Das Pokalspiel zwischen den beiden Thüringer Traditionsvereinen steht am Wochenende auf dem Programm des Geraer Fußballs. Der Saisonhöhepunkt findet am Sonnabend, dem 12. Oktober um 14 Uhr im Stadion der Freundschaft als letztes Spiel des Achtelfinales statt. Der ursprünglich geplante Spieltermin am Tag der Deutschen Einheit war durch die Erfurter Verantwortlichen abgelehnt worden.
BSG Wismut vs. RW Erfurt: Ganz Gera freut sich auf den Pokalkracher
Erfurt in der Favoritenrolle
Klarer Favorit ist der Thüringer Drittligist aus der Landeshauptstadt. Insgesamt sechs Siege, u.a. gegen die Aufstiegskandidaten SV Wehen-Wiesbaden und VfL Osnabrück, belegen die Stärke des Erfurter Teams in der aktuellen Saison. Die Rot-Weißen sind derzeit nicht nur Tabellenführer in der Heimtabelle der 3. Liga sondern mit 21 Toren auch das offensivstärkste Team der Liga. Neben Mijo Tunjic und Neuzugang Simon Brandstetter zeichnet sich in erster Linie Aykut Öztürk für den erfolgreichen und attraktiven Offensivfußball des Thüringen Drittligisten verantwortlich. Der 25-Jährige bereitete drei Tore vor und war drei Mal selbst erfolgreich.
Doch der bisherige Saisonverlauf offenbart auch Schwächen der Erfurter. Dem Team von Trainer Walter Kogler gelingt es noch nicht, ihr Potential kontinuierlich abzurufen. So mussten die Erfurter zwei schmerzliche Auswärtsniederlagen in Stuttgart und in Unterhaching verkraften. "Aus den Fehlern werden wir lernen! Im Pokal und danach gegen Heidenheim werden wir wieder alles geben", lautete das Fazit von Abwehrspieler Rafael Czichos am vergangenen Wochenende. Nach dem 12. Spieltag belegt der FC Rot-Weiß Erfurt den sechsten Tabellenplatz und hat 2 Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.
BSG: Nichts ist im Fußball unmöglich
"Natürlich wird das ein schweres Spiel gegen einen sehr offensivstarken Gegner. Besonders unsere Hintermannschaft steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Aber im Fußball und speziell im Pokal ist eben nichts unmöglich", zeigt sich Wismut-Spieler Marcel Hartmann vorsichtig optimistisch. Gerade gegen favorisierte Gegner haben die Ostthüringer stets überzeugen können. So bezwangen die Kicker in orange-schwarz in der vergangenen Saison den SV SCHOTT Jena nur wenige Tage nach dessen Sieg im Finale des Thüringenpokals gegen den FC Rot-Weiß Erfurt.
Auch in der aktuellen Saison überzeugte das Team um Kapitän Heuschkel mit einem 4:1 Sieg gegen den Thüringenliga-Staffelfavoriten und Tabellenführer FC Union Mühlhausen. Nach Niederlagen in Sondershausen und Geratal belegt die Wismut-Elf derzeit den 10. Tabellenplatz in Thüringens höchster Spielklasse. "Unsere Saison verläuft bisher durchwachsen. Wir müssen es in den kommenden Spiele endlich schaffen, uns zu stabilisieren und die individuellen Fehler abzustellen. Ich bin da optimistisch, gerade mit unserem Fans im Rücken wird es uns gelingen, aus dieser kleinen Krise rauszukommen", äußert sich der 21-jährige Mittelfeldspieler zuversichtlich.
Thüringenpokal 2013/14
Die BSG Wismut Gera schaltete in den ersten beiden Pokalrunden zwei Landesklassisten aus. Nach dem Sieg beim SpG 1. FC Greiz (0:1) mühte sich die Grüttner-Elf zu einem 2:3 Sieg beim SV Empor Walschleben. Auch die Mannschaft von Trainer Walter Kogler qualifizierte sich durch Siege gegen Vertreter aus Thüringens zweiter Spielklasse. Sowohl Landesklassist FSV Hildburghausen (0:3) als auch die TSV Bad Tennstedt (0:5) hatten gegen den Drittligisten keine Chance.
Rückblick
Nun treffen beide Teams im Achtelfinale aufeinander. Bereits 2010 kreuzten sich die Wege der Traditionsverein im Thüringer Verbandspokal. Vor drei Jahren gewannen die Erfurter mit 4:0 das Viertelfinale im Stadion der Freundschaft. Eigentlich wenig überraschend, doch die Art und Wiese wie der Thüringenligist die Partie lange Zeit offen hielt, überraschte viele Experten. „Wir haben unsere Aufgabe erfüllt, sind gegen gute Geraer nicht in Bedrängnis gekommen“, erklärte der damalige Trainer Stefan Emmerling nach dem Spiel. Von der damaligen engagiert kämpfenden Wismut-Mannschaft stehen mit Ronny Steinbach, Andre Jahn, Steve Lippold und Francis Wezel vier Akteure auch am kommenden Sonnabend im Aufgebot der BSG.
Auch vor dem politischen Umbruch begegneten sich beide Mannschaften regelmäßig. In der Oberliga-Saison 1977/78 gab es am ersten Spieltag ein 0:0 Remis in Gera (u.a. mit Udo Korn, Matthias Kaiser, Harald Irmscher, Gerhard Hoppe und Peter Klammt) und am 14. Spieltag ein 1:0 Heimsieg für die Erfurter. Im FDGB-Pokal trafen die ersten Mannschaften beider Vereine in vier Spielzeiten aufeinander. Nur in der Saison 1968/69 qualifizierte sich die BSG Wismut Gera mit einem 2:1 Sieg für die nächste Runde. Die Aufeinandertreffen in den Folgejahren entschieden stets die Rot-Weißen für sich.
Marcel Hartmann glaubt fest an Elfmeterschießen
Am kommenden Sonnabend werden die Karten neu gemischt. Die Mannschaften haben in den letzten Jahren ihr Gesicht stark verändert. Das Wismut-Team rund um Kapitän Rico Heuschkel wurde von Trainer und Wismut-Legende Udo Korn neu aufgebaut. Seit Sommer 2013 wird der Thüringenligist nunmehr von Trainer Rene Grüttner betreut. "Die Kommunikation zwischen Mannschaft und Trainer stimmt, wir müssen jetzt auf dem Platz die Vorgaben des Trainers konsequent umsetzen. Wenn es uns gelingt, das Unentschieden lange Zeit zu halten, dann glaube ich fest an eine Verlängerung und ein erfolgreiches Elfmeterschießen", zeigt sich Hartmann von der Stärke der Wismut-Elf überzeugt.
Geraer Fanszene freut sich auf Pokal
Auch auf den Rängen wird ein Wettbewerb um die beste Unterstützung des jeweiligen Team erwartet. 2010 ging nach Meinung verschiedener Fanportale der "Sieg" eindeutig an die Ultras Gera. Schwer zu sagen, ob die Erfurter Fans das Spiel als weniger wichtig einstuften oder die Geraer Fanszene unterschätzten. Auf jeden Fall waren die Szenekenner von der Anzahl der 200 Gästefans und deren Support enttäuscht. „Auf den Rängen kann man von einem Punktsieg von UG (Anm: Ultras Gera) sprechen. Erfurt nur bissl am singen, so richtig motiviert wirkte das nicht. UG dagegen mit ein paar Liedern die ich noch nicht kannte und teils guter Lautstärke“, so lautet das Fazit des Groundhopper-Portals
Kopane.de.
Viertelfinale am 16. November
Nur 24 Stunden nach dem Spiel in Gera wird in Jena bereits das Viertelfinale ausgelost. Rainer Schlutter, Ex-Oberligaspieler vom FC Carl Zeiss Jena, wird in der Halbzeitpause der Regionalligabegegnung FC Carl Zeiss Jena vs. FSV Zwickau die nächsten Begegnungen im Landespokalwettbewerb 2013/2014 auslosen. Im Lostopf sind neben der BSG Wismut Gera oder dem FC Rot-Weiß Erfurt noch drei Vereine aus der Regionalliga (FC Carl Zeiss Jena, ZFC Meuselwitz und FSV Wacker Nordhausen), ein Oberligist (FC Einheit Rudolstadt), zwei Verbandsligisten (1. SC 1911 Heiligenstadt und FC Blau-Weiß Dachwig/Döllstädt) sowie Vertreter der Landesklasse (SV Wacker Bad Salzungen).
Großes Medieninteresse
Das letzte Spiel im Achtelfinale des Thüringenpokals findet große mediale Beachtung. So werden die Fernsehteams des MDR und des Offenen Kanals am 12. Oktober das Spiel aufzeichnen. Die ersten bewegten Bilder gibt es spätestens im Rahmen des Thüringen Journals am 13. Oktober ab 19:00 Uhr. Auch die Vertreter der Print- und Online-Medien sind vor Ort. Neben dem Geraer Fußballexperten Jens Lohse wird auch ein Redakteur und Fotograf des Portals liga3-online.de von dem Pokalspiel in Wort
und Bild berichten. Einen besonderen Service bietet die Online-Redaktion des MDR an. Während des Spiels wird es einen Live-Ticker für diejenigen geben, die nicht am Saisonhöhepunkt teilnehmen können.
Begrenzte Parkmöglichkeiten für Besucher des Pokalspiels
Den Besuchern des Pokalspiels empfehlen die Organisatoren die Anreise mit Bus & Bahn bzw. Zug. "Der große BUGA-Parkplatz ist durch das zeitgleich stattfindende Herbstvolksfest gesperrt, damit ist das Parken in unmittelbarer Nähe zum Stadion fast unmöglich", erklärt Andre Fischer, Mitglied des Vorstandes der BSG Wismut Gera. Für die Gäste aus Erfurt wird der kleinere Parkplatz Parkstraße an der Panndorfhalle zur Verfügung gestellt. "Allerdings sind die Kapazitäten sehr beschränkt, so dass wir unseren Gästen aus Erfurt die Anreise mit dem Zug empfehlen. Das Stadion der Freundschaft liegt in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof", so Fischer. Der Einlass für die Fans des Thüringer Drittligisten erfolgt am zentralen Eingang vom Hofwiesenbad.
Auch den Zuschauern und Fans aus Gera wird empfohlen, für die Anreise den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. "Der Parkplatz am Kunstrasen ist keine Alternative, da dort bereits frühzeitig zahlreiche Helfer, Pressevertreter und andere Teilnehmer parken werden. Daher empfehlen wir die Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr", so Fischer. Der Einlass der Fans in "orange-schwarz" erfolgt auf der Seite Elsterdamm. Die Kassenhäuschen werden um 12.30 Uhr geöffnet, der Anpfiff erfolgt um 14:00 Uhr.
Chronik
DDR-Oberliga
1977/1978 | 14. Spieltag | Rot-Weiß Erfurt - BSG Wismut Gera 1:0
1977/1978 | 1. Spieltag | BSG Wismut Gera - Rot-Weiß Erfurt 0:0
1952/1953 | 23. Spieltag | BSG Turbine Erfurt - BSG Motor Gera 3:0
1952/1953 | 6. Spieltag | BSG Motor Gera - BSG Turbine Erfurt 1:3
1951/1952 | 22. Spieltag | BSG Turbine Erfurt - BSG Motor Gera 7:2
1951/1952 | 5. Spieltag | BSG Motor Gera - BSG Turbine Erfurt 0:1
1950/1951 | 24. Spieltag | BSG Turbine Erfurt - BSG Mechanik Gera 4:2
1950/1951 | 6. Spieltag | BSG Gera-Süd - BSG Turbine Erfurt 1:1
1949/1950 | 15. Spieltag | BSG Gera-Süd - BSG KWU Erfurt 0:2
1949/1950 | 6. Spieltag | BSG KWU Erfurt - BSG Gera-Süd 1:1
FDGB-Pokal
Saison 1968/69 | 2. Runde FDGB-Pokal
BSG Wismut Gera - FC Rot-Weiß Erfurt 2:1
Saison 1972/73 |2. Runde FDGB-Pokal
BSG Wismut Gera II - FC Rot-Weiß Erfurt 1:2
Saison 1977/78 | Achtelfinale
FC Rot-Weiß Erfurt - BSG Wismut Gera 1:2, 2:0
Saison 1983/84 | Achtelfinale
BSG Wismut Gera - FC Rot-Weiß Erfurt 0:3
Saison 1986/87 | 1. Runde
FC Rot-Weiß Erfurt II - BSG Wismut Gera 0:1
Saison 1988/89 | 2. Runde
BSG Wismut Gera - FC Rot-Weiß Erfurt 0:3
Thüringenpokal
Saison 2009/2010 | Viertelfinale
BSG Wismut Gera - FC Rot-Weiß Erfurt 0:4
Fotos: Marco B., Glenn D., Danny N.