Gleich vorweg: Nein, es brannten im Gästeblock keine zuvor gezogenen Rostocker Fahnen und Banner. Und nein, dem FC Hansa gelang auf dem grünen Rasen keine Revanche für die 0:2-Niederlage im Hinspiel. Auch am Samstagnachmittag konnte gegen die Zebras der Ball nicht eingelocht werden. Wieder einmal fehlte im heimischen Stadion in der Offensive die Durchschlagskraft, wenn gleich ein paar Möglichkeiten für eigene Treffer durchaus bestanden. Doch alles der Reihe nach. Die große Frage, die zahlreiche Fans im Vorfeld der Partie beschäftigte: Würde es von Duisburger Seite aus eine Racheaktion für das verbrannte Inferno-Banner beim Hinspiel geben? Die meisten Rostocker vermuteten, dass die älteren schlagkräftigen Duisburger der 90er-Jahre-Generation dem Spiel eher fernbleiben würden, doch manch einer hielt es für möglich, dass es eine Aktion geben könnte. Kaffee und Kuchen würden bereit stehen.
FC Hansa Rostock vs. MSV Duisburg: Keine Revanche auf Rasen und Rängen
HotGerade einmal 250 Duisburger Fans (Kohorte & Co sowie einige ältere Allesfahrer) hatten sich im Rostocker Stadion eingefunden. Allerdings wussten diese durchaus zu überzeugen. Sie stellten sich in den oberen Bereich des Gästeblocks und nutzten die Nähe zum Dach, um einen dauerhaften Support hinzulegen. Auf Heimseite war indes zu spüren, dass es zuletzt bei Heimspielen nicht allzu gut lief. 1:2 gegen den Chemnitzer FC, 0:1 beim Spitzenspiel gegen Darmstadt 98. Sportlich wusste der FC Hansa nicht zu überzeugen. Kurioserweise wurden auswärts (unter anderen 1:0 bei Borussia Dortmund II) mehr Punkte geholt als in der heimischen Arena. So war auf der Südtribüne bei den Suptras die Stimmung bei weitem nicht so brachial wie gegen Darmstadt. Allerdings wurde bei jenem Spiel auch ein Vorsänger der Ultras verabschiedet.
Schlecht war die Stimmung auch gegen Duisburg nicht. Dafür, dass sich nur 7.800 Zuschauer auf den Rängen eingefunden hatten, war die Atmosphäre nicht übel. Gezeigt wurde auf der Süd bei Spielbeginn ein Spruchband mit der Aufschrift „Heinz Gast – einmal Hansa, immer Hansa. Hansa for ever“. Der 66-jährige schwer erkrankte Hansa-Fan hatte vor wenigen Tagen Abschied von seinem geliebten Ostseestadion genommen. Von den Niederlanden aus wurde er, der bereits zu Empor-Zeiten mit seinem Vater die Mannschaft unterstützte, auf dem Krankenbett zur Spielstätte gebracht. Ein weiteres Spruchband wurde von der Rostocker Anhängerschaft in der zweiten Halbzeit präsentiert: „In Neustrelitz gibt´s nur einen Verein -> F.C. Neustrelitz. Fußball hinter Gittern, das ganze Land soll zittern.“ Hierbei geht es um eine JVA-Mannschaft, die in der Kreisklasse Ost antreten soll. Mitte März hatten die Hansa-Profis den JVA-Insassen einen Besuch abgestattet, zudem kommt die Fanbetreuung im Rahmen des Projektes „Hansa Rostock und ich“ einmal im Monat vorbei, um einen Präventionskurs durchzuführen. Und selbstverständlich ließ man beim Spruchband auch die Abneigung gegenüber der TSG Neustrelitz durchgucken. Mit Argwohn blicken viele Hansa-Fans nach Neustrelitz, wo die TSG drauf und dran ist, möglicherweise in die 3. Liga aufzusteigen. Eine neue Kraft in Mecklenburg-Vorpommern? Viele Rostocker sind skeptisch, weil scheinbar mit viel Geld das Projekt Profifußball in Neustrelitz gestemmt wird, während beim FC Hansa die finanzielle Situation immer noch mehr als bedenklich ist.
Im Gästeblock gab es indes keine Spruchbänder zu sehen. Keine Provokationen, keine Pyrotechnik. Nur ab und an ein lautes „Scheiß Hansa Rostock!“. Auf der Südtribüne schien man überhaupt keine Notiz von den Duisburgern zu nehmen. Kaum einer warf einen Blick in Richtung MSV-Fans. Die Aufmerksamkeit galt allein dem Spielgeschehen. Zwar ist der Aufstiegszug bereits abgefahren, doch soll Rang vier unbedingt gehalten werden. Der Grund: Dieser berechtigt zur Teilnahme am DFB-Pokal. Und wenn man bedenkt, was beim letzten Landespokalfinale passiert ist (0:3 gegen Neustrelitz), so kann eine direkte Qualifikation durchaus nützlich sein. Zumal die Startprämie wirklich gut gebraucht werden kann. Also her mit den Punkten gegen Duisburg! Leichter gesagt, als getan. Der MSV trat von Beginn an selbstbewusst auf und kontrollierte phasenweise die Partie. Die erste Chance der Zebras hatte Wegkamp bereits in der vierten Minute. Sieben Minute später dann die Duisburger Führung. Gardawski zirkelte den Ball links rein, Hansa-Keeper Hahnel schien auf dem falschen Fuß und konnte – genauso wie die Abwehr – nur zuschauen. 1:0 für den MSV. Party im Gästeblock. Die Südtribüne tat indes ihr bestes, doch die Rostocker Mannschaft zeigte bis zum Pausentee eine schwache Vorstellung. Gut und gern hätten die Gäste nach einer halben Stunde auf 2:0 erhöhen können.
Etwas mehr Fahrt nahm Hansa in der zweiten Spielhälfte auf. Richtig spannend wurde es in den letzten 20 Minuten, als Hansa zu richtig guten Möglichkeiten kam. So hatte Jakobs aus kurzer Distanz den Ausgleich auf den Fuß, doch MSV-Keeper Lenz konnte mit dem Fuß abwehren. In der 83. Minute war es der eingewechselte Ioannidis, der das 1:1 hätte machen können, ja müssen. In der 88. Minute dann wieder Jakobs mit einer fetten Chance. Der Ball landete am Außennetz. Es war zum Mäusemelken, zumindest aus Rostocker Sicht. Der Ball wollte einfach nicht rein, zudem war Lenz in guter Form und verhinderte in der Nachspielzeit nochmals den Ausgleich, als er einen Schuss von Haas abwehrte. Unmittelbar vor Abpfiff hatte der Duisburger Onuegbu das 2:0 auf den Fuß, doch freistehend schoss er den Rostocker Torwart an. Am Ende blieb es beim 1:0 für den MSV, das die Gästefans zu feiern wussten.
Und sonst? Auf den Rängen blieb es ruhig. Zwischenzeitlich hatte ein Duisburger Fans sein Fernglas ausgepackt und die Suptras auf der nebenan befindlichen Südtribüne beobachtet. Zu vermelden gab es nichts. Aufmerksam waren zudem die Ordner, die genau beobachteten, was sich bei der Duisburger Anhängerschaft so tat. Mit Oberkörper frei wurde der Auswärtserfolg gefeiert. Zögerlich wirkte die MSV-Mannschaft, die nach Spielende nur aus der Ferne ihren Fans zuwinkte. Rang vier ist auch für den Meidericher SV wieder in Sichtweite. Der Abstand zum SV Wehen Wiesbaden beträgt vier Punkte. Am nächsten Spieltag – bereits unter der Woche – empfängt der MSV den SV Elversberg. Ebenfalls mit Saarländern hat es der FC Hansa zu tun, der am Dienstag beim Schlusslicht 1. FC Saarbrücken antreten muss. Das dürften drei Punkte werden, denn in der Auswärtstabelle belegt Hansa den dritten Platz. Immerhin sieben Siege konnten auswärts bereits eingefahren werden. In der Heimtabelle ist Hansa dagegen auf Rang 17 zu finden. Wirklich erstaunlich bei solch einem prall gefüllten Fanblock, der die Mannschaft nach vorn peitscht.
Fotos: Marco Bertram (oberes Foto: Graffiti am Fanhaus des F.C. Hansa)
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Benutzer-Kommentare
Ist der Satz wirklich ernst gemeint ?
Hansa hat seit Jahren einen Etat um die 10 Millionen (http://www.nnn.de/sport/lokaler-sport/sport-in-rostock/hansa-plant-mit-10-4-millionen-euro-id5844891.html), und lag damit 2012 sogar "mit großem Abstand" auf Platz 1 (http://www.liga3-online.de/etat-tabelle-hansa-rostock-vor-arminia-bielefeld/). Die TSG plant nächstes Jahr mit einem gesamtetat von 2 Millionen.
Beide werden möglicherweise in derselben Liga spielen.