2. Spieltag der NOFV-Oberliga Nord. Im mecklenburgischen 4317-Einwohnerstädtchen Schönberg stand die Partie FC Schönberg 95 gegen den BFC Dynamo auf dem Programm. Die seit 2004 von den LINKEN regierte Stadt, mit beschaulicher und sehenswerter Altstadt, beherbergt einen reinen Fußballclub erst seit dem Jahre 1995. Der FC Schönberg erblickte das Licht der Welt als aus der TSG Schönberg die Fußballabteilung herausgegliedert wurde. Der Club kann in seiner recht kurzen Geschichte auf allerhand Erfolge blicken. So gewann dieser bisher siebenmal den Mecklenburger Landespokal und stand somit auch siebenmal in der ersten Runde des DFB-Pokals.
BFC Dynamo nach 2:1-Sieg in Schönberg auf dem Platz an der Sonne
Ebenfalls, wie der heutige Gegner aus Berlin-Hohenschönhausen, spielten die Nordwestmecklenburger unter anderen gegen den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern. Gegen die Pfälzer erlebten die Zuschauer eine herbe 0:15-Klatsche im Jahr 2005. Über die erste Runde hinaus kamen die Schönberger bisher nicht. Der 300 Mitglieder starke Club spielte 1997 ebenfalls in einem Testspiel gegen die bulgarische Mannschaft des CSKA Sofia. Neben solch bekannten Clubs waren auch Gegner aus dem Ligaalltag zu Gast. Zwischen der Saison 1998/1999 und 2004/2005 hieß der Ligaalltag Oberliga Nordost, bevor es anschließend für eine Saison zurück in die Verbandsliga ging. Mit dem sofortigen Aufstieg war aber kein lang anhaltender Erfolg verbunden. Bereits in der darauffolgenden Saison 2006/2007 zog man sich als Club wieder in die Verbandsliga zurück und schaffte dann letztendlich in der Saison 2012/2013 als Zweitplatzierter die Rückkehr in die 5. Liga.
In der Oberligazeit trafen die Mecklenburger bisher sechsmal auf den heutigen Gegner. Davon gingen die drei Punkte bisher lediglich einmal an den Vertreter aus Nordwest-Mecklenburg. Auch wenn Vereinsvorsitzender Wilfried Rohloff in einem Gespräch mit einer regionalen Sportnachrichtenzeitung sagte, dass die infrastrukturellen Veränderungen auf dem Vereinsgelände nichts mit dem Aufstieg zu tun hätten, sondern schon vor diesem feststanden, so kann aufgrund der Verpflichtungen ein Eindruck gewonnen werden, dass die Schönberger auf kurz oder lang sich fest in der Oberliga etablieren wollen und darüber hinaus höhere Ziele anstreben. Drei Spieler aus der Regionalliga wurden verpflichtet, beispielsweise Rainer Müller vom SV Meppen. Des Weiteren erwarb die Firma Palmberg Bürotechnik und Service GmbH die Namensrechte an dem 6.000 Zuschauer fassenden Jahn-Stadion.
Die „Treue Gang des FC Schönberg 95“ hatte den Banner mit eben dieser Aufschrift schon auf gehangen und Platz auf der sehenswerten Tribüne genommen, da erreichte der Bus der BFC-Sympathisanten das Stadion. Auf diesem stand „Willkommen zur Jagd“. Auch wenn der Spruch bezogen auf die Erfolge des örtlichen Berliner Handballvereins ist, so waren die mitgereisten Berliner sich sicher, heute geht es auf Punktejagd - drei Punkte und sonst nichts. Nach 22 Minuten lautete es jedoch bereits 0:1 aus Sicht des Berliner Publikums. Der Aufsteiger ging durch den Neuzugang Kristof Rönnau in Führung. Eine bis dahin weinrotweiß dominierte Partie war auf den Kopf gestellt.
In Missgunst beim aufstiegsambitionierten Anhang des BFC fielen an diesem Tag jedoch die Spielleiter. Allein in den ersten 45 Minuten entschieden sie viermal zu Unrecht auf Abseits. Jede dieser Entscheidungen wirkte sich zum Nachteil der Gäste aus. Der Gazelle im weinroten Gewand, Djibril N`Diaye, wurde in einer dieser Entscheidungen sein erstes Saisontor aberkannt. Ärgerlich! Umso ärgerlicher jedoch, dass der BFC nicht nur seine spielerische Klasse vorübergehend verlor oder einstellte, sondern auch noch den starken Kevin Gutsche. In einer etwas unklaren Situation ging der Torwart der Mecklenburger, Denis Klaasen, etwas zu energisch in den Gegenspieler und brachte ihn somit zu Fall. Für den jungen Gutsche ging es direkt ins Krankenhaus nach Lübeck. Durch diese Situation konnte sich Denis Klaasen jedoch auch als klasse Sportsmann bewähren. Er stattete dem Verletzten einen Besuch in Lübeck ab.
Während des Spiels gab es jedoch durch diese Situation und die Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns mächtig Aufregung auf der Gästeseite. Der Unmut wurde lautstark rausgeschrien. Fußballstimmung am Siedepunkt, trotz Polizeibegleitung musste jedoch keiner ernsthaft um seine Sicherheit fürchten. Nach der Pause ähnlich spielerische Eleganz wie zuvor. Hohe Bälle auf beiden Seiten, viele Fehlpässe auf Seiten der Grün-Weißen und ein Schöneberger Mauerbollwerk, welches nicht zu brechen schien. Dazu kam noch Unvermögen der Hauptstädter. Positiv fiel im gesamten Spiel der bereits erwähnte Djibril N`Diaye auf. Teilweise in brasilianischer Dribbelmanier umspielte er so manches Mal den Gegner und sorgte für brenzlige Situationen vor dem Tor. Auch Björn Brunnemann vergab während des Spiels freistehend ein sichergeglaubtes Tor.
Seine Chance bekam er aber, als nach einem Foul an Djibril N`Diaye der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigte. In der 77. Minute hielt die Nummer 23 des BFC Dynamo aufs Tor und siehe da: 1:1. Jetzt startete der Dynamo-Express so richtig durch und vielleicht wird auch das am Ende der Saison den Unterschied ausmachen: Die Kondition der BFC-Spieler. Dem Druck fiel dann auch das erwähnte Mecklenburgische-Bollwerk zum Opfer. Elf Minuten nach dem 1:1 erzielte Patrick Brendel das entscheidende Siegtor für die Gäste. Ein Jubel, ähnlich dem im Halbfinale des letztjährigen Berliner Pokal, erklang im Stadion. Untermalt wurde das Ganze ebenfalls dadurch, dass es nun am Getränkestand Freibier gab. Schönberg präsentierte sich nicht nur durch diese Geste als ein attraktives Ziel für Fans der Oberliga-Clubs.
Während der BFC aus diesem Wochenende als Tabellenführer hervorgeht, stehen die Mecklenburger mit einem Punkt auf dem 12. Tabellenplatz und erwarten am nächsten Spieltag die zweite Mannschaft des FC Hansa Rostock im Landesduell. Der BFC setzt die Aufstiegskennlernrunde fort und begrüßt am Samstag den FC Strausberg. Strausberg steht als Aufsteiger mit vier Punkten gut da und wird mit breiter Brust ins Sportforum reisen. Für die Fans des BFC wird es ein ereignisreicher Tag. Vor dem Ligaspiel findet das alljährliche „Mike-Polley-Turnier“ statt. Es darf somit mit einer vollen „Hütte“ gerechnet werden.
Text und Fotos: P. Schoedler