BFC Dynamo gewinnt Schlüsselspiel in Greifswald: 1.200 Fans feiern weinrote Party

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MB Updated 17 September 2015
BFc Dynamo

FreudeLangsam aber sicher dürfen sich die Fans des 1. FC Magdeburg, des 1. FC Lok Leipzig (wenn sie denn nicht absteigen), des FC Carl Zeiss Jena und des FSV Zwickau auf einen alten Bekannten freuen. Nach dem gestrigen 2:0-Sieg beim Tabellenzweiten FC Pommern Greifswald sieht beim BFC Dynamo alles nach dem von den Fans lange ersehnten Aufstieg in die Regionalliga Nordost aus. Neun Siege aus zehn Saisonspielen. Nur beim Ortsnachbarn SV Lichtenberg 47 kamen die Weinroten nicht über ein Remis hinaus. Wenn das nicht ein hervorragender Lauf ist. Ein Drittel der Saison ist nun absolviert, der Vorsprung auf den FC Strausberg und den FC Pommern beträgt nun satte acht Punkte. Wenn nicht irgendein massiver Störfaktor das Mannschaftsgefüge durcheinander bringt, dann dürfte die Sache mit dem Aufstieg ganz gewiss klappen. 

BFCDas spüren nun auch die Fans, von denen viele lange Zeit noch skeptisch blieben. Ein tolles zusammengestelltes Team? Große Aufstiegshoffung? Das Ende der Tingeltouren über die Dörfer? Die überaus enttäuschende Spielzeit 2009/10 ist vielen noch in schrecklicher, lebhafter Erinnerung. Damals schien es DIE Mannschaft schlechthin zu sein. Mit alten Haudegen und jungen Nachwuchskräften. Die Saison begann vielversprechend, doch dann kam der große Bruch. Fassungslosigkeit beim 2:4 gegen die TSG Neustrelitz am 06. Dezember 2009. Und dann die Fahrt mit dem Sonderzug in die Lausitz am 10. März 2010. Rund 2.000 BFC-Fans unterstützten ihr Team im Stadion der Freundschaft. Es hatte nichts genutzt. Im Team war der Wurm drin. Aufgrund einer schwachen Vorstellung auf dem Rasen ging das Spitzenspiel gegen den FC Energie Cottbus II mit 0:2 verloren. Das war´s damals. Der Aufstieg konnte abgehakt werden. Zwar wurde der BFC Dynamo am Ende Zweiter der NOFV-Oberliga Nord, doch der Rückstand auf Cottbus II betrug acht Punkte!

BFCAllerdings ist die Mannschaft von damals nicht mit der von heute zu vergleichen. Damals hing alles an drei, vier Schlüsselspielern. Und als der Bruch in der Mannschaft erfolgte, war der Drops auf gut Deutsch gesagt gelutscht. In der Gegenwart überzeugt das Team auch menschlich. Von der Körpersprache bis zum gemeinsamen Feiern nach einem eingefahrenen Sieg – alles spricht Bände. Trainer Volkan Uluc hat ganze Arbeit geleistet. Zudem ist die Last auf den Schultern der Mannschaft ziemlich gleich verteilt. Es hängt nicht allein am Wohl eines Granaten-Stürmers ab. Dies wurde im Greifswalder Stadion eindrucksvoll bewiesen, als Denis Novacic (35. Spielminute) und Philipp Dartsch (77. Spielminute) die Treffer des Tages erzielen konnten. Bei den Hohenschönhausenern darf man derzeit jedem ein Törchen zutrauen. Björn Brunnemann, Kevin Gutsche und Christian Preiss sowieso. Und auch der Rest der Mannschaft von Lukas Rehbein bis Philip Saalbach und Djibril N`Diaye ist stets für einen Treffer gut. Kurzum: Es läuft rund beim BFC Dynamo. Zum Vergleich zur besagten viel versprechenden Saison 2009/10: Damals hatten die Weinroten zum gleichen Zeitpunkt 21 Punkte auf dem Konto. Jetzt sind es 28!

SonderzugKein Wunder also, dass nach Abpfiff manch einem alten Haudegen die Tränen in den Augen standen. Nach Jahren der Enttäuschungen und Rückschläge – ausgenommen die beiden Pokalerfolge 2011 und 2013 – werden nun langsam die Wunden geheilt. Angefangen hatte am Sonntagmorgen der weinrote Festtag mit dem Besteigen des organisierten Sonderzuges am Bahnhof Berlin-Lichtenberg. Das Ganze hatte eine gewisse Klassenfahrtatmosphäre. Wer wird mit wem sitzen? Welcher Waggon mag der optimalste sein? Voller Vorfreude wurde sich in den bereitgestellten Doppelstockzug gedrängelt. Zu kurz kam letztendlich niemand. In jedem Waggon war ein Catering aufgebaut. Bier für zwei Euro und Buletten für 2,50. Geraucht wurde meist in den Übergängen zwischen den Waggons. Entspannte Unterhaltungen machten die zirka zweistündige Fahrt nach Greifswald gewiss kurzweilig. So ging die Hintour schneller rum, als viele vermutet hatten.

PolizeiWas, schon da? Nur langsam entleerte sich der Zug am Bahnhof Greifswald-Süd, wo zahlreiche Polizeibeamte bereits Stellung bezogen hatten. Eine gewisse Nervosität machte sich auf beiden Seiten breit. Kein Wunder, denn noch ist es nicht Alltag, dass der BFC Dynamo mit 700 Mann auf einen Haufen anreist. So konnten es die polizeilichen Einsatzkräfte nicht lassen, sich unmittelbar vor dem Frontbanner des sich sammelnden Fanmarsches zu postieren. Das zudem ein Polizist schweres Geschütz – wie in Polen mittlerweile üblich – auf dem Rücken trug, war ebenfalls sicherlich nicht die feine Art. Ein paar harsche Wortwechsel waren die Folge. Später liefen die Polizisten mit etwas mehr Abstand mit und auch die geschulterte Knarre war plötzlich verschwunden, tauchte jedoch später wieder im Stadion auf.

BFCVorbei an Plattenbauten zog der weinrote Anhang – geführt von den Ultras des BFC – die Hans-Beimler-Straße und den Karl-Liebknecht-Ring gen Volksstadion. An einer Kreuzung wurde ein wenig Pyrotechnik gezündet, was jedoch keinerlei polizeiliche Maßnahmen zur Folge hatte. Neugierige Blicke indes an Hauseingängen und auf Parkplätzen. Die örtliche Anhängerschaft des FC Hansa Rostock warf gewiss ein Auge auf die weinrote Reisegesellschaft. Und nicht nur das. In der Nacht zuvor hatten laut Polizeiinspektion Anklam unbekannte Täter im Greifswalder Volkstadion Kassenhäuschen und die Tartanbahn mit „Bullenschweine töten“, „ACAB“, „Scheiß BFC“ und „Hansa-Zone“ beschmiert. Diese konnten jedoch vor dem Spiel wieder entfernt werden. Ohne Komplikationen erreichten die rund 700 Zugreisenden das Stadion und konnten nach und nach die komplette Gegengerade betreten.

GreifswaldErfreulich war nicht nur die hohe Anzahl an Gästefans (rund 1.200), sondern auch der Zuspruch auf Heimseite. So hatten insgesamt mehr als 2.600 Zuschauer den Weg auf die Ränge gefunden. Eine überaus ordentliche Kulisse für ein Fünftligaspiel. Etwas abseits in der Kurve hatte die „Greifen Brigade“ ihr Plätzchen mit Banner und Trommel eingenommen. Gegen die stimmgewaltige Übermacht der Gäste war jedoch wenig auszurichten. Recht ordentlich – vor allem bis zum ersten Gegentor – präsentierte sich die Mannschaft des FC Pommern, die mit einem Sieg dicht an den Tabellenführer hätte heranrücken können. So hätte es in der 22. Minute durchaus 1:0 heißen können. Stephan Flauder konnte jedoch den gefährlichen Schuss abwehren. Die Gäste spielten geduldig und warteten auf ihre Chance. Inmitten eines aufkommenden Laubregens – das Volksstadion ist umgeben von hohen Bäumen – konnte Denis Novacic schließlich die Führung der Gäste klarmachen. Emotionale Entladung bei Fans und Spielern. Manch einen hielt es nicht mehr hinter den Werbebanden und musste seiner Freude mit einem Sprung Ausdruck geben.

BFCAls eine Viertelstunde vor Abpfiff der Auswärtssieg in trockenen Tüchern war, gab es kein Halten mehr. Ein Fan mit nacktem Oberkörper sprang einem verdutzten Ordner in die Arme. BFC-Urgestein Clasen griff zum Megaphon, stimmte eine erste Uffta an und versuchte sämtliche Bereiche der Gegengerade zum Support zu bewegen. Die letzten 15 Minuten vergingen wie im Fluge. Wer hatte da noch auf den Rasen geschaut? Nach Abpfiff schließlich eine Party mit den Spielern, denen die Erleichterung über den Sieg im „6-Punkte-Spiel“ anzusehen war. Ja, gut möglich, dass dies das Schlüsselspiel dieser Saison schlechthin war. Auch die letzten Skeptiker in Berlin-Hohenschönhausen werden nun erkennen: Da geht wirklich was. Wenn gleich es noch viel zu tun gibt. Mit Konzentration ab in die nächsten 20 Spiele und dann kann es in die Börde, ins Paradies (Jena) und nach Zwigge gehen...

Nachtrag: Für reichlich Ärger sorgten auf der Heimfahrt nach Berlin geworfene / abgeschossene Gegenstände, die den Sonderzug des BFC Dynamo trafen und eine Fensterscheibe durchschlugen. Blaue Farbspuren an der Außenseite der Waggons deuten darauf hin, dass die Täter mit dem FC Hansa Rostock sympathisieren. Weiteres dazu später mehr.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

> Video auf der FB-Seite von turus.net 

Artikel wurde veröffentlicht am
28 Oktober 2013
Spielergebnis:
0:2
Zuschauerzahl:
2.600
Gästefans
1200

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