Spektakel zum Jahresausklang: Rot-Weiss Essen dreht gegen Halle das Spiel

Spektakel zum Jahresausklang: Rot-Weiss Essen dreht gegen Halle das Spiel

Zum vierten Mal in 2023 trafen sich Rot-Weiss Essen und der Hallesche FC in einem Spiel der 3. Liga saisonübergreifend. Zwar hat der HFC im direkten Vergleich mit einer Punkteausbeute von sieben Zählern (zwei Heimsiege im Leuna-Chemie-Stadion und ein Unentschieden an der Hafenstraße) noch die Nase vorn, der spektakuläre Sieg zum Jahresabschluss gehörte aber gestern Abend RWE. Trotz aller Widrigkeiten (Wetter und Schiedsrichter) drehten die Rot-Weissen einen 2:0 Rückstand in einem intensiven Schlagabtausch und siegten am Ende dann verdient mit 3:2.

Ohne Spannung geht es halt nicht an der Hafenstraße (14.887 Zuschauer). Hier gibt es für das Eintrittsgeld immer eine gute Portion Drama. Erst hieß es bibbern, ob das Spiel bei Dauerregen und tiefen Boden überhaupt stattfinden sollte. Dann erwischte Halle einen perfekten Start, nachdem Essen mit drei Chancen (Berlinski, Young, Obuz) die fällige Führung vergab. HFC Spieler Aljaz Casar machte das einzig richtige bei kühlen Nass von oben, einem schlammigen Untergrund und einem glitschigen Ball: Einfach mal auf das Tor schießen. Sein sehenswerter „Strahl“ knallte hinter den Essener Keeper Golz ins Netz. Haltbar war der nicht.

Erster nennenswerter Schuss und direkt die Führung in der 22. Spielminute. Der mitgereiste Anhang jubelte. Jedenfalls, die Fans die schon im Stadion waren. Ein Großteil der insgesamt etwa 250 Gästefans wurden noch aufgehalten und kamen erst kurz vor der Pause. Eigentlich fast genau zu dem Zeitpunkt in der das vermeintliche 2:0 für Halle fiel. Glück für RWE: Es war Abseits. Es ging in die Pause und Halle wollte mehr und bekam auch mehr. Zum einen in Form von Schiedsrichter Martin Speckner, der für RWE als Weihnachtsgeschenk einen Packen gelber Karten dabei hatte und im Gegenzug aber den HFC am Anfang noch einiges durchgehen ließ. Zum anderen war da noch Besar Halimi, der das kurze Aufbäumen von Essen in der zweiten Hälfte mit einem sehenswerten Treffer zum 2:0 beendete.

Jubel im Gästeblock, Frust bei Rot-Weiss auf dem Rasen. Auf der Stehplatztribüne der RWE-Fans der „West“ tat sich dagegen was, nämlich die Präsentation eines vorweihnachtlichen Fundstücks. Fast ein Jahr schlummerte es wahrscheinlich irgendwo in einem Essener Keller: Der Hauptteil der starken Choreo „Händelstadt“, die die Fans des Halleschen FC im Januar bei ihrem Auswärtsspiel im Essener Gästeblock zeigten, dann aber vergessen haben wieder mitzunehmen oder zu entsorgen.

Tja so ist das Spiel der aktiven Fanszenen, wenn Material gefunden (oder angeeignet) wird: Es wird feierlich präsentiert. Muss man nicht mögen, muss man nicht verstehen (so wie ich), aber ist leider überall so und hätte jede Szene gemacht ob „Wessi“, „Ossi“, „Nordi“ oder „Südi“ ;-). Was die HFC Fans dann im Januar nicht schafften, machten die RWE Fans für sie: Sie entsorgten nach der Präsentation den leichten Stoff. Antwort aus dem Gästeblock auf die Aktion und damit irgendwie auch auf die eigene alte vergessene Choreo: „Müllsammler!“.

Die Halle Fans konnten den Gag verschmerzen und freuten sich schon auf den nahenden „Auswärtssieg“ zumal in der 53. Spielminute der Top-Torjäger Dominic Baumann fast das 3:0 erzielte. RWE-Keeper Golz hielt Essen im Spiel und dann wurde es wild. Mit einem kuriosen (angeschossenen) Tor erzielte Cedric Harenbrock den Anschluss zum 2:1 in der 64. Spielminute und das Stadion an der Hafenstraße bebte. Die Zuschauer waren da und feuerten ihr Team frenetisch an, während die HFC Spieler nun plötzlich öfters Schuhe binden mussten, Krämpfe hatten oder Verletzungen anzeigten inklusive schneller Wunderheilung nach Verlassen des Spielfelds. Ja das ist jetzt keine Kritik. Die Zeitspiel-Klassiker sind allen bekannt, macht auch jedes Team und gehören leider zum Geschäft, um Minuten von der Uhr zu nehmen.

Am Ende lohnte es sich aber nicht, denn Essen drehte auf und hatte natürlich dabei auch etwas Glück. Zwar kreierte man eigene große Chancen, aber erst ein Eigentor von Enrique Lofolomo brachte nochmal richtig Schwung. Erst kratzte Lofolomo nach einem Kopfball von Doumbouya den Ball artistisch von der Linie, dann erzielte er nach einem Abwehrversuch eines Schusses von Marvin Obuz den Ausgleich für RWE selber (79. Spielminute). Jetzt war Druck auf dem Kessel und Essen überrannte Halle, das nun hoffte wenigstens einen Punkt zu ergattern. Aber fast stehend K.O. ging nicht mehr viel.

Den finalen Punch setzte Leonardo Vonic in der 90. Spielminute, der den Ball zum 3:2 über die Linie drückte. Ekstase bei den Essener Fans, totaler Frust bei Halle. Zu allem Überfluss bekam Enrique Lofolomo auch noch die gelb-rote Karte, weil er kurz vor der Ausführung eines Essener Freistoß über die gesetzte Linie lief. Aus meiner Sicht eine überharte Entscheidung des insgesamt nicht gut agierenden Schiedsrichters, der jegliches Feingefühl bei den Bedingungen vermissen ließ. Kurz danach war Schluss.

Rot-Weiss Essen beendet das Jahr mit 33 Punkten auf der Habenseite. Zum Vergleich: Letzte Saison waren es am Ende 42 Punkte. Nach oben? Ja da ist alles offen, aber vorrangig steht der Klassenerhalt und dann schaut man weiter. Lange Pause ist ja nicht. Am 19. Januar geht es direkt weiter in Aue. Vorher stehen zwei Testspiele (6. Januar gegen den 1. FC Köln und am 13. Januar gegen den FSV Zwickau) an.

Alle Fotos: Sport-Bildagentur frontalvision.com
> zu den Rot-Weiss Essen Fotos auf frontalvision

> turus Fotostrecke RWE

> turus Fotostrecke Hallescher FC

Stadionname:
  • Stadion an der Hafenstraße
Artikel wurde veröffentlicht am
20 Dezember 2023
Spielergebnis:
3:2
Zuschauerzahl:
14.887
Gästefans
250

Ligen

Inhalt über Liga
3. Liga

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