FC Hansa Rostock vs. VfL Osnabrück: Nachbereitung aus Sicht der Südtribüne

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MB Updated 04 Februar 2014
FC Hansa Rostock vs. VfL Osnabrück: Nachbereitung aus Sicht der Südtribüne

FC HansaNormal war das nicht, was beim Drittligaspiel FC Hansa Rostock gegen VfL Osnabrück passiert ist! Beim Duell der Verfolger flogen zwei Rostocker mit glatt Rot und ein Osnabrücker mit Gelb-Rot vom Platz. Zudem wurden den Gästen zwei Elfmeter zugesprochen. Einer konnte in der dritten Minute verwandelt werden, der zweite wurde in der 23. Minute vom Hansa-Keeper Hahnel gehalten. Kurz nach der Pause musste die Partie sogar für eine knappe Viertelstunde unterbrochen werden. Weshalb, wird im folgenden Bericht genauer erklärt. Folgend ein Rückblick aus Rostocker Sicht: Was sich am 23. Spieltag bei uns im Rostocker Stadion abgespielt hat, haben wahrscheinlich die wenigsten Fans bereits einmal erlebt. Doch trotz der miesen Umstände hat dieses Spiel den Hansa-Fans auch wieder einiges gezeigt und klar werden lassen. Hansa ist nicht nur ein Fußballclub. Der FC Hansa ist eine Lebenseinstellung und „niemals aufgeben“ das Grundprinzip, nach dem jeder lebt, der Hansa in sein Herz geschlossen hat.

Begonnen hatte der Tag eigentlich ganz normal. Ein bisschen später als gewohnt ging es für die aus Thüringen stammenden Hansa-Fans zum Treffpunkt, wo man sich erst einmal von einem Hallenser anpöbeln lassen konnte. Der Rest der Reisegruppe trudelte mit der Zeit auch ein und entspannte vier Stunden später erreichten wir mit fünf Leuten unser Ziel. Noch während die Rostocker Choreo noch im vollen Gange war, bekamen die Gäste aus Osnabrück einen Elfer zugesprochen, der zum 0:1 führte. Daraufhin herrschte völliges Durcheinander. Immer wieder wurde wegen diverser Fouls das Spiel unterbrochen und hier und da gab es auch mal beim ersten Foul eines Spielers gleich die gelbe Karte. Es wurde hektisch und noch in der Anfangsphase kam Hahnel zweimal nur noch gerade so an den Ball.

Bereits in der 23. Minute folgte der zweite Elfmeter, der allerdings pariert und dann von Weidlich endgültig geklärt wurde. Jetzt hofften wohl viele auf den „Hallo-Wach-Effekt“ und es schien auch so, als würde es tatsächlich so kommen. Julian Jakobs macht nach einem richtig starken Zuspiel und klasse Einzelleistung das 1:1 und nicht wenige dachten, dass das vielleicht die Wende sein könnte. Aber jeder, der das dachte, hatte die Rechnung ohne den Schiedsrichter gemacht. 
Pekovic sah plötzlich Rot, wegen einer Geste in Richtung des Linienrichters, die wohl so ziemlich in jedem Spiel mehrfach vorkommt und nicht geahndet wird. Aber bei Hansa ist eben alles ein bisschen anders. Die Osnabrücker beglückwünschten sich zu dieser starken sportlichen Leistung schon mal per Umarmung und Handschlag. Kurz darauf sieht auch noch Schünemann glatt Rot. Es sah von der Südtribüne aus schlimmer aus, als es letztendlich war und war letztendlich maximal eine gelbe Karte wert gewesen.

Nach der Pause ging der ganze "Spaß" munter weiter. Ein Spieler der in orange spielenden Lila-Weißen bekommt plötzlich einen Wutanfall und rennt dabei nicht nur seinen eigenen Mann, sondern auch Tommy Grupe um. Da er in diesem Zustand für sich, seine Mitspieler und alle anderen Personen im Stadion scheinbar eine Gefahr darstellte, ließ der Schiedsrichter das Spiel für zehn Minuten unterbrechen. Der Osnabrücker, der durch die Attacke seines eigenen Mitspielers so schwer verletzt wurde, dass er wie von der Tarantel gestochen durch den halben Strafraum rannte, um dann direkt an der Torlinie liegen zu bleiben und sich dort etwa vier Minuten lang behandeln zu lassen, konnte aber glücklicherweise weiterspielen.

Während der Unterbrechung wurde einiges in Richtung der Gästefans zum Besten gegeben, doch diese starteten einen spontanen Stimmungsboykott, denn außer der Pyroeinlage vor Anpfiff war aus der Südost-Ecke das ganze Spiel über nichts zu vernehmen. Da haben deutlich kleinere Gruppen bereits bessere Auftritte im Rostocker Stadion hingelegt. Außerdem wurde noch einigen Institutionen und Personen ziemlich deutlich gezeigt, was man von ihnen hält.
Als nach etwa 15 Minuten sämtliche Wurfgeschosse – zumeist in Form von bunten Papierkugeln - aus dem Innenraum entfernt wurden, ging das Spiel weiter. Nur noch mal zum Mitmeißeln: Hansa spielte zu jenem Zeitpunkt seit der 41. Minute mit 9 Mann gegen gefühlte 14.
Der Schiedsrichter hatte wohl die Unterbrechung genutzt, um sich seine „Leistung“ der ersten Halbzeit noch einmal zeigen zu lassen. So blieb plötzlich mehrfach die Pfeife stumm oder die Karte unberührt, wo es in der ersten Halbzeit noch gelbe und rote Karten gehagelt hätte.


Osnabrück kam mit der ganzen Situation am wenigsten klar und fand absolut kein Mittel gegen die stark kämpfende und sich immer wieder in die Bälle schmeißende 8-Mann-Abwehr. Zwischendurch immer mal wieder ganz kleine Befreiungsschläge. Wenn da Mendy mal abzieht, Blacha vielleicht den Fuß dazwischen bekommt oder Ioannidis ausnahmsweise egoistisch gewesen wäre und nicht den Pass probiert hätte, wäre da vielleicht noch eine wahre Sensation drin gewesen. Stattdessen wurde dann noch annähernd ein zahlenmäßiger Ausgleich hergestellt, in dem der eingewechselte Testroet auf Osnabrücker Seite auch noch mit Gelb-Rot vom Platz flog. Dieser hatte sich in Rostock nicht wirklich von seiner sympathischen Seite gezeigt. Bei jedem Ball, der ins Aus flog, tanzte er sofort an Hahnel oder den einwerfenden Spielern herum.
Die Ball-Jungen mussten leider kurzfristig in einer anderen Mannschaft aushelfen, so dass Pascal Testroet in seinen paar Minuten Spielzeit wenigstens noch eine sinnvolle Aufgabe übernehmen konnte.


Alles in Allem fühlte sich der Punkt aus Rostocker Sicht an wie ein Sieg. Siege kann man feiern, aber man feiert sie eben anders, wenn man weiß, dass man beschissen wurde.
Vielleicht hat das Ganze ja auch etwas Gutes. Der Mannschaft wurde auf ziemlich brutale Weise gezeigt, wozu sie in der Lage ist. Wenn sich das für die nächsten Spiele im Kopf eingebrannt hat und auch weiter so umgesetzt wird, dann ist das mehr wert als jeder gekaufte Schiedsrichter der Welt!
Ich selbst fand das Spiel gestern aber auch ein Stück weit beeindruckend. Nicht nur wegen der Leistung der Mannschaft zum Ende hin.
Das Bild, wie sich plötzlich nach der Unterbrechung das ganze Stadion (unaufgefordert) erhebt und die Jungs auf dem Platz mit nach vorne schreit, wird sich genauso im Kopf festsetzen, wie der extreme Geräuschpegel in den Situationen, in denen wir mit dem Ball in „Überzahl“ auf dem Weg Richtung gegnerisches Tor waren.

Ich habe Menschen erlebt, die ich sonst als ruhig und besonnen kennengelernt habe, die wohl gestern am liebsten vom Blockeingang aus losgesprungen wären und sich den Schiri oder sonst irgendwen gekrallt hätten, der gerade im Weg rumstand. Leute, die man festhalten musste, damit sie nicht irgendetwas Unüberlegtes tun. Aber das ist eben Hansa und Emotionen gehören eben zu Hansa. Aber genau deswegen liebe ich diesen Verein.
Ich habe aber auch Spieler erlebt, die unseren Sport in den Dreck ziehen. Spieler, die sich nach einer unberechtigten roten Karte noch abklatschen oder umarmen, anstatt sich erst einmal um ihren verletzten Mitspieler zu kümmern. Spieler, die sich mit provozierenden Gesten vor die Tribüne der Heimfans stellen und damit ihren eigenen Mitspieler, der gerade am Boden liegend behandelt wird, in sinnlose Gefahr bringen.
Aber das nur am Rande. Denn Hansa ist das, was für uns zählt. Keine Frage: Wir sehen uns in Unterhaching!

Nochmals der Hinweis: Dieser emotionale Bericht wurde von einer Autorin verfasst, die Hansa-Fans ist. ;-)

Fotos: turus.net-Archivbilder / Michael

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

Artikel wurde veröffentlicht am
03 Februar 2014
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
8.500

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