BSG Wismut Gera: Unruhe vor dem Pokalspiel gegen RW Erfurt

R Updated 11 Oktober 2013
BSG Wismut Gera

Wismut GeraAm kommenden Samstag bestreitet der Thüringer Sechstligist BSG Wismut Gera im Landespokal sein wohl wichtigstes Spiel der Saison. Im Achtelfinale trifft der Traditionsverein auf den FC Rot-Weiß Erfurt. Doch derzeit bestimmen andere Schlagzeilen das Geschehen an der Weißen Elster. Der 1. Vorsitzende Lars Weber ist nach mehreren Presseartikeln über seine Person zurück getreten. Es geht um Webers Vergangenheit aber auch Gegenwart. „Durch die öffentliche Darstellung, im Zusammenhang mit Lars Weber als ersten Vorsitzenden, der in einer schwierigen Personalsituation Verantwortung übernahm, ist dem Geraer Traditionsverein mit seinen zirka 250 Mitgliedern ein Imageschaden entstanden, der seine Ursache in der undifferenzierten Betrachtung hat“, erklärt der Verein auf seiner Internetseite.

Die Redaktion von turus.net wollte mehr wissen und befragte mit Jan Genseke ein langjähriges Mitglied der Ultras Gera 99 und einen aktiven Fan der Orange Schwarzen:

turus.net: Die BSG Wismut Gera ist derzeit Thema in der überregionalen Presse. Eigentlich ein Grund zur Freude, doch die Art und Weise der Meldungen dürfte keinen Fan des Tabellenführers der Ewigen Tabelle der DDR-Liga (zweite Spielklasse) freuen. Droht nun der sportliche Höhepunkt am Wochenende unter zu gehen?

Jan G.: Als Sechstligist sind solche Spiele wie jetzt gegen Erfurt natürlich seltene Höhepunkte. Für uns als Fans bietet sich eine der wenigen Möglichkeiten, uns auch auf den Rängen zu präsentieren. In den letzten Tagen bestimmten jedoch andere Themen das Vereinsleben, worunter natürlich auch die Vorfreude auf dieses Pokalspiel deutlich leidet. Trotzdem hoffe ich, dass jeder am Samstag dem Verein den Rücken stärkt, denn besonders in dieser schwierigen Zeit ist es elementar wichtig deutlich zu machen, dass der Verein im Mittelpunkt steht. Kein Vorstand, keine Spieler keine Fans - es geht einzig und allein um den Verein.

turus.net: In einem Interview der taz hast Du Dich klar positioniert. Warum?

Jan G.: Klar positioniert habe ich mich zur Wahl, genau wie der Rest der Ultras Gera 99. Wir haben damals deutlich gemacht, dass mit dieser Wahl die Gefahr besteht, dass der gesamte Verein völlig undifferenziert in ein fragwürdiges Licht gerückt wird. Und die Gründe für unsere Gegenstimme haben sich nun ja auch in einer Intensität bewahrheitet, die wir selbst nicht für möglich hielten. Eltern, Kinder, Fans, Verantwortliche – alle stehen unter einem Generalverdacht, der ganze Verein gerät aus den Fugen. Die Ursache dafür sind aber nicht die jetzigen Artikel sondern die Wahl des Vorsitzenden.


turus.net: In den verschiedenen Online-Kommentaren stehst auch Du sehr stark in der Kritik. Hast Du alles richtig gemacht?

Jan G.: Niemand ist fehlerfrei. Besonders der Absatz im taz-Artikel, indem formuliert wird, dass ich den Vorsitz übernehmen will, hat bei vielen Vereinsmitgliedern und Fans für Irritationen gesorgt. Das ist nachvollziehbar, weil es auch in dieser Art nicht richtig ist. Richtig ist vielmehr, dass ich seit 15 Jahren dem Verein sehr nahe stehe und schon oftmals in die Bresche gesprungen bin, wenn Not am Mann war: Schiedsrichter, Übungsleiter im Nachwuchsbereich, Übungsleiter bei der 3. Männermannschaft, Spieler bei der 3. und 2. Männermannschaft. Selbst ein kurioser Einsatz bei der 1. Männermannschaft steht zu buche, als ich kurzfristig aus dem Freibad abgezogen wurde, da sich auf dem Weg zu einem Testspiel ein Spieler verletzt hat.

Ich war immer da, wenn ich gebraucht wurde. Der Verein sucht ja schon seit vielen Monaten nach Vorstandsmitgliedern, um den Verein auf breitere Füße zu stellen und auch um jüngere Leute mit ins Boot zu holen. So gab es eben auch bei mir die Überlegungen evtl. für den Vorstand zu kandidieren, was ich aber letzten Endes wieder verworfen habe. Zum einen sehe ich mich immer noch zu sehr in der Kurve verwurzelt und sehe mich da noch lange nicht am Zenit. Zum anderen denke ich auch, das mir die nötige Zeit fehlt um eine Position im Vorstand so auszufüllen, wie ich das auch von anderen erwarten würde. Halbe Sachen sind nicht mein Ding. Aber natürlich würde ich den Verein nicht hängen lassen, wenn die Not keine anderen Optionen lässt. Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: eine Machtergreifung war weder meine Absicht noch überhaupt eine Überlegung von mir.

turus.net: Wie geht es jetzt weiter. Muss man sich Sorgen machen, dass ein weiterer Traditionsverein komplett von der Bildfläche verschwindet?

Jan G.: Die jetzige Situation ist sicherlich die Schwierigste seit unserer Insolvenz. Aber bisher sind wir nach Rückschlägen immer gestärkt hervor gegangen und das ist natürlich auch meine Hoffnung. Es muss wieder bei allen der Verein im Vordergrund stehen, da schließe ich mich bzw. unsere Gruppe nicht mit aus. Jede Seite hat sicherlich Fehler gemacht. Nun heißt es Scherben zusammen kehren, sich ordnen und den Leuten zeigen, dass dieser Traditionsverein nicht das Gesicht verdient, welches er zuletzt bekommen hat.

turus.net: Was tippst Du für das Spiel am Wochenende?

Jan G.: Der FC Rot-Weiß Erfurt ist der derzeit beste Verein in Thüringen und spielt eine gute Saison. Faktisch haben wir kaum eine Chance. Aber die BSG hat gerade in besonderen Spielen Unmögliches wahr gemacht. Ich denke da an den Derbysieg gegen den Stadtrivalen und das packende Pokalspiel gegen Jena. Also wenn es in der 70 Minute noch 0:0 steht, dann packen wir das.

Vielen Dank, Jan. Wir bleiben an dem Thema dran und werden in den kommenden Tagen und Wochen weiter berichten.

Fotos: Glenn Dawson, Pauli

> zur turus-Fotostrecke: BSG Wismut Gera

 

Artikel wurde veröffentlicht am
10 Oktober 2013

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