Ostrovia bei Barycz Sułów - heiße Kiste oder touristische Ausfahrt?

Nach Ewigkeiten verschlug es mich mal wieder nach Dolnośląskie. Von Poznań aus geht es ziemlich fix über die S5 gen Wrocław. Alles entwickelt sich. Während sich man vor Jahren noch ziemlich quälen musste, ist nun ein Wochendausflug nach Wrocław das Normalste auf der Welt. 50 km vor der Hauptstadt von Dolnośląskie bog ich aber ab. In der Saisonvorbereitung kreuzten noch Barycz Sułów und Ostrovia Ostrów Wielkopolski die Klingen.

Sułów stieg in die höchste Liga der Województwo auf, Ostrovia aus seiner ab. Ostrów Wielkopolski ist wie Piła eine große Stadt ohne höherklassigen Fußball. Seitdem ich nach Polen fahre, kickte Ostrovia, übrigens schon 1909 gegründet, mit Ausnahmen stets irgendwo auf Verbandsligaebene. Der Fanblock ist aber reif für höhere Sphären. Schon vor ca. 15 Jahren lief mir Ostrovia mal mit einer ganz üblen Truppe über den Weg, ziemlich beeindruckend. In Liga 6 warten nun mit Gostyń und Krotoszyn alte Bekannte. Viel Spannendes ist nicht mehr dabei. Fahrten zu Klubs wie Pinsel-Peter Krobia stehen auf der Tagesordnung. Da kommt man sich bestimmt als Ostrów-Ultra verarscht vor.

Pinsel-Peter ist natürlich ein Sponsoren-Name. Ganz anders sieht es bei Barycz Sułów aus. Aus der Tristesse der Niederungen, in welchen es maximal zu Derbys mit Barycz Milicz kam, verabschiedeten sie sich und treffen nun auf namhafte Gegner wie Moto-Jelcz Oława, Świdnica, Piast Nowa-Ruda oder Bielawa. Für Liga 5 wurde auch fleißig am Stadion gewerkelt - überdachte Tribüne, Gästekäfig und sogar eine Videowand. Einer der Hauptsponsoren ist ein bekannter Wurstwaren- Produzent. Ansonsten ist es kaum vorstellbar, dass ein Dorf das alles so aus eigener Kraft stemmen kann. Bis zum Kriegsende besaß Sułów bzw. Sulau sogar Stadtrecht.

Der Ort und die Umgebung sind wie für Touristen gemacht. Historie an jeder Ecke, das größte Teichgebiet Europas und eine hohe Zahl an Vögeln. Barycz Sułów wurde sogar schon 1946 gegründet. Der Name geht auf den Fluss Barycz zurück, welcher mit das Kernstück des größten Landschaftsschutzparks Polens "Dolina Baryczy" bildet. Hier lässt es sich aushalten! Dazu noch guter Fußball in einem netten Stadion! Der Eintritt war heute frei. 150 Zuschauer ist für ein Testspiel gar nicht schlecht.

Sogar ein Fanblock bildete sich. Zur Feier des Tages wurde auch eine der beiden bekannten Fahnen gezeigt. Dazu hingen noch zwei weitere in den Vereinsfarben Orange und Weiß. Es erinnerte mich an den FV Dresden-Nord. Insgeheim hatte ich auf Gästefans gehofft, da es ja viele Gründe gibt, nach Sułów zukommen, obendrein liegt Sułów auch noch im Einzugsgebiet von WKS Śląsk Wrocław, doch der Käfig blieb leer. Ganz fertig ist er auch noch nicht. Auf dem Platz machte Ostrovia dort weiter, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört haben.

Erste Minute, erste Aktion und schon 1-0 für Barycz. Es folgte ein Einbahnstraßenfußball wie aus dem Bilderbuch, doch erst in Hälfte 2 ging dann Ostrovia mit 6-1 richtig unter. Da muss noch viel gemacht werden. Barycz dagegen scheint wohl für einige Überraschungen gut zu sein. Wir werden es sehen.

Fotos: Michael