Montagsspiele sind ein hartes Brot. Die (berechtigten) Diskussionen um diese in der Tat für Stadionbesucher äußerst ungünstige Anstoßzeit dauern bereits seit gefühlten 20 Jahren an. Und nicht nur gefühlt. Bereits in der Saison 1997/98 gab es ab dem sechsten Spieltag eine auf den Montagabend gelegte Partie. Damals wurde um 19:15 Uhr angepfiffen. Am 15. September 1997 zum Beispiel das Duell Fortuna Düsseldorf gegen den FC St. Pauli, welches im Rheinstadion vor 6.500 Zuschauern 1:3 ausging. Ab dem 20. Spieltag der Saison 1998/99 wurde der Beginn des Montagsspiels auf 20:15 Uhr angesetzt. Arminia Bielefeld und der SSV Ulm 1846 kamen damals am 01. März 1999 als erste in den Genuss zu bester Spielfilm-Zeit kicken zu dürfen.
1. FC Union Berlin vs. Fortuna Düsseldorf: Eiserner Sieg zu bester Spielfilmzeit
Etliche Veränderungen im deutschen Fußball, die anfangs diskutiert und abgelehnt wurden, hatten sich nach und nach durchgesetzt. Über einige Dinge kräht kein Hahn mehr nach. Die Diskussion um die bei Fans unbeliebten Montagsspiele halten indes weiter an. So auch beim gestrigen Spiel 1. FC Union Berlin gegen Fortuna Düsseldorf im Stadion An der Alten Försterei. „Montagsspiele abschaffen! Gegen das TV-Diktat!“, forderten die zahlreich angereisten Anhänger der Düsseldorfer Fortuna, die auf dem Straßenweg mal eben 570 Kilometer vom Rhein bis zur Wuhle zurücklegen mussten. Und auch auf der Waldseite gab es ein Spruchband zu lesen: „Auf Arbeit gab´s mal wieder Streit wegen dieser Anstoßzeit.“
Streit hin, Streit her. Letztendlich waren die Ränge der Alten Försterei richtig gut gefüllt. Exakt 20.846 zahlende Zuschauer wollten das Duell zwischen dem ambitionierten Berliner Klub und der aus der ersten Liga abgestiegenen Fortuna sehen. Nach dem überaus klaren 3:1-Auswärtssieg bei der SG Dynamo Dresden wollten die Eisernen gegen die Rheinländer unbedingt nachlegen, um sich im oberen Tabellendrittel festzusetzen. Nach einer Viertelstunde die ersten fetten Chancen für die Hausherren. Köhler (mit einem Distanzschuss) und Brandy (verpasster Ball am rechten Pfosten) hätten die 1:0-Führung klar machen können. Fortuna dagegen mit nur wenigen Möglichkeiten, dafür jedoch mit einer großen Portion Kampfgeist, was sich zum Ende der ersten Halbzeit hin in den bekommenen gelben Karten widerspiegelte.
Kurz vor dem Pausentee schließlich das 1:0 für Union. Prima Spiel über die linke Seite von Kohlmann und Köhler, eine ebenso prima Hereingabe auf den Kopf von Nemec, der bequem zur Führung einlochen konnte. Und es wurde noch ein richtiger guter Tag für Adam Nemec, denn zehn Minuten nach der Pause gelang ihm sein zweiter Treffer. Nach einem Freistoß von Mattuschka konnte er den Ball mit dem Kopf ins Düsseldorfer Gehäuse bugsieren. 2:0 für die Berliner. Bereits alles in trockenen Tüchern? Noch nicht ganz, denn die Fortuna kam noch mal ins Spiel. In der 77. Minute gelang Axel Bellinghausen nach Zuspiel von Tobias Levels der 1:2-Anschlusstreffer. Hoffnung bei den im türkisfarbenen Dress (oder ist das eher mintgrün?) auflaufenden Spielern und den zahlreichen angereisten Fans im Gästeblock.
Erwartungsgemäß folgte nun eine rasante Schlussviertelstunde, in der es in der 83. Minute einen Elfmeter für die Gäste hätte geben können. Allerdings hätte der Ausgleich auch durchaus aus dem Spiel heraus fallen können, doch am Ende konnte Union den knappen Vorsprung über die Zeit bringen. Der erste Heimsieg in der laufenden Saison war unter Dach und Fach. Mit nun mehr sieben Punkten auf der Habenseite befindet sich Union Berlin gemeinsam mit dem FC Energie Cottbus in Lauerstellung hinter dem Süd-Trio SpVgg Greuther Fürth, 1. FC Kaiserslautern und TSV 1860 München. Während Fortuna Düsseldorf am kommenden Sonntag den VfL Bochum empfängt, reist der 1. FC Union Berlin zum FSV Frankfurt. Und das Montagsspiel? Dieses bestreiten am 26. August der FC St. Pauli und die SG Dynamo Dresden. Hüstel. War da nicht mal was am Millerntor? Krisengespräche zwischen der DFL, dem einstigen TV-Sender DSF und dem Verein?! Der Grund: Andauernde lautstarke Proteste der Fans...
Fotos: Glenn Dawson