Bundesligafußball auf dem Betzenberg für umgerechnet 3,50 Euro. Meist sogar mit der berühmten Nachspielzeit von gefühlten acht Minuten. Wenn das kein Preis war! Sieben Deutsche Mark – inklusive des Sportgroschens (dieser ohne Mehrwertsteuer) – mussten am 24. April 1993 die Gästefans aus Leverkusen für ein Ticket für den Block 1 auf der Osttribüne des Fritz-Walter-Stadions zahlen. Abzocke bei den Anhängern der Gästemannschaften? Beim 1. FC Kaiserslautern und bei fast allen anderen Vereinen der 1. und 2. Bundesliga zu jener Zeit ein Fremdwort. Moderate Preise soweit das Auge reichte – und das sowohl für Stehplätze als auch für Sitzplätze. Sowohl für Heimfans als auch für Gästefans!
6,90 DM plus Sportgroschen: Was kostete der Eintritt beim Fußball vor 20 Jahren?
Es ist doch überaus praktisch, wenn man damals bereits all die Eintrittskarten in eine Kiste gelegt hatte, um sie für genau solche Betrachtungen später heranziehen zu können. Keine ewige Recherche im Netz. Allein der Blick auf die Tickets genügt, um zu erfahren, wie tief der Fußballfreund in den 90er Jahren in die Geldbörse greifen musste. Sicher werden bereits jetzt die ersten Leser die Finger heben und sagen: Ja, aber der Fußball hat heute eine höhere Qualität. Die Stadien sind alle überdacht, moderner und komfortabler. Dazu noch die Inflationsrate. Richtig, dafür gibt es jedoch heute Extrazuschläge für Gästefans bei Topspielen und Restriktionen en masse gratis dazu. Die Vergleiche darf jeder persönlich ziehen, an dieser Stelle soll allein ein Einblick gegeben werden, wie überhaupt der damalige Stand der Dinge war. Erinnerungen verschwimmen – und deshalb ein kleiner Blick in die besagte Kiste.
Die Unterschiede waren bereits damals von Spiel zu Spiel erheblich. So musste der Gästefan beim SV Werder Bremen (1992/93) für ein Ticket auf der Nordtribüne immerhin 16 DM abdrücken, beim FC Bayern München waren es in der Saison 1994/95 für die Blöcke I und J des Olympiastadions 15 DM. Weitaus günstiger kam man da beim 1. FC Köln und bei Borussia Dortmund weg. Bei beiden Klubs hatte man für eine ermäßigte Gästekarte in der Spielzeit 1991/92 gerade mal fünf Märkerchen zu zahlen. Und das jeweils in einem Stadion, das damals bereits komplett überdacht war! Bei Eintracht Frankfurt war das ermäßigte Gästetickets für das Doppelte zu haben, beim VfL Bochum hatte man als Gast für acht DM (ermäßigt) Zutritt. Für die windige, ungemütliche Gästekurve im Wedau-Stadion mussten für ermäßigte Eintrittskarten im Februar 1992 indes neun DM hingeblättert werden. Fast das Doppelte wie in Köln!
Die niedrigen Preise im Müngersdorfer Stadion blieben bis Mitte der 90er Jahre bestehen. Beim Duell 1. FC Köln gegen Bayer 04 Leverkusen waren für ermäßigte Tickets in den Blöcken 37, 39 und 41 in der Saison 1994/95 nur sechs DM fällig. Und auch gegen den FC Bayern München und Borussia Dortmund hatten diese Preise Bestand! Normale Stehplätze kosteten 12 DM, ein Sitzplatz im Oberrang Süd war zu jener Zeit beim interessanten Duell gegen den FC Schalke 04 für 25 DM zu haben.
Ein Blick nach Dortmund. Stand 1992/93. Ein Stehplatz im Block 13 der Südtribüne kostete acht DM (ermäßigt) bzw. 12 DM. Eine Sitzplatzkarte auf der Gegentribüne (Block N) für das Duell gegen den FC Bayern München war für 35 Deutsche Mark zu haben. Keine Frage, als damaliger Stehplatz-Zuschauer tat man sich da schon schwer. Allerdings griff man als interessierter Fußballfreund bei solch einem Kracher schon mal tiefer in die Tasche. So auch im UEFA-Cup bei den Spielen gegen Real Saragossa und Celtic FC. Für Sitzplatzkarten auf der Nordtribüne (Block X und Z) blätterte man 30 Mark an der Kasse hin.
Stichwort Kracher. Für ein Stehplatzticket (nicht ermäßigt) für das Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund im Block 3 des Parkstadions Gelsenkirchen mussten am 15. August 1993 immerhin 17 Mark hingelegt werden. Ein halbes Jahr zuvor kostete das ermäßigte Derby-Ticket nur acht DM! Die 17 Mark für einen Steher nahmen etliche Fans krumm – das Stadion war mit rund 60.000 Zuschauern nicht ausverkauft! In der Saison zuvor waren Zuschläge beim Derby noch ein Fremdwort. Bundesligaspiele gegen Köln, Bremen und den BVB 09 hatten allesamt den gleichen Preis!
Bei Bayer 04 Leverkusen waren in der Saison 1992/93 ermäßigte Stehplatzkarten – ganz gleich, ob Heim- oder Gästebereich für acht DM zu haben. Völlig egal, ob der Karlsruher SC, Borussia Dortmund, der 1. FC Köln in der Bundesliga oder Hertha BSC im DFB-Pokal seine Visitenkarte abgab. Und ja, ein Stehplatzticket im Block E zum Normalpreis beim Spiel gegen den FC Bayern München war in der Saison 1993/94 für einen glatten Zehner zu haben!
Weiter geht´s – und zwar Schlag auf Schlag. Der FC Bayer 05 Uerdingen wollte am 04. Juni 1994 für ein ermäßigtes Gästeticket beim Spiel gegen Hertha BSC sechs DM haben. Den gleichen Eintritt nahmen zu jener Zeit der SC Fortuna Köln bei seinen Heimspielen gegen VfB Leipzig, Waldhof Mannheim & Co. im Südstadion und Hannover 96 im Niedersachsenstadion. Ermäßigte acht DM wollte Rot-Weiss Essen in der Saison 1994/95 beim brisanten Zweitligaspiel gegen Alemannia Aachen gezahlt wissen. Noch einen Euro mehr verlangte der FSV Zwickau beim Zweitligaspiel gegen Hertha BSC im Westsachsenstadion. Wiederum exakt 50 Pfennige günstiger war die ermäßigte Stehplatzkarte im Gottlieb-Daimler-Stadion für die Bundesligapartie VfB Stuttgart gegen Hamburger SV am 20. Februar 1993. Stichwort HSV. Kurioses gab es im Hamburger Volksparkstadion in der Saison 1994/95. So mussten die Fans von Bayer 04 Leverkusen zehn Mark für ein ermäßigtes Ticket hinlegen, die Anhänger von Dynamo Dresden jedoch nur schlappe fünf!
Und bei Länderspielen und DFB-Pokalspielen? Ein überdachter Stehplatz im Block G des Leverkusener Ulrich-Haberland-Stadion für das EM-Qualifikationsspiel gegen Luxemburg am 18. Dezember 1991 war für 18 DM zu haben. Ein Stehplatz im Müngersdorfer Stadion beim Länderspiel gegen Brasilien am 17. November 1993 kostete indes nur 15 DM. Ein Platz in der Kurve West im Oberring des Berliner Olympiastadions – DFB-Pokalfinale Hertha BSC / Amateure gegen TSV Bayer 04 Leverkusen am 12. Juni 1993 – kostete glatte 20 Deutsche Mark. Erschwinglich war zudem das Stehplatzticket für das nach Bochum verlegte Champions League Duell zwischen ZSKA Moskau und den Glasgow Rangers am 09. Dezember 1992. Für jeweils 12 Mark waren die heutigen Betreiber von turus.net live dabei im Ruhrstadion und staunten nicht schlecht über den angereisten schottischen Mob.... ;-)
Fotos: turus.net-Archivbilder
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