„Respect to Petrolul“ stand auf einem Banner im Block von Vitesse Arnheim. Eine Reaktion auf das Hinspiel in der Europa League Qualifikation zwischen dem rumänischen Vertreter FC Petrolul Ploiesti (Tabellendritter in der letzten Saison) und den Niederländern von B.V. Vitesse Arnhem (Tabellenvierten in 2012/13). Das ging 1:1 aus, aber im Fokus stand der plötzliche Tod des 47-jährigen leidenschaftlichen Vitesse-Anhängers Johan Wagendorp noch vor dem Spiel in Ploiesti. Das Spiel trat für jeden in den Hintergrund, inmitten des rumänischen Hexenkessels Stadionul Ilie Oana prangte ein Banner: „R.I.P. Vitesse Supporter“ – eine Würdigung des Verschiedenen. Das Banner tauchte auch in Arnheim wieder auf, zunächst im Gästeblock, danach wurde es in den Heimblock überführt.
Vitesse Arnhem vs. FC Petrolul Ploiesti: Rumänen bereichern Europa
„Respect to Petrolul“ hieß es also im Rückspiel von Seiten der Vitesse-Anhänger, doch nicht nur für die Aktion im Hinspiel verdienten sich die Rumänen Lob. Die Multifunktionsarena „Gelredome“ versprüht nicht unbedingt viel Charme. Für Ränge in den Ecken hat es beim Bau nicht gereicht, und so sind die vier Tribünen recht karg voneinander abgegrenzt, die bunt gemusterten Plastiksitze lassen auch wenig Freude aufkommen, zumal von 25.000 heute nur 10.088 belegt waren, darunter etwa 250 von den „Lupii Galbeni“, den gelben Wölfen aus Rumänien die immerhin eine 2.100 Kilometer lange Reise auf sich genommen hatten.
Zunächst dröhnten aber vor Anpfiff wie in vielen niederländischen Stadien üblich unerträglich laute Techno- und Pop-Beats durch die Arena und machten Gesänge unmöglich. Kurz vor Einlauf der Mannschaften flog dann noch ein trainierter Adler mit Vitesse-Farben einmal quer durch das Stadion.
Anpfiff, nun konnte es endlich losgehen. Während aus der Heimkurve nur sporadische Anfeuerungsrufe ertönten, legten die Ploiesti-Anhänger gleich von Beginn an los: verschiedene Gesänge, Schalparaden, Schals und Trikots in die Luft werfen, Klatscheinlagen – an Vielfalt und Intensität waren die Aktionen der kleinen Gruppe schwer zu übertreffen bzw. zu überhören. Das Team tat es ihnen gleich – es war von Beginn an zu spüren, dass Petrolul hier unbedingt gewinnen wollte, kein Zentimeter wurde hergeschenkt, kein Tackling gescheut. Das zahlte sich aus, als Damien Boudjemaa nach einem verlängerten Abschlag plötzlich frei vor dem Tor auftauchte und zur Führung traf. Team und Betreuer herzten sich inniglich und auch aus dem Gästeblock leuchtete ein kleines Freudenfeuer.
Die Arnheimer Angreifer bissen sich im weiteren Verlauf immer wieder die Zähne an der vielbeinigen Ploiesti-Abwehr aus. Und auch die Fans der „Lupii Galbeni“ unterstützten weiter laut und zündelten zudem noch ein wenig zu Beginn der zweiten Hälfte. Sie gönnten sich erst später eine kleine Auszeit, was sich wohl auch gleich auf die Spieler übertrug: nach einer Kombination aus Freistoß-Kopfball-Schuss rollte der Ball in der 71. Minute doch über die rumänische Torlinie. Damit hätte sich Vitesse wenigstens in die Verlängerung gerettet, gab sich damit aber nicht zufrieden. Eine hektische Schlussphase begann, die schwarz-gelben Attacken rollten plötzlich flüssig in Richtung Heimkurve, Petrolul konnte sich nur mit Fouls helfen und verlor so 10 Minuten vor Schluss auch noch einen Mann mit gelb-rot. Die Heimfans waren inzwischen aufgewacht und peitschten ihre Mannen immer wieder nach vorne, doch auch die gegenüberliegende Seite war wieder gut zu hören.
Die Petrolul-Spieler erinnerten sich dann wieder an den Kampfesgeist, den sie bisher so bravourös gezeigt hatten und wagten sich trotz Unterzahl mehrfach in die gegnerische Hälfte, machten damit aber auch Platz für Konter – der Gäste-Keeper konnte sich mehrfach auszeichnen, das Spiel stand auf des Messers Schneide, keiner wollte hier in die Verlängerung. Drei Minuten Nachspielzeit waren angezeigt und schon fast abgelaufen, da erzwangen die Gäste noch einmal einen Freistoß nahe der Strafraumgrenze. Gheorge Grozav zirkelte ihn vorbei an einer konfusen Mauer, vorbei an einem konfusen Torwart halbhoch in die Torwartecke. Abpfiff. Besser hätte man den dramatischen Spielverlauf mit seinen Höhen und Tiefen nicht choreographieren können.
Grenzenloser Jubel bei den Gästen, Fassungslosigkeit in gelb-schwarz. Nach dem FC Utrecht in der vorigen Runde scheitert mit Vitesse nun also auch der zweite niederländische Vertreter in der Europa League Qualifikation. Der Sieg für die Rumänen ist in jeder Hinsicht verdient, Mannschaft und Fans gaben alles und dürfen nun in der nächsten Runde beim englischen League Cup Sieger Swansea City ihr Können unter Beweis stellen. Eine Bereicherung für den europäischen Wettbewerb ist der Club, dessen Fans auch daheim durch Choreographien und leidenschaftlichen Support glänzen, in jedem Fall.
Fotos: Felix Natschinski