Unbekannte Perlen in Poznańs Stadionwelt – Stadion Olimp und „KS Posnania“

Unbekannte Perlen in Poznańs Stadionwelt – Stadion Olimp und „KS Posnania“

Beim Thema Poznań müssten in der Hoppergemeinschaft hinsichtlich der Popularität der Sportstätten in der Hauptstadt Großpolens wohl unangefochten die aktuelle Heimstätte von Lech Poznań, gefolgt vom Olympiastadion, welches im Jahr 2021 einen deutschen Hopperansturm erlebte, und vielleicht noch das kleine Stadion von Warta Poznań an der Spitze stehen. Die Zahl der Plätze in Poznań ist nicht so groß. Viele Plätze hätten ohne die allseits bekannten Einheitsstahlrohrtribünen, die übrigens für polnische Verhältnisse ziemlich viel kosten, gar keinen Ausbau. 

Ein Besuch zweier eher völlig unbekannten Sportstätten brachte meine Top Five in der Disziplin Poznań ziemlich durcheinander. Ganz klar wird nie irgendwer ernsthaft an der ruinösen großen alten Warta-Schüssel rütteln können. Aber im Verfolgerfeld? Ein Zeitfenster im engen Terminplan öffnete sich, was dem Vorankommen der Komplettierung Poznańs dienen sollte. Drei Kreuze fehlen aktuell noch. Doch wie lassen diese sich an einem Wochenende verbinden? Gar nicht, jedenfalls nicht mit den Öffentlichen. Dann ist es halt so. Und so bekommt man auch auch weitere Facetten der Stadt vor die Linse, was einem sonst verborgen bleiben würde. 

Der Plan für Samstag hieß nun „Ausschlafen, Sportplatz Olimp und Hockey“. Nach einer kurzen Zugfahrt erwartete mich in Poznań neben einigen augrund einer Messe kostümierten Leuten auch eine derbe Regenwolke, die auch bis zur Abfahrt nicht verschwinden sollte. Gute zwei Stunden blieben bis zum Anstoß bei GKS Talent Poznań. Der Weg zum Stadtrand war weit, aber schien locker machbar, sodass ich noch einen Besuch im Ukrainer-Laden „Ukrainoczka“ eingeplant hatte. Diese Läden gibt es auch in weiteren Städten. Es grenzt bei den inzwischen derbe hohen Preisen an ein Wunder, dass die sich scheinbar gut über Wasser halten. Vielleicht ist es das ausgebaute Trockenfisch-Sortiment. An der Kasse wurde vor mir ukrainisch gesprochen, hinter mir und dann von der Verkäuferin ausgehend mit mir auch. Der Rest der Kundschaft war dann wohl auch ukrainisch. 

Trotz meines Rübezahl-Beutels mit der Aufschrift „Herr der Berge“ hielten sie mich also für ein Mitglied der ukrainischen Community. Interessant. Gleich hinter dem Einkaufzentrum „Posnania“ sollte ein Fahrad/Fußgänger-Weg beginnen, der mich ohne Umweg bis ans Ziel bringen sollte. Denkste! Der Ausbau des Straßenbahnnetzes blockierte über weite Abschnitte die eigentlich ganz praktische Trasse. Durch ein paar Irrwege schrumpfte der Puffer auf 12 Minuten. Zwar war ich schon ganz gut durchnässt, aber wenn der Ball rollt, ist alles vergessen. Der Sportplatz Olimp ist der Fußballplatz des Viertels „Osiedle Rusa“. 

Nebenan gibt es gleich das nach Lech benannte Viertel. Hier geht es also um die Gründungssage des polnischen Staates. Ende der 70er wurde das Viertel, was heute 10.000 Einwohner zählt, angelegt. Plattenbauten dominieren. Und so kommen Plattenbau-Romantiker hier ganz auf ihre Kosten. Der Sportplatz hat auf einer Seite zwei Reihen Schalensitze und einen Wall. Auf der anderen Seite gibt es etwas, bei dem sich die Geister scheiden. Zum Beginn hatten sich stolze drei Zuschauer eingefunden, welche sich unter einem Tribünendach sicher vor dem Regen wähnten, ehe der GKS-Trainer kam und mitteilte, dass das die Trainerbänke seien. Alles Diskutieren half nichts. Ob das nun eine Tribüne oder eine Trainerbank ist, war jetzt unwichtig. Wenn er das festlegt, dann ist es so. Man hätte ja theoretisch auch einen Schirm mitnehmen können. 

Zwei der zehn Bänke blieben übrigens danach permanent ungenutzt. Lassen wir ihm die Freude, denn viel hatte er an diesem Tag nicht. Sein C-Jugend-Team GKS II Talent Poznań kam gegen die Reserve von Kotwica Kórnik mit 0-5 unter die Räder. Schon nach 5 Minuten war das Spiel infolge eines Doppelschlags praktisch entschieden. Die Zuschauerzahl hatte sich inzwischen verdoppelt. Im weiteren Verlauf blieb Kotwica hauptsächlich durch den Torwart mit seinen Blitzreflexen ohne Gegentor. Mal sehen, ob Warta oder Lech auf ihn aufmerksam werden. Gut durchgeweicht und durchkühlt folgte nun der unbequeme Rückweg. Wie gut, dass es das „Posnania“ gibt… Zum Aufwärmen und dabei Bildung genießen, lohnt sich übrigens auch das archäologische Museum am Markt, das samstags mit einem kostenfreien Eintritt lockt. Der Sporttag endete dann mit dem Erstligaspiel im Hockey zwischen Warta Poznań und GKS Rogowo. Wer offen für andere Sportarten ist, wird das kleine feine Hockey-Stadion „AWF“ mögen.

Der nächste Tag begann etwas früher, da der Anstoß auf 10:00 Uhr festgelegt wurde. Der, warum auch immer, rappelvolle Regionalexpress setzte mich im heute sonnigen Poznań ab. Viel zu schnell wurde der Weg in den Stadtteil Winogrady zurückgelegt, zu clever hatte ich abgekürzt. In der Nähe des Stadions „KS Posnania“ gibt es neben der Wartostrada auch den Szelągowski-Park, der in den 20ern ein sehr beliebtes Ausflugsziel am Stadtrand war. Der Stadtrand liegt heute übrigens schon ziemlich weit entfernt. Der Park hat den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden, was die hiesigen Ruinen eindeutig belegen, welche sogar bis heute noch Einschusslöcher aufweisen. Wenn man nichts weiter zu tun hat, dann ist das hier bei schönem Wetter ein einladender Ort mit einigen Eichhörnchen. 5 Gehminuten entfernt befindet sich das erwähnte Stadion. Man muss aber wissen, dass der offizielle Eingang unscheinbar neben der Muckibude angelegt wurde. 

Dahinter erscheint eine gar nicht so kleine Sportanlage mit einer relativ großen unüberdachten Tribüne, die schon viel bessere Tage erlebt hat. Hauptsächlich wird hier Rugby gespielt. Warum der Veranstalter AKF Poznań von der Margonińska-Straße hierher gezogen ist, weiß ich leider nicht. Wichtig war nur, dass man diese Stätte mit einem Fußballspiel abhaken konnte. Das Beispiel zeigt, dass in der Fußballwelt der Stadt auch Rotationen üblich sind. Etwas zitterte ich noch, da der Platz ziemlich durchnässt war, aber hier ist man nicht aus Zucker! Hier rollt der Ball! Der Schiedsrichter, der sich im Sprecherturm umzog, war der Held des Tages. In Deutschland hätten wohl viele bei diesem Zustand abgesagt. Rollte der Ball in eine der Schlammpfützen, dann blieb er sogleich liegen. Im C-Jugend-Stadtderby ließ AKF (Akademia kreatywnego futbolu“ - „Akademie des kreativen Fußballs“) gegen Lotnik Poznań trotz der widrigen Umstände nichts anbrennen. Am Ende 4:0. 

Das nächste Ziel hieß nun Eishockey in der Eishalle. Davon hat die Stadt nur eine. Sie liegt neben dem alten und neuen Warta-Stadion. Nun folgt eine wertvolle Weisheit: Geht bei einem Hungergefühl nicht in den nächstbesten Späti. Nicht jeder bietet warmes Essen an. Bei Warta liegt zwischen dem Feldhockey-Platz unter der alten Fanartikelbude eine Spelunke, die für einen schmalen Taler polnische Mittagsspezialiäten anbietet. Wem das nicht gefällt, kann auch direkt am Hallenimbiss essen. Auch für die nur 60 Zuschauer wurde der Grill angeschmissen. Achtung! Es gibt auch Currywurst. Jedenfalls wurde die mit Currysoße servierte Kiełbasa so genannt. Guten Appetit!

Bericht & Fotos: Michael

Artikel wurde veröffentlicht am
09 Oktober 2023

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