Fast wie in alten Zeiten: 7.200 Fans waren da und das Fernsehen berichtete live (Sport1) - das Duell der ehemaligen Erstligisten Rot-Weiss Essen und SG Wattenscheid 09 in der vierten Liga auf bundesweiter Bühne. Zuletzt spielten die beiden Klubs 2006 gegeneinander - damals gewann Wattenscheid 09 mit 1:0 in Essen und auch diesmal hatte der Aufsteiger aus der Oberliga Westfalen die ersten Chancen.
Rot-Weiss Essen vs. Wattenscheid 09: Nachbarschaftsduell auf Augenhöhe
Nach einer Ecke in der dritten Minute verhindert der RWE-Spieler Pires-Rodrigues ein Kopfballtor durch Alexander Thamm von der SG Wattenscheid 09, die von rund 800 Fans begleitet wurde. Nur eine Minute später segelte eine Flanke knapp am Gehäuse vom Essener Torhüter Philipp Kunz vorbei. Den Schwarz-Weißen gehörte zu hundert Prozent die Anfangsphase. In der zehnten Minute wurde der schwarz-weiße Traum wahr: 1:0 durch den ehemaligen Essener Alexander Thamm. Fast direkt im Anschluss verweigerte der Schiedsrichter Bastian Börner den Essener einen Strafstoß, was die RWE-Fans mit wütenden Protesten und einem Böllerwurf quittierten.
Zwei Minuten später gab es dann aber den Strafstoß, den Christian Knappmann leichtfertig vergab. Essen drängte nun auf den Ausgleich, aber scheiterte zum einen an eigenem Unvermögen und am fehlenden Glück, wie in der 28. Spielminute, als bei einem Kopfball von Kevin Grund nur die Latte im Weg war. Die Essener Fans auf der Westtribüne nahmen es mit Humor und skandierten nicht zuletzt aufgrund der TV-Übertragung "Deutscher Meister wird nur der RWE" und "Europapokal". Wattenscheid 09 ging nicht unverdient mit dem 1:0 in die Pause, während einige unzufriedene RWE-Fans - schon zahlreicher als in den Spielen zuvor - die Entlassung von Trainer Waldemar Wrobel forderten.
Wie bereits in den zurückliegenden Spielen begann RWE die zweite Hälfte stärker als die erste, auch wenn alles andere als souverän. Ein Abschlag von Kunz prallte direkt vom Gegenspieler ab und ging nur knapp am Tor vorbei. Auch sonst lief nicht viel bei Essen; bei Wattenscheid umso mehr: Ein gut gespielte Konter führte zur verdienten 2:0-Führung durch Canbulut in der 65. Spielminute. Die RWE-Fans auf der West resignierten und hängten 20 Minuten vor Spielende ihre Zaunfahnen ab. Auch bei der Mannschaft lief nicht mehr viel. Der zweite Elfmeter - wegen eines Handspiels von Thamm - für RWE in der 75. Spielminute, den Kevin Pires-Rodrigues verwaltete, sorgte auch nicht gerade für gute Stimmung auf den Rängen, zumal die 09er völlig unbeeindruckt wirkten.
Aber in der 80. Spielminute schaffte es RWE tatsächlich wie schon gegen den KFC Uerdingen einen 0:2-Rückstand zu drehen. Benedigt Koep staubte ab. Die meisten Essener Fans fanden diesen Ausgleich jedoch aufgrund des Saisonverlaufs alles andere als glücklich. Vor allem auf der Westtribüne macht sich großer Unmut breit. Einige Fans schafften es ein Tor zum Innenraum aufzutreten, nur der beherzte Einsatz von RWE-Kapitän Vincent Wagner verhinderte einen Platzsturm in der der 90. Spielminute. Auch nach dem Abpfiff verhinderte der Kapitän eine weitere Eskalation.
Am Ende blieb es beim 2:2. Wattenscheid 09 verspielte zum dritten Mal eine 2:0-Führung, kann aber auf die gute Leistung aufbauen, denn zwar trennten vor dem Spiel sieben Punkte die beiden Klubs, aber die 09er waren dem Wrobel-Team mehr als ebenbürtig. Am kommenden Samstag erwartet Wattenscheid den Tabellenführer Lotte im Lohrheidestadion. Für Rot-Weiss Essen beginnen schwierige Tage - vor allem für Trainer Waldemar Wrobel. Auswärts muss Essen nun zum Vierten der U23 des FC Schalke 04, bevor der Tabellenzweite - die Fortuna aus Köln - am 02. Oktober an der Hafenstraße gastiert.
Fotos: Marco Bertram