Der 17. Spieltag der Regionalliga West hatte es in sich. Nachdem Spitzenreiter Rot-Weiss Essen bereits gestern beim FC Wegberg Beeck patzte (1:1), waren nun die Verfolger gefragt: Fortuna Köln bei Alemannia Aachen, der Wuppertaler SV bei der U23 von Borussia Mönchengladbach und Preußen Münster beim KFC Uerdingen. Vor zwei Jahren spielten die beiden Klubs noch in der 3. Liga gegeneinander. Klare Sache für die Preußen, so dachten viele - auch die Konkurrenten. Immerhin hatte RWE den KFC vor ein paar Wochen mit 11:0 gedemütigt. Aber nix da, so einfach machten es die Uerdinger den Münsteranern nicht.
KFC Uerdingen vs. Preußen Münster: Tristes Spiel, Action auf den Rängen
Zwar begann das Spiel ganz im Sinne der Preußen: Direkt mit Anpfiff begann der Sturmlauf, der schon in der zweiten Spielminute mit der Führung durch (wen auch sonst) Gerrit Wegkamp per Kopf belohnt wurde. Kurz danach hätte es fast wieder im Gehäuse der Uerdinger geklingelt, aber diese bugsierten Bälle um Bälle und Angriffe um Angriffe aus dem Strafraum. Die Angriffsbemühungen der Preußen ebbten mit der Dauer des Spiels ab und der Kick verflachte zusehends. Der KFC Uerdingen versuchte das Beste aus seinen Möglichkeiten und verteidigte gut gegen über weite Strecken des Spiels harmlos agierenden Preußen. Vorne fehlt dem KFC ein Knipser, der auch mal die Bälle festmachen und versenken kann.
Die 1.323 Zuschauer waren trotzdem zufrieden, die Uerdinger und auch die es mit den Preußen hielten. Rund 500 Fans aus Münster hatten sich auf den Weg ins Stadion Velbert (in dem der KFC Uerdingen seine Heimspiele austrägt) gemacht, davon einige schon weit vor dem Anpfiff zum „Vorglühen“. Für ein einheitliches Bild im Gästeblock wurde auf das beliebte Stilmittel „gleichfarbige Poncho“ zurückgegriffen. Was? Poncho? War da nicht gerade was mit Münster und Ponchos? Ja genau, vor ein paar Tagen erreicht unsere Redaktion eine E-Mail mit einem offenen Brief der Fanbetreuung von Rot Weiß Oberhausen, die darin die Einlasssituation beim Auswärtsspiel am vergangenen Wochenende bemängelte.
Auch hier hatten die RWO-Fans nach Angaben der Fanbetreuung geplant, sich komplett in den einheitlichen Look im Gästeblock zu präsentieren und wollten entsprechend rote Regenponchos in drei Kartons mit in den Block nehmen. Nachdem der erste Karton im Block war, verweigerte der Ordnungsdienst die Mitnahme der zwei weiteren Kartons. Die Fans einigten sich mit dem Ordnungsdienst laut dem offenen Brief darauf die Ponchos direkt anzuziehen, um so das Stadion zu betreten, aber kurze Zeit später wurde auch hier seitens der Sicherheitskräfte ein Riegel vorgeschoben. Nun durfte laut einigen Forenberichten niemand mehr das Stadion betreten, solange die Fans im Stadion sich nicht der Ponchos entledigten. Die Fans draußen wurden scheinbar trotz Corona solange dicht an dicht eingekesselt. Laut offenen Brief wurde beim Ordnungsdienst nachgefragt, der wiederum auf das Hausrecht von Preußen Münster verwies. Die Fans im Stadion entledigten sich aber später unter Druck der Sicherheitskräfte der Ponchos. In einer Gegendarstellung verwies Münster auf die eigene Stadionordnung und den Verbot von Kleidung, die zur Vermummung dienen könnte. Der Verein räumte aber auch Fehler ein. Demnach hätte der erste Karton den Zugang nicht passieren dürfen.
Was ein „HeckMeck“ um ein paar Ponchos. Solche und ähnliche Einlasssituationen (Schikanen) in Gästeblöcke kennen viele Fans bundesweit. Münster ist da kein Einzelfall. So mussten vor fast sechs Jahren (20.12.2015) auch Fans des VfL Bochum auf das Stilmittel „blaue Ponchos“ beim Gastspiel in Bochum verzichten und sich dieser vor dem Einlass entledigen. Eine Pyroshow gab es aber trotzdem, genauso wie von Oberhausen in Münster. Aber gut dass nicht immer mit gleichen Mitteln geantwortet wird und es auch andere Gastgeber gibt, denn so durften die Münster Fans sich heute in Velbert komplett in ihrem Outfit im Gästeblock präsentieren und auch ein „Freudenfeuerchen“ kurz vor dem Halbzeitpfiff entfachen (Titelbild).
Eine kleine Pyroshow vielleicht als Motivation für die Mannschaft gedacht noch mehr aus dem Spiel herauszuholen oder einfach zur Provokation der anwesenden Sicherheitskräfte. Denn schon vor dem Spiel gab es beim Einlass einige Probleme, sodass die Fans erst kurz vor Anpfiff den Gästeblock beflaggten und ihre Mannschaft supporteten. Es schien sich einiges aufgestaut zu haben bei den mitgereisten Fans, sodass die Situation in der Halbzeitpause im Bereich der Imbissbude im Gästeblock komplett eskalierte (Videolink). Die Preußen Münster Fans bewarfen die anwesende Polizei mit verschiedenen Gegenständen aus dem Imbiss und zündeten auch eine Bengalo-Fackel. Die Sicherheitskräfte drängten die Fans mit Schlagstockeinsatz und reichlich „Pfeffer“ zurück. Einige Fans fielen bei den Ausschreitungen zu Boden und wurden durch Aufprall und „Pfeffer“ verletzt und mussten von den anwesenden Sanitätern behandelt werden.
Die in den Block zurückgedrängten Fans zündeten Pyrotechnik und warfen diese in den Innenraum. Die Polizei rückte mit Hunden auf das Spielfeld vor, und der Stadionsprecher drohte mit einem Spielabbruch, sollte die „Randale“ weitergehen. Aber die Lage beruhigte sich, und was weiterging, war dann doch das Spiel gut zwanzig Minuten später als vorgesehen. Inzwischen hatten die Preußen Fans ihre Fahnen abgehangen und den Support eingestellt.
Spielerisch ging aber nicht mehr viel bei Münster, und der KFC Uerdingen schaffte es kaum vor das gegnerische Tor. Da war vielleicht mehr drin. Am Ende blieb es beim 1:0 für den SCP, und die Fans verließen das Stadion, dabei legten einige Preußen-Anhänger - warum auch immer - tatsächlich nochmal nach und entfachten ein Feuer im Gästeblock, indem sie einen Mülleimer anzündeten. Die Brandmeldeanlage des Stadion alarmierte die Feuerwehr, die schließlich den Brand löschte.
Zum Sportlichen: In der Regionalliga West bleibt es spannend. Nachdem Fortuna Köln, der Wuppertaler SV und auch Preußen Münster gewinnen konnten, hat sich die Liga zu einem Vierkampf entwickelt. Auch Oberhausen schnuppert noch leicht an den oberen Plätzen. Für den KFC Uerdingen hingegen wird es ein langer Weg, aber eine so couragierte Leistung wie heute gegen den Tabellenzweiten lässt die Fans sicherlich hoffen. Nur irgendeiner muss die Tore schießen.
Wir bleiben dran an der Regionalliga-West.
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Benutzer-Kommentare
"Die Preußen Münster Fans bewarfen die anwesende Polizei mit verschiedenen Gegenständen aus dem Imbiss und zündeten auch eine Bengalo-Fackel."
Hier wird suggeriert, dass die Szene proaktiv die Polizei attackierte. Kein Wort, dass die Cops wegen einer verbalen Streitigkeit zwischen zwei Preußenfans mit einem überdimensionalen Aufgebot in den Block sind, um kurzen Prozess mit allen umstehenden Personen zu machen. So bewegt sich der Bericht dann auf einem Niveau irgendwo zwischen BILD und GdP.