Am 17. Spieltag der eidgenössischen Super League kam es im Basler St. Jakob-Park zum Top-Duell des Spieltages, denn mit dem FC Basel und den Grasshoppers aus Zürich trafen nicht nur der Tabellenführer und der aktuelle Zweite aufeinander, es trafen auch die beiden Teams aufeinander, die in der letzten Saison fast alleine um den Titel kämpften und sich zudem im Pokalfinale gegenüber standen. Während die Basler in der Liga die Nase vorn hatten, waren die Hoppers im Berner Stade de Suisse erfolgreicher und sicherten sich wenigstens den Pokal.
Rückblick FC Basel vs. Grasshopper Zürich: Sio lässt Fans in 94. Minute feurig jubeln
Bereits am dritten Spieltag traf man in Zürich aufeinander und trennte sich 1:1, nun kam es also zum zweiten von insgesamt vier Aufeinandertreffen, diesmal mit Heimvorteil für den FCB. Die Basler sind seit sieben Heimspielen gegen die Hoppers ungeschlagen und der letzte Sieg von GC datiert vom 06. März 2010, als die Blau-Weißen mit 2:1 gewannen.
Es ist also mal wieder an der Zeit für GC, die trotz einiger Unkenrufe aus Deutschland auch mit Michael Skibbe als Trainer gut in die Saison starteten und den überraschend starken Trend des Vorjahres bisher bestätigen konnten. Ein weiterer reizvoller Aspekt dieser Partie ist das Duell auf den Rängen, schließlich wissen beide Vereine eine große und lautstarke Anhängerschaft hinter sich, die zuletzt beim bereits erwähnten Pokalfinale ein erstaunliches Spektakel auf die Ränge zauberten. Das am Ende sowohl als auf dem neben dem Rasen weniger als erwartet los war, konnte man im Vorfeld ja nicht wissen…
Die Zeichen für GC standen nach zwei Pflichtspielniederlagen in Folge (gegen Luzern daheim und auswärts beim FC Thun im Pokal) schon etwas schlechter als für den FCB, der trotz eines Unentschiedens in Bern weiterhin von der Tabellenspitze grüßt. Für die Rot-Blauen, die zuletzt viermal in Folge Meister wurden und sich in den letzten Jahren eine gewisse Dominanz erarbeitet und erwirtschaftet haben, steht eh der letzte Spieltag der Gruppenphase in der Champions League im Fokus, denn dort hat man die Chance sich das zweite Mal nach 2011 für das Achtelfinale zu qualifizieren. Voraussetzung dafür ist jedoch mindestens ein Unentschieden beim FC Schalke 04, was sich im Übrigen nicht unbedingt jeder Basler wünscht, denn vor allem in der aktiven Szene soll es Stimmen geben, die eine Teilnahme an der Europa League für attraktiver halten und mit einer Niederlage auf Schalke durchaus leben könnten.
Aber heute ist eben erst einmal Sicherung der Tabellenspitze das Ziel der Stunde und genau so treten die Rot-Blauen nach zwei feurigen Intros, bei dem beide Seiten nicht mit Pyro geizen, dann auch auf. Michael Skibbe hat seine Mannschaft extrem defensiv eingestellt, man wartet, lässt den FCB kommen und so sind die ersten gefährlichen Aktionen nur eine Frage der Zeit. Doch meist fehlt der letzte Pass, die letzte Konsequenz und das letzte Quentchen Glück und so überstehen die Hoppers einen Angriff nach dem anderen, ohne wirklich in Gefahr zu geraten.
Dementsprechend überrascht muss das gut gefüllte Stadion (exakt 28.242 Zuschauer, darunter auch etwa 1.300 Gästefans, sind gekommen) in der 36 .Minute die Führung durch Izet Hajrović registrieren, was naturgemäß nur die Gästefans in Ekstase versetzt, die dieses Tor erneut mit Pyrotechnik feiern. Bereits der dritte Einsatz der beliebten Fackeln, denn auch zur 15. Minute feierte die Ultra-Gruppe der Blue-White Bulldogs (auf deren Seite übrigens auch einige Ultras aus Chemnitz zu Gast sind) mit etwas Pyrotechnik den 15. Geburtstag der Gruppe. Ansonsten blieben leider sowohl die Blau-Weißen als auch die Heimseite im Vergleich zu den vorher gesehenen Duellen eher blass, überraschend viele lange Pausen auf beiden Seiten sorgen für ein ungewohnt niedriges Supportniveau der beiden Kurven und auch die Lautstärke kann nicht mit den letzten direkten Vergleichen mithalten.
Bis zur Pause bleibt es bei der überraschenden Führung für GC, deren Anhänger auch die zweite Halbzeit mit Pyro einläuten – meckern auf hohem Niveau, aber irgendwann setzt auch eine gewisse Sättigung ein, so ehrlich muss man einfach auch mal sein - trotzdem handelt es sich bei diesen Bildern natürlich um einen schönen Anblick und wie so oft muss man bei diesen Szenen an die Reaktionen aus Deutschland denken und wünscht sich ein deutlich entspannteres Verhältnis der Öffentlichkeit zum heißen Eisen Pyrotechnik. Doch auch die Geschichte kann den Support nicht wirklich anheizen, zu schwach sind beide Kurven heute unterwegs, zu wenig kommt von beiden Seiten, um von einem wirklich stimmungsvollen Spiel sprechen zu können. Auch auf dem Rasen ist das Bild ähnlich zur ersten Hälfte gelagert, der FCB drückt, GC steht defensiv dafür sehr gut und fährt ab und an Konter, die jedoch keine Wirkung zeigen.
So plätschert das Spiel vor sich hin und irgendwann rechnet hier jeder tatsächlich mit einem Sieg der Gäste, zumal der FCB die wenigen Chancen auch noch gnadenlos versemmelt. Doch aus dem Gästeblock ist kaum Feierstimmung zu spüren, irgendwie scheint dort jeder zu ahnen, was am Ende noch passieren soll. Denn nachdem Hajrović, für den der verletzte Kapitän Veroljub Salatic öffentlich mehr Einsatzzeit forderte und damit Trainer Skibbe brüskierte, eine Großchance und somit auch die Entscheidung vergab und der vierte Offizielle fünf Minuten Nachspielzeit anzeigt, soll doch noch das versöhnliche Ende für Basel folgen.
Mittlerweile ist die 94. Minute angebrochen, nach einer Ecke fliegen zwei GC-Verteidiger am Ball vorbei, Fabian Schär erhält den Ball im Strafraum und schafft es, den Ball genau zwischen die beiden Verteidiger hindurch zu spielen und den goldrichtig positionierten Giovanni Sio zu bedienen, der keine Mühe hat, den Ball über die Linie zu drücken. Jubel allerorten (bis auf den Gästeblock natürlich), ein erneut heftiger Einsatz von Pyro in der Muttenzerkurve, für einen kurzen Moment herrscht Glückseligkeit und das schwache Spiel des Titelverteidigers wird vergessen, zumal auch Phillip Degen sogar noch die Chance auf das 2:1 hat, was aber des Guten definitiv zu viel gewesen wäre.
Am Ende bleibt es beim 1:1 und beide Teams holen sich noch den Applaus ihrer Fans ab. Die Abreise der GC-Anhänger gestaltet sich nach einer Blocksperre entspannt, der direkt neben dem Gästeblock liegende Sonderbahnhof für die Extra-Züge der Züricher und eine wache Polizei ersticken jede Form von Gewalt im Keim.
Das Fazit bleibt ernüchternd, konnte doch weder das Spiel noch die Stimmung den zugegeben sehr hohen Ansprüchen gerecht werden. Vielleicht lag es am frühen Zeitpunkt der Saison, vielleicht auch an den kalten Temperaturen (knapp über dem Gefrierpunkt) und sicherlich war auch der FCB gedanklich schon auf Schalke. Schade, das Spiel hat nämlich durchaus Potential und wusste einen französischen Fanfotografen durchaus zu begeistern. Aber es war ja auch nicht das letzte Duell in dieser Saison und wenn die Zeit es zulässt… man kennt das ja.
Der FCB muss am Mittwoch auf Schalke bestehen, bevor am nächsten Samstag mit dem FC Luzern gleichzeitig das nächste Spitzenteam wartet, denn die Zentralschweizer überholen mit dem Sieg gegen den FC Aarau am nächsten Tag die Hoppers und belegen aktuell den 2.Rang. Für GC wird es noch interessanter, denn am Sonntag wartet das Derby gegen den verhassten FCZ auf den Rekordmeister.
Fotos: Frank Grunert
> zur turus-Fotostrecke: FC Basel vs. Grasshopper Club Zürich