeginn gemeinsam stimmungsvoll zum Stadion zu laufen. Ein Gruppenbild auf den Treppen der Konzertarena, dann die „Rot-Weiss Essen Fahne“, Trommel und Bierchen zusammengepackt und zügig los marschiert. Auf der Konrad-Adenauer Allee und der Eisenbahnbrücke ein kurzer stimmungsvoller Stopp mit Gesangseinlagen und ein wenige Bengalo-Feuer eingelegt, den die Polizei aber mit ihrem Lautsprecherdurchsagen (Strafandrohungen) aber fast übertönte.
Im Stadion hatten die Essen Fans mal wieder die ganze (über 8.000 Plätze fassende) Kanalkurve für sich, aber füllten diese nicht komplett aus. Unter den insgesamt 9.674 Zuschauern im Niederrheinstadion waren es aber dann doch gut 4.500 die es mit RWE hielten. Die Oberhausener Fans wollten heute ein anderes optisches Zeichen setzen: Alle in grün, wie das Vereinswappen (Kleeblatt). Entsprechend wurden Mottoshirts verteilt und zumindest auf der neuen Heimtribüne überwog die Farbe der Hoffnung. Die RWO Fans leiteten das Spiel mit einer kleine Choreo „Kleeblattpower“ ein, während die Essener Fans es diesmal alleine auf die Kraft ihrer Stimme ankommen ließen. In der ersten Halbzeit jetzt nicht, aber in der zweiten kribbelte es dann schon, als nicht nur der Block der aktiven Fan-Szene den Ton angab, sondern die ganze Kurve folgte, vibrierte und einen gemeinsamen Gesang intonierte. Stark!
Spielerisch agierten in der ersten Hälfte beide Teams auf Augenhöhe mit etwa gleichvielen Möglichkeiten. Wobei Essen einige fast hundertprozentige vergab und Oberhausen eigentlich ein Tor erzielte, das aber aufgrund einer Abseitsstellung nicht gegeben wurde. In einer Fernsehaufnahme (Sporttotal.tv) ist aber zu sehen, dass der Treffer von Shaibou Oubeyapwa hätte zählen müssen. Karma nennt man das, denn im Pokalfinale vor einem Jahr erzielte RWO (Ben Balla) einen Treffer zum Pokalsieg, der nicht hätte zählen dürfen, weil er auf der Linie gerettet wurde. Irgendwie gleicht alles sich aus. Gut wäre Oberhausen heute in Führung gegangen wer weiß wie das Spiel verlaufen wäre.
So reagierte RWE-Trainer Christian Titz zur zweiten Halbzeit und die Mannschaft schien wie ausgewechselt. Spielfreudiger und um Längen stärker als in der ersten Halbzeit überrannte Essen die Oberhausener förmlich. Muss man auch erstmal machen: Aus der Verletzungspause direkt ein Doppelpack. Gerade eingewechselt stach Enzo Wirtz in der 51. und 54. Spielminute. Oberhausen fast geschlagen, Essen hätte heute in der zweiten Hälfte gut was für das Torverhältnis tun können, aber es fiel nur noch ein Treffer durch Ayodele Adetula in der 80. Spielminute.
Bämm: Sechs Spiele, fünf Siege und ein Unentschieden für Rot-Weiss Essen. Starker Saisonstart, leider auch für Zwiebelhausen (äh Rödinghausen) die punktgleich aber mit den besseren Torverhältnis auf Platz 1 stehen. Der Abstand zum dritten beträgt aber schon vier Punkte. Die Saison ist aber noch lang, genauso wie die Zeit bis zum nächsten Ligaspiel. Am kommenden Freitag steht erstmal die zweite Runde des Niederrheinpokals an, der Drittligist KFC Uerdingen kommt an die Hafenstraße. Am 13. September gastiert RWE dann beim Aufsteiger SV Lippstadt. Oberhausen hat es zumindest im Pokal leichter (FC Monheim), am kommenden Samstag reist man dann ans Lotte Kreuz zu den Sportfreunden.
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