Fortuna Köln gegen Rot-Weiss Essen: Sechs Tore Spektakel im Spitzenspiel

Fortuna Köln gegen Rot-Weiss Essen: Sechs Tore Spektakel im Spitzenspiel

Eigentlich sollte es schon Ende Januar 2022 im Kölner Südstadion zwischen dem SC Fortuna Köln und Rot-Weiss Essen rundgehen, aber eine grassierende Corona-Infektion im Team zwang die Südstädtler zur Spielabsage. Ähnlich ging es Rot-Weiss Essen in den letzten zwei Wochen. Das letzte Mal stand der Traditionsverein von der Essener Hafenstraße auf dem Spielfeld, da kostete der Liter Diesel noch 1,69 Euro. Zeiten ändern sich, aber die Qualität trotz Corona-Zwangspause von dem Top-Favoriten auf den Regionalliga West Titel nicht, wie das gestrige Spiel einmal mehr zeigte.

Kein sonniger Abend aber ein trockener bei frühlingswarmen zwölf Grad im Südstadion oder wie es Preußen Münster formulieren würde: „Zu kalt für den Rasen im Preußenstadion, Spielabsage sofort!“ So geschehen am vergangenen Freitag bei noch besseren Außenbedingungen: Das Spiel zwischen dem (vorläufigen) Spitzenreiter aus Münster und Fortuna Köln wurde kurzerhand aufgrund eines zu kalten Bodens abgesagt. Mit viel Häme und süffisanten Kommentaren wurden die Adlerträger in den letzten Tagen bedacht und sogar der Fortuna-Stadionsprecher ließ in seiner Begrüßungsrede gestern einen kleinen Seitenhieb nicht aus.



Konnte er auch, denn die Rahmenbedingungen im Südstadion waren 1A: Für Regionalligaverhältnisse ein guter Rasen auf dem sich sogar zwei Gänse wohlfühlten und eine tolle Atmosphäre bei einer großen Kulisse von insgesamt 6.127 Zuschauern darunter viel lokale Prominenz und gut 2.000 Fans die es mit Essen hielten. Aufgrund des Andrangs wurde die Partie später angepfiffen. Nur bei den Würstchenpreisen (4 Euro für ne schmale im Brötchen) und der Musikbeschallung (kölsche Lieder in einer Tour und in einer Lautstärke, dass die Boxen schon verbruzzelten) kam man ins Grübeln.





Trotzdem insgesamt ein würdiger Rahmen und alle waren heiß und besonders gespannt, wie RWE aus der Corona-Pause kommen würde. Eines fiel direkt auf: Die Warm-up Viertelstunde war mit angezogener Handbremse gestaltet. Nur leichte Sprints und ein paar Schüsse auf das Tor. Die Fans machten sich so ihre Gedanken. Mussten sie aber gar nicht, denn mit dem Anpfiff löste Essen die Bremse und überrollte die überraschten Kölner förmlich. Die erste Halbzeit war aus Essener Sicht eine der besten in dieser Saison, wenn auch mit einer zu schwachen Chancenverwertung. Schon nach wenigen Minuten hätte es locker 3:0 für Essen stehen können. Nur dank des Fortuna-Keepers André Weis wurden die Kölner nicht aus dem Meisterschaftsrennen geschossen. Den Treffer von Simon Engelmann in der 13. Spielminute konnte er aber nicht verhindern.





Alles lief nach Plan und „immeRWEiter“. Köln konnte sich kaum befreien, dafür Essen immer mehr Chancen kreieren. Aber statt 0:5, stand es plötzlich 1:1. Unfassbar, ein Mini-Angriff der Kölner endete in einem Strafstoß für die Heimmannschaft. Ein wenig zu ungestüm sprintete der Essener Isiah Young in Richtung Suheyel Najar und konnte nicht mehr bremsen. Najar nahm die Chance an und fiel im Strafraum. Den fälligen Elfmeter verwandelte Sascha Marquet ganz souverän. Kaum geschockt von dem Ausgleich rollte der RWE-Express weiter in Richtung Kölner Tor. Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich schickte Engelmann Young der direkt den Ball in Richtung Tor bugsierte. Der Torhüter touchierte ihn noch leicht und final lenkte der Kölner Dominik Lanius den Ball ins eigene Tor. Mit einer Essener 2:1 Führung ging es in die Pause. Sehr schmeichelhaft für Fortuna Köln, die sich über weitere vier Gegentore nicht hätten beschweren können.



So nun der knappe Vorsprung und der wilde Ritt ging in der zweiten Halbzeit weiter, wenn aus Essener Sicht dann doch nicht mehr mit so viel Tempo. Die erste Spielhälfte hat wohl doch zu viele Körner gekostet. Nun kam Köln zu größeren Chancen. Die größte sicherlich in der 63. Spielminute, als Daniel Davari einen Schuss von Mike Owusu nur parieren, aber sich auf Daniel Heber verlassen konnte der die Gefahr entschärfte. In der 76. Spielminute dann Freistoß für Fortuna Köln: Suheyel Najar legte sich den Ball zurecht und zirkelte den Ball in die Maschen, direkt neben dem Essener Torhüter Davari.





2:2 und ein offener Schlagabtausch in der Schlussviertelstunde mit Jubelekstasen auf beiden Seiten folgte: Erst als direkte Antwort auf den Ausgleich eine riesige Chance für Simon Engelmann der freistehend in der 77. Spielminute vergab, dann machte es Marius Kleinsorge in der 82. Spielminute besser und besorgte die Essener Führung nach Vorarbeit von Alonso und Janjic. Kurz danach die direkte Antwort auf der Gegenseite: Dominik Lanius machte sein Eigentor aus der ersten Halbzeit wieder wett und köpfte den 3:3 Endstand nur zwei Minuten später. Auch hier schaute RWE-Keeper Davari überrascht hinterher. Ein früheres Eingreifen in die kommende Flanke wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen, bei den großen Recken im Kölner Team. Insgesamt machte der Essener Schlussmann aber eine gute Partie. Apropos groß: Der größte im Kölner Team ist Jannik Löhden mit satten 2,01 Metern. Er wird geschätzt und gefürchtet, letzteres aber vielleicht auch eher nur für seine Geschichten, die er seinen Gegenspielern während des Spiels zu erzählen hat. Man würde da gerne mal Mäuschen spielen und hören was es denn so interessantes gibt.



Auch wenn sich für die Essener Fans das Unentschieden am Ende wie eine Niederlage anfühlte aufgrund der vielen vergebenen Chancen: Am Ende können beide Teams damit leben. Das Titelrennen ist weiter offen und RWE halt alles in eigener Hand. Am kommenden Samstag kommt der Traditionsverein KFC Uerdingen an die Hafenstraße. Das Hinspiel das mit einem Torrekord (11:0) an RWE ging ist vielen ja noch in guter Erinnerung. Ein ähnliches Torfestival ist nicht zu erwarten, da sich der KFC inzwischen gut stabilisiert hat. Die Kölner erwarten die U23 von Schalke 04 und können darauf setzen, das diese nicht in der Stärke auftreten wie beispielsweise vor 2,5 Wochen gegen Essen, als der Sprit noch bezahlbar war. Die erste Mannschaft der Knappen hat Vorrang und braucht aktuell jeden verfügbaren Spieler und bedient sich dann auch an der U23. Das ist die Krux mit den zweiten Mannschaften.

Es bleibt interessant und wir bleiben dran am Titelkampf in der Regionalliga West.

> zu den SC Fortuna Köln Fotos

> zu den Rot-Weiss Essen Fotos

Stadionname:
  • Südstadion
Artikel wurde veröffentlicht am
17 März 2022
Spielergebnis:
3:3
Zuschauerzahl:
6.127
Gästefans
2000

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Regionalliga

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