„Dieser Moment...wenn [...] du auf die Kurve zurennst und dich über 1000 Menschen feiern als wärst du Jesus persönlich.“ (Marcel Hartmann, Spieler der BSG Wismut Gera). Das war es nun also, das Spiel des Jahres. Und auch, wenn dieses Spiel für Wismut Gera durch das 1:2 das Aus im Landespokal darstellte, so wird es dennoch zum größten Teil positiv in Erinnerung bleiben. Der große Favorit aus Erfurt wurde einige Male ordentlich gefordert und musste letztendlich froh sein, dass nicht kurz vor Schluss noch das 2:2 fiel.
BSG Wismut Gera vs. FC Rot-Weiß Erfurt: Außenseiter mit unglücklicher Niederlage
Im Vorfeld des Spiels gab es ein ziemliches Durcheinander. Nicht nur die Unruhe im Verein Wismut Gera, auf die auch hier schon eingegangen wurde, war dabei ein Thema. Eine Herausforderung war es schon, überhaupt einen Termin zu finden. Der ursprüngliche Termin am 3.10.2013 passte den Erfurtern nicht. Man traute der Mannschaft anscheinend nicht zu, in 3 Tagen zwei Spiele zu bestreiten. Wenn man in andere Bundesländer schaut, dann ist dies auch für Drittligisten nichts Ungewöhnliches. Aus diesem Grund kam es mit Einwilligung des TFV (Thüringer Fußball-Verband) zur Verlegung.
Doch auch diesmal hatten sowohl Fans, als auch Verantwortliche so einige Probleme. Für den Trainerstab passte das Spiel nicht in den angedachten Trainingsplan und Gästefans, die mit dem Auto anreisen wollten, beschwerten sich, dass nicht genügend Parkplätze vorhanden waren. Das war darauf zurückzuführen, dass auf dem eigentlichen Parkplatz ein Volksfest stattfand. „Tja, am 3. Oktober wären ausreichend Parkplätze vorhanden gewesen“, war die passende Antwort, die man darauf von Geraer Seite vernehmen konnte.
Wenn es wenig Parkmöglichkeiten gibt, dann macht sich das gemeine Fußballvolk also mit dem Zug und vom Bahnhof aus zu Fuß auf den Weg ins Stadion. Während etliche Erfurter schon zeitig in Gera ankamen, traf sich der Wismut-Anhang an einem zentralen Punkt, um von dort aus gemeinsam den Weg ins Stadion anzutreten. Bereits von der entgegengesetzten Seite des Hofwiesenparks, in dem sich das Stadion der Freundschaft befindet, konnte man die Geraer gut vernehmen.
Pünktlich um 14:00 Uhr wurde das Spiel auch angepfiffen und es begann nicht einmal schlecht. Der „Underdog“ wehrte sich tapfer, hatte mit Alexander Just hinten einen sicheren Rückhalt und mit Rico Heuschkel vorne einen Stürmer, der auch gegen höherklassige Gegner immer für ein Tor gut ist. In der 34. Minute dann das, was sich viele der 1.500 Zuschauer im Stadion erhofft hatten. Auf der linken Seite setzt sich Marcel Hartmann durch, spielt den Ball auf Dimitri Puhan. Der legt zurück auf eben diesen Rico Heuschkel, der den Ball zum 1:0 im Erfurter Tor unterbringt. Was danach folgte, war schwer zu beschreiben. Während die Fans um Ultras Gera vom Block aus auf die Zäune sprangen, kamen von der anderen Seite die Spieler. Wahnsinn!
Leider hielt der Jubel nicht lang an, denn bereits in der 41. Minute erzielte Jonas Nietfeld für Erfurt den Ausgleich. Nicht ganz unumstritten, denn vom Weiten sah es so aus, als wäre der Wismut-Keeper im 5-Meter-Raum behindert worden. Kurz nach dem Seitenwechsel folgte dann auch das 1:2 durch Patrick Göbel, was trotz guter Chancen der Wismut kurz vor Schluss dann auch das Endergebnis sein sollte.
Auch aus Sicht der Fans hatte dieses Spiel einiges zu bieten. Zu Beginn wurde auf der Haupttribüne eine Choreo gezeigt. Der Titel „Von Generation zu Generation wehen diese Fahnen schon“ wurde durch viele kleine orange und schwarze Fahnen unterstrichen.
Auch wenn der Stehplatz-Bereich des Wismut-Anhangs gut gefüllt war, so ging der Stimmungspunkt wohl letztendlich doch an die Erfurter. Im Block der Rot-Weißen konnte man einige Fahnen der bekannten Gruppen erkennen und auch die Tatsache, dass man mit Vorsänger und Trommeln am Start war, zeigt wohl, dass man auch aus Fansicht nichts dem Zufall überlassen wollte.
Auch wenn das Pokalspiel verloren wurde, so hängen von Seiten der BSG Wismut Gera auch jetzt noch einige Hoffnungen an diesem Spiel. Es sollte in gewisser Weise auch Werbung für die Spiele in der Liga sein, denn gerade bei Auswärtsspielen hielt sich die Zahl an Mitfahrern in letzter Zeit sehr in Grenzen. Und um deutlich zu machen, dass die Unterstützung von den Rängen auch an den Spielern nicht vorbei geht, gibt es zum Abschluss wohl nichts passenderes, als die Worte eines Spielers, kurz nach dem Spiel:
„Vielen Dank an alle Gerschen, die uns 90 Minuten lang an das Unmögliche haben glauben lassen. Ihr ALLE seid einmalig. Und trotz Niederlage und trotz momentaner Situation haben wir gezeigt, dass alle zusammen stehen. Ich finde, das ist mehr Wert, als ein Pokal-Viertelfinale. Und nichts desto trotz: WIR sind und bleiben Thüringenpokal-Siegerbesieger! Scheißegal, was die andern sagen! Scheißegal was die andern mein’! Denn wir singen laut und voller Stolz : Wismut Gera ist Mein Verein!“
Fotos: Danny N. / Brennpunkt Orange