42 Minuten lang schaute es für den Tabellenführer aus der Filmstadt im Berliner Poststadion beim sportlich sehr hoch eingeschätzten BAK 07 durchaus gut aus. Dann jedoch egalisierten die Hausherren die in der 34. Minute erzielte Babelsberger Führung. Als sich der Ball bereits im Gehäuse befand und ein BAK-Spieler dem am Boden liegenden Nulldrei-Keeper Marvin Gladrow am Kopf tätschelte, tickte dieser aus und warf sich wütend auf den Kopfgrabscher bzw. in die Traube der feiernden Berliner. Gladrow lag nach einem Schubser plötzlich am Boden, doch dies spielte keine Rolle mehr. Der Schiedsrichter zeigte dem Torwart die Rote Karte. Zu zehnt hatten es die Babelsberger mit dem jungen Ersatzkeeper schwer und konnten das Remis nicht über die Zeit bringen.
BAK 07 vs. SV Babelsberg 03: Rote Karte für Gladrow brach Nulldrei das Genick
Noch mal auf Anfang. 13:15 Uhr. 15 Minuten vor dem Anstoß im altehrwürdigen Poststadion in Berlin-Moabit. Der Berliner AK 07, der sich zu großen Aufgaben berufen fühlt, hatte im Vorfeld mit rund 2.000 Zuschauern gerechnet. Und siehe da, tatsächlich hatten sich 1.826 Fußballfreunde auf den Rängen eingefunden. Rund die Hälfte des Publikums befand sich indes im recht ansehnlich gefüllten Gästeblock, wo von den Ultras von der ersten bis zur letzten Minute fast durchweg für gute Stimmung gesorgt wurde. Vor dem Spiel ertönte von der Haupttribüne das übliche „Run BAK, run run BAK, hey...“ aus den Lautsprechern, zudem ein weiterer Rapsong, bei dem ständig „An der Ecke...“ zu hören war. Kurios indes, als Fotograf mit einer quietschgelben Ordnerweste im Innenraum zu stehen, denn prompt kam ein „echter“ Ordner herbei und fragte um Rat: „Sag mal, kennst du dich mit der Stadionordnung aus? Die wollen dort drüben an der Ecke einen rauspicken. Mit so einer neuen Marke...“
Zu Beginn der Partie zeigten die Babelsberger Ultras ein großes Spruchband: „Kämpft & Siegt! Erweckt sie zum Leben!!“ Der Gästebereich klar zweigeteilt. Zum einen die aktiven Fans rund um das Filmstadtinferno 99, zum anderen das ruhigere Publikum hinter den Zaunfahnen von der „Eck Crew“ und den „Los Consortos“. Eigentlich sogar dreigeteilt, denn ein beachtlicher Teil der Anhängerschaft war in der Schlange vor dem einzigen Getränkestand zu finden. Egal, ob der BFC Dynamo, der 1. FC Magdeburg oder eben der SV Babelsberg 03 zu Gast ist: sind zahlreiche Fans vor Ort im Gästeblock, ist das mit der Getränkeversorgung so seine Sache.
Auf dem Platz legte das Team des Berliner AK 07 sogleich recht munter los, erst ab der 15. Minute konnten die Babelsberger das Spiel offener gestalten. So kam Süleyman Koc in der 17. Minute prima über die rechte Seite und brachte den Ball gut vor das BAK-Gehäuse, allerdings war die Berliner Abwehr auf der Hut und konnte zur Ecke klären. Im Gästebereich stimmten die Ultras indes einen Wechselgesang mit der „Bierschlange“ an. Großartige Möglichkeiten blieben auf dem Rasen eher Mangelware. Spielerich heraus ragte der BAK-Spieler Ugurtan Cepni mit der Nummer 32. Immer wieder trieb er seine Mannschaft von der linken Seit aus an und forderte vehement den Ball. Die Gäste versuchten es nach gut einer halben Stunde mit einem Freistoß. Koc brachte den Ball flach rein, dann wieder zurück, anschließend wieder hoch rein. Ohne Erfolg. Besser lief es dann vier Minuten später. Rein das Ding, 1:0 für den SV Babelsberg 03!
Wiederum acht Minuten später die besagte Doppelaktion. Nachdem der BAK immensen Druck aufbauen konnte und Keeper Gladrow mehrmals eingreifen musste, lag Gladrow geschlagen am Boden und Rocco Teichmann konnte den Ball zum 1:1 unterbringen. Nicht fair sicherlich das anschließende Kopf-Tätscheln (oder war es sogar eher ein Schlagen?). Unnötig – weil so oder so stark rotverdächtig – gewiss der Sprint und die Sprungeinlage des Babelsberger Torwarts. Aber wer will ihm diese Aktion wirklich übel nehmen?! Hitzige Diskussionen. Platzverweis für den vor der Saison aus Cottbus gekommenen Marvin Gladrow. Laut dröhnende Musik aus den Boxen des Poststadions.
Die Ausgangslage im zweiten Spielabschnitt war klar. Der BAK 07 musste nun ganz einfach das Spiel gewinnen. Alles andere als ein Sieg wäre eine Enttäuschung gewesen. Wenn gleich die Babelsberger weiterhin couragiert mitspielten, die Hausherren hatten in Überzahl das Spiel gut im Griff. Und sie wussten, wie am besten der junge Ersatzmann im Tor der Babelsberger zu bezwingen war. Von links den Ball hereingebracht, Kiyan Soltanpour stieg am zweiten Pfosten am höchsten, mit dem Kopf am Keeper vorbei eingelocht. 2:1 nach knapp einer Stunde. Nur sechs Minuten später ein ähnlicher Anblick. Wieder von links, wieder mit dem Kopf. 3:1 für die Berliner. Dieses Mal war Christian Siemund der Torschütze.
Ganz klar, das Spiel war gelaufen. Der Support wurde jedoch im Gästeblock nahtlos fortgesetzt. Rund zehn Minuten vor Schluss wurden die Schuhe ausgezogen. In die Höhe mit den guten Stücken und die Sohlen aneinandergeklatscht. Mit einem herzhaften „Schuhligans“ (Shoeligans) flogen einige Exemplare in den Innenraum. Erstaunte Blicke bei den Ordnern. Ein Balljunge schob ein Paar schon mal gleich beiseite. Als der überaus junge Besitzer auf dem Zaun dies bemerkte und schimpfte, fiel dem Balljungen nichts besseres ein als in den Schuh zu spucken. Nun kann man vielleicht annehmen, dies sei die dämliche Einzeltat eines Rotzlöffels, doch gab es in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit den Balljungen bei Spielen mit gut gefülltem Gästebereich. Kids, die schreiend (wie heiß gemacht) mit BAK-Fahnen nach Abpfiff über den Platz zum Gästeblock rennen. Balljungen, die schon mal obszöne Gesten zeigen. Einfach Dinge, die nicht sein müssen. Zumal sich der Berliner AK als offener, fairer Verein gibt und sich als „Der Hauptstadtklub“ sieht.
Sei es drum. Trotz 1:3-Niederlage wurde die Babelsberger Mannschaft nach Abpfiff zum Gästeblock gerufen. Abklatschen am Zaun, Lob und aufmunternde Worte für das junge Team. Beim Berliner AK mit seinem hochkarätigen Kader kann man durchaus verlieren. Am kommenden Wochenende nun für Nulldrei die Möglichkeit, gegen Germania Halberstadt weitere drei Punkte einzufahren und weiterhin oben dran zu bleiben.
Fotos: Marco Bertram
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