Weiße Fähnchen auf der Haupttribüne des Sportforums Berlin-Hohenschönhausens. Dazu ein Spruchband: „Weiße Weste bewahren!“ Gegen den FSV 63 Luckenwalde sollte ganz klar der fünfte Sieg im fünften Saisonspiel her. Gesagt, getan. Mit der richtigen Einstellung ging das Team von Trainer Volkan Uluc von Beginn an zu Werke, doch auch die Gäste aus dem südbrandenburgischen Luckenwalde waren vom Coach Ingo Nachtigall gar nicht mal so schlecht eingestellt worden. Zumindest, was die Defensivarbeit betrifft, denn eine echte Offensive stand beim FSV nicht wirklich statt. Zwar stimmte der Einsatz, doch die Hausherren ließen hinten einfach nichts anbrennen.
BFC Dynamo bewahrt gegen FSV 63 Luckenwalde seine weiße Weste
Echte Tormöglichkeiten des FSV 63 Luckenwalde? Im Prinzip Fehlanzeige. Und doch gab es die riesige Chance kurz nach der Halbzeitpause. Benjamin Dowall mit der Nummer zehn nutzte eine Unachtsamkeit der Berliner Abwehr, schnappte sich den Ball und stand plötzlich frei vor Keeper Stephan Flauder. Dowall zog ab, Flauder konnte jedoch zur Ecke klären. Noch nach dem Spiel trauerte Dowall jener Großchance hinterher und musste vom Trainer auf dem Rasen liegend aufgemuntert werden.
Chancen zuhauf hatte der BFC Dynamo, der es häufig mit Schüssen aus der zweiten Reihe probierte. Das erste Pfund des Tages gab der an diesem Tag klasse aufspielende Jörn-Andreas Wemmer ab, es folgte sogleich ein abgeblockter Schuss von Christof Köhne. Gefahr brachten meist zudem die von Kevin Gutsche getretenen Ecken. Der BFC Dynamo ließ keine Zweifel aufkommen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der erste Treffer fallen würde. Luckenwalde ging allerdings hart zu Werke und stieg bei dem einen oder anderen Spieler mächtig ein. Schiedsrichter Lars Albert ließ – sehr zum Unmut der Zuschauer – so einiges durchgehen. Richtig auf die Socken bekam mitunter Spielmacher Björn Brunnemann, der sein Team unermüdlich antrieb und selbst einige kraftvolle Schüsse auf das FSV-Gehäuse abgab.
Szenenapplaus gab es für einen ganz speziellen Freistoß in der Mitte der ersten Spielhälfte. Kevin Gutsche lupfte den Ball hoch, Brunnemann zog anschließend voll ab. Nur knapp sauste die Kugel über die Latte. Keine Frage: Das konnte sich phasenweise wirklich sehen lassen. Nachdem es mit dem Spielstand von 0:0 in die Kabine ging, folgte zu Beginn der zweiten Halbzeit die besagte Möglichkeit der Gäste. Zu früheren Zeiten hätte der BFC Dynamo solch ein Ding kassiert und hätte am Ende die Sache sogar völlig vergeigt. In der laufenden Saison lassen sich die Hohenschönhausener von solchen Schrecksekunden nicht beirren, weiter ging´s – und das mit tollem Einsatz.
Während Brunnemann mal wieder den Hammer rausholte, zeigte die Fraktion H auf der Haupttribüne ein Spruchband mit der Aufschrift „11 BFCer vs. 11 FSVer + 1. NOFV, merkste wat??“ Etwaige Verschwörungstheorien konnten jedoch im Geiste wegewischt werden, denn der BFC Dynamo gewinnt einfach aus eigener Kraft. Nachdem der Ball nach einem Brunne-Freistoß, nach einem Kopfball und einem Gutsche-Schuss noch knapp am Gehäuse vorsegelte, kam die 63. Spielminute. Klasse Ballbehauptung auf der rechten Seite, die Kugel wurde mustergültig reingebracht und Kevin Gutsche stand bereit und drückte den Ball über die Linie. 1:0 für den BFC. Ausgestreckte Arme auf den Rängen, Tänzchen vor der Haupttribüne.
Doch wie war das mit allein „aus eigener Kraft“? Eine Portion Glück gab es schließlich auch noch – sozusagen ausgleichende Gerechtigkeit für manch ein unglückliches Spiel während der zurückliegenden Saison. In der 75. Minute übernahm Gutsche Verantwortung und brachte den Ball per direktem Freistoß auf das Tor. FSV-Keeper Robert Petereit hatte den Ball sicher. Eigentlich, denn aus irgendeinem Grund ließ er diesen wieder fallen. Zack, für eine Sekunde war der Ball knapp hinter der Linie. 2:0 für die Hausherren, ein bitter enttäuschter Luckenwalder Torwart. Jubel, Trubel, Heiterkeit auf den Rängen. In der Schlussviertelstunde schaltete der BFC einen Gang runter und brachte das Ergebnis bequem über die Runden. Applaus nach Abpfiff aus allen Ecken. Spieler, Trainer und Fans waren rundum zufrieden und schauen nun voller Zuversicht auf das kommende Auswärtsspiel beim SV Lichtenberg 47.
Die erste Saisonniederlage musste indes Verfolger FC Pommern Greifswald hinnehmen, bei der VSG Altglienicke unterlagen die Jungs aus Vorpommern mit 1:2. Den ersten Saisontreffer überhaupt erzielte der vor der Saison hoch eingeschätzte FSV Union Fürstenwalde. Gegen den RSV Waltersdorf 09 langte es jedoch vor 347 Zuschauern nur zu einem 1:1. Überraschend gut steht derzeit der Brandenburger SC Süd da, der nach dem 2:1 bei Aufsteiger BSV Hürtürkel auf Rang zwei zu finden ist. Arg unter die Räder kam der SV Lichtenberg 47 bei der U23 des FC Hansa Rostock. 0:4 der Endstand aus Sicht der 47er. Ein wahres Schützenfest bekamen die 202 zahlenden Zuschauer bei der Partie SV Altlüdersorf gegen 1. FC Neubrandenburg 04 zu sehen. Mit sage und schreibe 6:5 konnten die Nordlichter bei den Brandenburgern gewinnen. Die Gäste konnten dabei das Spiel in der Schlussphase komplett drehen.
Fotos: Marco Bertram
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