Keine Choreographien, keine Spruchbänder, keine anderweitigen Fanaktionen – und auch keine Tore. Das Nordostduell zwischen dem 1. FC Union Berlin und der SG Dynamo Dresden bot dieses Mal weniger für das Auge als in den Jahren zuvor. Zwar gab es beim letzten Aufeinandertreffen in der Alten Försterei im April 2013 ebenfalls ein torloses Remis zu sehen, doch dafür sorgten damals beide Fanblöcke für sehenswerte Aktionen. Zu Beginn der Partie zeigte die Waldseite ein rot-weißes Spektakel. Im späteren Verlauf des Spiels legten die Dynamo-Fans nach und hüllten den Gästeblock mit Hilfe einer T-Shirt-Aktion – anlässlich des 60. Geburtstages der Sportgemeinschaft – in die Farben schwarz und gelb. Wiederum ein Jahr zuvor wusste die dynamische Anhängerschaft mit zahlreichen Pudelmützen und hunderten sächsischen Landesflaggen zu überzeugen.
SG Dynamo Dresden holt beim 1. FC Union Berlin überaus verdienten Punkt
Dass es dieses Mal auf der Waldseite keine Choreographie zu sehen geben wird, war jedoch zu erwarten. Die Ereignisse vom Testspiel in Stockholm mussten erst einmal verarbeitet werden. Beim Einlaufen der Mannschaften beließ man es im gesamten Stadion beim Hochhalten der Schals, was jedoch durchaus ein schmuckes Bild abgab. Und auch im Gästeblock wurde allein auf die klassischen Mittel – sprich Gesang, Schlachtrufe, Schals und ein paar Fahnen – gesetzt. Die Betriebstemperatur stieg indes bei weitem nicht so hoch wie in den Jahren zuvor. Ein Hauch von Frühjahrsmüdigkeit hatte sich phasenweise auf beiden Seiten breitgemacht. Insbesondere auf Heimseite kehrte mitunter eine für solch ein Nordostduell ungewöhnliche Ruhe ein. Ein paar Törchen hätten jedoch sicherlich eine extra Portion Adrenalin in die Angelegenheit gebracht. So aber klang aus Sicht der Heimfans das Ganze am Ende eher enttäuschend aus, zumal die Gäste mehr auf ein entscheidendes Tor drängten als die Hausherren.
Dass die einen ganz oben mitspielen und die anderen unten im Abstiegskampf stecken, war am Samstagnachmittag nicht erkennbar. Einen ersichtlichen Leistungsunterschied gab es nicht, im zweiten Spielabschnitt wussten sogar die Jungs von der SG Dynamo mehr zu überzeugen. Tormöglichkeiten gab es genug, mit etwas mehr Glück hätten die Sachsen drei Punkte mitgenommen. Allerdings muss erwähnt werden, dass die erste fette Chance des Spiels auf Seiten der Eisernen zu verbuchen war. Bereits nach weniger als vier Minuten hätte Nemec das 1:0 für Union erzielen können, doch Dynamo-Keeper Scholz verhinderte den frühen Rückstand. Wenig später dann jedoch die erste große Möglichkeit der Gäste. Zuerst fast ein Eigentor von Pfertzel, dann haute Poté den Ball über das Gehäuse.
Sicherlich war diese Partie nicht die schlechteste, aber eben auch nicht das Goldene vom Ei. Die Hausherren ließen Durchsetzungsvermögen vermissen, allein in der Schlussviertelstunde des ersten Spielabschnitts konnte sich Union Vorteile erspielen. Die spannendste Phase des Spiels lag ganz eindeutig zwischen der 60. und 75. Minute. Dynamo machte richtig Dampf und Union-Torwart Haas musste in Kürze gleich dreimal parieren. Zu den Tormöglichkeiten gesellten sich hitzige Duelle, die das Publikum laut werden ließen. Ja, das hatte Spaß gemacht. Leider ebbte das Ganze in der Schlussphase wieder deutlich ab. Allein bei einem Mattuschka-Freistoß wenige Minuten vor Schluss kam auf Heimseite noch einmal Stimmung auf. Am Ende störte manch einen Union-Fan die Tatsache, dass allein die Gäste auf Sieg spielten und noch einmal was probierten.
Auch wenn durchaus mehr drin war, freuten sich Spieler und Fans von Dynamo Dresden nach Abpfiff über den einen Punkt, der im Abstiegskampf schließlich noch goldwert sein kann. Zumindest vorerst verließ Dynamo die Abstiegsränge, zudem darf sich über die Tatsache gefreut werden, dass sich die direkten Konkurrenten VfR Aalen und FC Erzgebirge Aue 2:2 getrennt haben. Legt Dresden am kommenden Samstag beim FSV Frankfurt nach, dürfte ein guter Grundstein für die kommenden Wochen gelegt sein. Und Union? Aufgrund des 2:1-Sieges des 1. FC Kaiserslautern gegen die SpVgg Greuther Fürth haben die Köpenicker einen Punkt zu Rang zwei gut gemacht. Der Abstand beträgt nun drei Punkte.
Wo die Reise hingeht, wird sich in den kommenden Spielen zeigen. Nach dem Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf, empfangen die Eisernen den FSV Frankfurt. Und ja, gewinnen der Karlsruher SC und der FC St. Pauli an diesem Sonntag ihre Spiele, wird es oben in der 2. Bundesliga richtig eng. Für spannende Spieltage sind gesorgt. Außer Köln (ganz oben) und Energie Cottbus (ganz unten) gilt wohl derzeit: Jeder kann jeden schlagen. Interessante Tatsache: Der Tabellenzweite aus Fürth hat bisher mehr Niederlagen kassiert (sieben an der Zahl) als der Tabellenfünfzehnte aus Dresden (nur sechs).
Fotos: Marco Bertram
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