In den letzten Jahren gab es nicht viel zu holen im Stadion Rote Erde für Rot-Weiss Essen. Meistens mündete das Ruhrgebietsduell zwischen der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund und RWE in einem Unentschieden, außer im letzten Jahr. Da schossen die Schwarzgelben die Essener mit reichlich Profiunterstützung (Kagawa, Isak, Rode) mit 5:0 aus dem Stadion. Das ist eines der hausgemachten Probleme der Nachwuchsteams der Profimannschaften: Kaum Interesse der „normalen“ Klubfans am Spielbetrieb und dazu meistens eine Aufstellung aus der sportlichen Wundertüte.
Starkes Finish: Rot-Weiss Essen trotzt Schiri, Profis und Acker in Dortmund
So ging auch heute vor Spielbeginn der bange Blick auf die Dortmunder Aufstellung des U23 Trainers Mike Tullberg. Aber kein befürchteter Julian Weigl oder Paco Alcacer, die beim gestrigen Spiel der Profis gegen Fortuna Düsseldorf nicht zum Zug kamen standen auf dem Papier, dafür aber ein gewisser Leonardo Rosa Balerdi. Der 20jährige Innenverteidiger kam im vergangenen Winter von den Boca Juniors und feierte gegen Düsseldorf sein Debüt (für zwölf Spielminuten eingewechselt). 22 Stunden später durfte der 14 Millionen Mann (Marktwert laut transfermarkt.de) direkt in der Regionalliga wieder ran.
Aber das heutige Spiel war nichts für filigrane Techniker wie den Dortmunder Balerdi oder die Essener Kefkir und Conde, sondern eher was für die robusten Bolzer unter den Kickern. Der Platz im Stadion Rote Erde war eher was für Swamp football (Suopotkupallo) oder Rugby und glich einem Dorfacker wo hundert Rinder drüber gelaufen sind. Auch neutral betrachtet hätte das Spiel eigentlich nicht angepfiffen werden dürfen. Denn an echten Fußballsport war nicht zu denken, zudem kam von oben noch reichlich Nass dazu, was den Rasen noch schlammiger machte.
Trotzdem wurde angepfiffen und das Intro gestalteten die Dortmunder Fans („Ultras von die Amateure“) mit einer Pyroshow. Trotz stimmungsvollen Support auf beiden Seiten verloren sich gerade einmal 2.079 Zuschauer im Stadion (darunter über 1.500 aus Essen) und das obwohl die BVB-Profis ja schon am Vortag kickten. Vielleichte lockte bei dem Wetter eher das heimische Sofa, der Weihnachtsmarkt oder die nahe stattfindende Comicon mehr als echter Regionalligafußball. Aber wer braucht schon Schauspieler aus Walking Dead, Breaking Bad oder Game of Thrones, wenn der echte Kampf um den Liga-Thron mit mehr Emotionen von statten geht was kaum eine TV-Serie leisten kann und das sogar in Spielfilmlänge.
Diesmal gab es sogar so viele Emotionen, dass einen sogar im Innenraum beim Fotografieren fast die sprichwörtlichen Pferde durchgingen. Grund: Wie in den letzten Monaten so oft die Schiedsrichter. So viele Fehlentscheidungen in Spielen von Rot-Weiss Essen können ja schon fast kein Zufall sein. Klar es ist die vierte Liga und man kann nicht viel erwarten auch wenn die Unparteiischen einiges an Erfahrung mitbringen, aber manche Entscheidungen sind sogar vom Laien kaum zu verstehen. Man könnte fast verschwörungstheoretisch denken, dass der Verband sein Zugpferd (an dem er ja auch finanziell profitiert) auf keinen Fall aus der Liga entschwinden lassen will. Zu verschwörerisch? Mag sein, aber wie wäre es damit: Heute durfte an der Außenlinie Herr Bastian Börner (mehr schlecht als recht) agieren, der und nun aufgepasst: in Dortmund wohnt. Mehr Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der Unparteiischen könnte man schon erwarten, sonst wachsen die Verschwörungstheorien weiter, lieber Verband.
Aber richtig ist auch: Ein schönes Spiel war es nicht. Kombinationen bei dem Geläuf unmöglich und dazu gesellte sich regelmäßig ein Pfiff der den Spielfluss komplett unterband. Hier und da lag der Schiedsrichter richtig, oft aber auch falsch. Natürlich auch bei Szenen der Dortmunder. Das Spiel war von Zufällen geprägt, echte Torchancen in der ersten Hälfte Mangelware. Vor allem mit Beginn der zweiten Hälfte übernahm Rot-Weiss Essen das Spiel und wollte die Entscheidung. Es ergaben sich mehrere Strafraumszenen mit teils anderen Schiedsrichteransichten in Sachen Foul oder Abseits, aber auch recht schwachem Abschluss.
In der 71. Spielminute lief dann der Dortmunder Joseph Boyamba nach einem abseitsverdächtigem Zuspiel fast alleine auf das Essener Tor zu aber der RWE Schlussmann Golz hielt den Kasten sauber. Die Stimmung bei den Essener Fans kochte obgleich der wiederholten Fehlentscheidung und die Emotionen steigerten sich noch: In der 74. Spielminute landete der Ball nach einem Freistoß auf dem Kopf von Marco Kehl-Gomez, der ihn im Tor versenkte. 1:0 für Rot-Weiss Essen, der Jubel kannte keine Grenzen und dann wenige Augenblicke später hob der Linienrichter die Fahne. Nicht sofort, nein viel später. Warum? Mögliches Abseits?
Der Schiedsrichter lief zum Linienrichter und versuchte die Situation zu klären. Dieser meinte ein Handspiel gesehen zu haben, in welcher (Comicon-)Fantasiewelt auch immer und das Tor wurde nicht gegeben. Die Emotionen kochten über bei den Essener Fans und auch beim Trainerteam. André Kilian musste auf die Tribüne und der Linienrichter durfte weiter sein Unwesen an der Seitenlinie treiben wurde aber mit reichlich Bierduschen in den letzten Spielminuten begleitet. Man hätte meinen können, dies war eine der spielentscheidenden Szenen, waren die Essener etwas geschockt und nun die Dortmunder etwas mehr am Drücker.
Am Ende war es wie schon beim Hinspiel Alexander Hahn der in der 89. Spielminute nach einer Flanke per wuchtigen Kopfball hochverdient einnetzte. Rot-Weiss Essen ist in dieser Saison einfach gut für die wichtigen Last-Minute Siege aller Gegenwehr von anderen Mannschaften, Schiedsrichtern und Verband zum Trotz. Das Siegtor wurde dann entsprechend ausgiebig gefeiert und zwar vor den Heimfans, die das trotz der nicht vorhandenen Rivalität mit RWE (früher war man mal enger verbandelt) aber nicht so ganz amüsant fanden. Die Situation entspannte sich aber schnell.
RWE bleibt oben dran und startet erfolgreich in die Rückrunde. Am kommenden Freitag kommt der VfB Homberg an die Hafenstraße zum letzten Spiel des Jahres. Auch die Duisburger werden sicherlich alles raushauen und es bleibt zu hoffen, dass die Unparteiischen nicht wieder ihr schlechtestes Spiel der Karriere ableisten.
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- Stadion Rote Erde
Benutzer-Kommentare
https://www.sporttotal.tv/malw1Qmb3
und dann spule mal zur 74. vor.
Danke für Deine Kritik, hast Du das Spiel gesehen?
Aber wenn man nicht dabei war oder zumindest das Spiel im Stream gesehen hat, ja dann sorry dann verstehe ich die Meinung nicht.