Gut gebrüllt: Schreihälse aus Wiedenbrück holen Punkt in Essen

Gut gebrüllt: Schreihälse aus Wiedenbrück holen Punkt in Essen

Schreie und Gebrüll an der Essener Hafenstraße? Ja normalerweise gibt es die von den Rängen des Essener Stadions wenn Rot-Weiss Essen spielt. Aber es ist Corona und es dürfen nur 300 statt 10.000 oder mehr ins Stadion, so dass heute der Gast aus Ostwestfalen diese Rolle übernahm, wenn auch eine Spur übertrieben und teilweise etwas peinlich. Klar ohne Zuschauer hört man auf dem Spielfeld jedes gerufene Wort, aber normalerweise nicht in der Ausprägung wie heute. „Auf sie mit Gebrüll“ lautete wahrscheinlich die Taktik des Trainers des SC Wiedenbrück zum Auftakt in die Regionalligasaison, denn anders kann man das durchgängige Geschrei und Rumgewälze kaum erklären. Aber klar gespielt wurde auch mit einem am Ende nicht unverdienten Punktgewinn des Aufsteigers aus der Oberliga Westfalen. Aber mal auf Anfang.

Nach dem Saisonabbruch vor einem halben Jahr, den Sommer-Testspielen und zwei gewonnen Pokalmatches startete heute für Rot-Weiss Essen die Mission Aufstieg in die Liga 3. Der Kader wurde unter anderem mit einem Top-Torhüter und dem Top-Stürmer der Regionalliga (der auch heute traf) verstärkt und bei den Fans machte sich wieder einmal (wie jede Saison) Euphorie breit. Blöd: (Fast) keiner kann live dabei sein, denn Corona hat die Welt immer noch in Griff und ein Spiel vor voller Hütte liegt in weite Ferne. Erinnerungen: Vor einem Jahr im September schwebte RWE auf einer Euphoriewelle, gerade hatte man den Rivalen Oberhausen im Stadion Niederrhein mit 3:0 in die Schranken gewiesen und dann wurde man im Frühjahr 2020 als man sich gerade wieder aufrappelte aus allen Aufstiegsträumen gerissen.



Seitdem haben die Fans ihr Lieblingsstadion nicht mehr von innen gesehen und manche befürchteten schon nirgendswo mehr Spiele zu sehen. Aber was der Klub Rot-Weiss Essen und seine Mitarbeiter in den letzten Wochen (und das als Viertligist) alles auf die Beine gestellt haben ist sehr bemerkenswert. Da wurde nicht nur auf sportlicher Ebene ein Team geformt, sondern auch für die Dauerkarteninhaber und Mitglieder an einem (man muss es so sagen) starken Paket aus eventueller Stadionpräsenz und Internet-Livestream mit reichlich Organisationsaufwand gebastelt. Es wurden/werden so genannte Doppelpass-Saisonkarten verkauft, die den Fans (wenn es geht) eine Wiederkehr ins Stadion auf ihren Stammplatz ermöglichen und zusätzlich ein Internet-Livestream von den Heimspielen mit Fans, Spieler und Stadionsprecher als Kommentatoren enthalten. Knapp 4.000 folgten dem Klub und holten sich ihr Saisonticket und nicht wenige eine Tages-Streamingoption für zu Hause.



Nur 300 im Stadion und tausende auf dem Sofa oder in Essener Kneipen vor den Bildschirmen. Eine wirklich starkes Angebot. Die Fans waren heute symbolisch dabei mit reichlich Fahnen verteilt auf der Rahn-Tribüne dazu ein Banner vor der West: „Alle oder keiner Fussball lebt durch seine Fans“. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Die Fans fehlen einfach und zwar so richtig. Das hat man heute im und vor allem am Spielverlauf sehr gemerkt. Vor allem in der zweiten Halbzeit hätte der Druck von den Rängen das Gemosere, Gemeckere und Gebrüll der Spieler des SC Wiedenbrück übertönt und vielleicht die eine oder andere RWE-Chance anders aussehen lassen. Am Ende hätten Spieler und Fans gemeinsam vor der „West“ gefeiert.



Hätte, hätte … es kam alles anders: Statt himmelhochjauchzend ist die Stimmung bei einigen RWE Fans wieder unsanft auf dem Boden geknallt worden. Einige sprechen schon nach dem ersten Spiel von der „goldenen Ananas“, was natürlich nach dem ersten Spiel die falsche Interpretation ist. Denn dafür waren einige gute Ansätze da nur der Ball wollte nicht ins Tor. Und angemerkt: Der SC Wiedenbrück ist nicht irgendwer. Nicht nur das RWE nie gut gegen den Klub aussah, auch haben sie kürzlich den alten Regionalligameister SV Rödinghausen mit 4:0 geputzt und sind so in die ersten Runde des DFB Pokals eingezogen.



Schleppte sich die erste Halbzeit im Spiel Rot-Weiss Essen gegen den SC Wiedenbrück noch so vor sich hin, obwohl RWE drei klare Chancen (durch Hahn, Endres und Kefkir hatte) versuchten die Hausherren vor allem in Halbzeit zwei das Auftaktmatch noch druckvoller für sich zu entscheiden. Zwar als Aufsteiger aus der Oberliga Westfalen angereist, versteckte sich der SC Wiedenbrück aber nicht und hielt ordentlich dagegen und kam das eine oder andere Mal mit gepflegtem Konterspiel vors Essener Tor. Mit dem Seitenwechsel übernahm Essen das Zepter und belohnte sich nach einem Torwartabpraller mit dem 1:0 durch Simon Engelmann.



In den Folgeminuten hagelte es Chancen für RWE unter anderem für Endres und den später eingewechselten Platzek, aber selbst die hundertprozentigen verpufften. „Wenn du vorne die Dinger nicht machst“, ja das Sprichwort das sich auch an diesem Spieltag wieder einmal bewahrheitete. Erst vertändelte Essen minutenlang das Spiel und ließ sich vom Gegner hinten reindrängen dann reichte ein Last-Minute Kunstschuss von Daniel Latkowski in der vierten Minute der Nachspielzeit und die Feierlichkeiten um diesen, um die RWE-Fans zu frustrieren.



In der letzten Saison konnte Essen Last-Minute Siege feiern, nun hat RWE mal wieder ein Tor in letzter Sekunde kassiert, für die Fans gefühlt zum tausendsten Mal. Die Saison ist aber noch lang und einen Blick auf die Tabelle sollten die Essener in den kommenden zwei Wochen lassen, denn wenn RWE am 20.09. in Dortmund antritt sind andere Teams schon ein paar Spiele weiter. Am 14. September steht nun ersteinmal die erste Runde des DFB Pokals gegen Arminia Bielefeld an.

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
05 September 2020
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
300

Ligen

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Regionalliga

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3 Kommentare
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Kann nur besser werden, schade das jetzt Pause ist.
G
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G
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G
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