Die Party kann beginnen! Die Urlaubstage können geplant, die jeweiligen Kracher im Kalender fett markiert werden. Der Drittliga-Spielplan für 2015/16 wurde heute veröffentlicht, die Eckdaten stehen im Groben fest. Besonders im Nordosten des Landes sind tausende Fußballfreunde extrem heiß auf die anstehende Spielzeit. Während sich die NRW-Vereine aus der 3. Liga inzwischen fast komplett verabschiedet haben - nach dem Abstieg von Borussia Dortmund II und des Aufstiegs von Arminia Bielefeld und des MSV Duisburg sind nur noch der SC Fortuna Köln und der SC Preußen Münster am Start - ist der Fußballosten in der kommenden Saison massiv vertreten. Mit dabei sind sämtliche Nordost-Vertreter aus der vergangenen Spielzeit, hinzugekommen sind von oben und unten der FC Erzgebirge Aue und der 1. FC Magdeburg. „Die knackigste, brisanteste (Ultra-)Liga aller Zeiten“ titelten wir im Mai 2011, als feststand, wer alles in der Zweitligasaison 2011/12 mit dabei sein würde. Mit Eintracht Frankfurt, Hansa Rostock, Dynamo Dresden, Alemannia Aachen und Eintracht Braunschweig versprach es damals fantechnisch extrem heiß zu werden. Zuschauerrekorde wurden prognostiziert. Allerdings könnte die kommende Saison der 3. Liga das Ganze noch einmal toppen. Die damalige Überschrift dürfte gut und gern noch einmal verwendet werden, wenn gleich der Fokus ganz klar auf dem Osten liegt.
3. Liga Spielplan steht: Wann steigen in Magdeburg, Rostock und Dresden die Ost-Klassiker?
HotSage und schreibe acht Vereine sind 2015/16 aus der Region Nordost dabei - allesamt wissen eine beachtliche Fanszene hinter sich. Ein Fußballzwerg ist ganz gewiss nicht unter den acht Vertretern. Während der Ostfußball in der 1. und 2. Bundesliga ein echtes Trauerspiel ist, dominiert er ab nun den Drittligafußball. Allein der 1. FC Union Berlin hält als echter Ostverein oberhalb der 3. Liga das Fähnchen hoch. Der Erstligist Hertha BSC kann mit seinen Westberliner Wurzeln wohl kaum als Ostverein bezeichnet werden und RasenBallsport Leipzig mag überall seine geschäftlichen Wurzeln haben, nur nicht in der Messestadt Leipzig. Wenn gleich die Mannschaft mit den Bullen auf der Brust dort seit 2009 aufläuft und inzwischen ein recht beachtliches Publikum anziehen vermag.
Der Clou des Ganzen: Sämtliche acht Nordost-Vertreter, die 2015/16 für volle Stadion sorgen werden, waren auch in der letzten echten DDR-Oberliga-Saison 1989/90 dabei. Damals wurde die SG Dynamo Dresden Meister und der FC Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitzer FC) belegte am Ende Rang zwei. Gemeinsam mit dem 1. FC Magdeburg, der die damalige Saison mit dem dritten Platz abschloss, startete der FC Karl-Marx-Stadt im UEFA-Cup. In der ersten Runde trafen die Himmelblauen auf Borussia Dortmund (0:2 und 0:2). Apropos: Diese Sache kann in der kommenden ersten Runde des DFB-Pokals geradegebogen werden. Die „Größten der Welt“ hatten es indes mit dem finnischen Verein Rovaniemi PS zu tun. Die Reise führte ganz weit in den Norden - und genau dort in Lappland erzielte Heiko Laeßig den letzten Magdeburger Treffer im Europapokal. 13 mitgereiste FCM-Fans feierten dieses Tor und den Einzug in die zweite Runde. 600 waren es indes beim Auftritt in Bordeaux, doch blau-weiße Treffer wollten nicht mehr fallen. Nach einem weiteren Jahr in der DDR-Oberliga, aus der im Oktober 1990 die NOFV-Oberliga wurde, stürzte der 1. FC Magdeburg in den Amateurbereich ab und kam aus diesem sage und schreibe 24 Jahre lang nicht mehr heraus.
Nicht ohne Grund nennt man sich dort „Generation Amateurfußball“, jedoch darf diese Titel nun abgelegt werden. Mit Bravour wurden die Magdeburger Meister der Regionalliga Nordost und setzten sich in der arg umstrittenen Aufstiegsrunde gegen Kickers Offenbach erstaunlich souverän durch. Selbst die ärgsten Feinde aus Dresden hatten dem 1. FCM in Sachen Aufstieg die Daumen gedrückt. Groß ist die Vorfreude auf erneute Aufeinandertreffen. Im Prinzip hatte fast der gesamte Fußballosten mit den Magdeburgern mitgefiebert, nur beim Rivalen Hallescher FC dürfte sich die Freude in Grenzen halten. Schließlich gab es erst kürzlich ein Duell im Landespokal und der Hunger auf weitere Duelle ist nicht allzu groß. Schließlich sind auch die Regionalliga-Duelle noch nicht allzu lange her. Worauf die jeweiligen Fanszenen besonders heiß sind, ist das Aufeinandertreffen des 1. FC Magdeburg und des F.C. Hansa Rostock.
Das hat zwei Gründe. Zum einen sind sich beide Vereine seit 1991 nicht mehr begegnet (der F.C. Hansa war seit der Wende stets im Profifußball unterwegs), zum anderen gelten die beiden Fanszenen derzeit (neben der SG Dynamo) als die knackigsten der Region Nordost, was Größe, Kreativität und Reisefreudigkeit betrifft. Ganz klar muss sich die Magdeburger Fanszene in der 3. Liga erst noch behaupten, doch bereits die Pokalspiele gegen den FC Augsburg und vor allen Dingen gegen Bayer 04 Leverkusen ließen erkennen: Daheim kann der Block U bereits erstklassigen Support leisten und muss sich selbst bei aufwändigen Choreographien hinter niemanden verstecken. Und auch beim Ligaspiel gegen den BFC Dynamo und beim Landespokalhalbfinale gegen den Halleschen FC wurde mehr als deutlich: Der 1. FC Magdeburg wird ein absolute Bereicherung der Drittligalandschaft!
Ganz klar, ein Abstieg ist niemals eine schöne Angelegenheit, doch beim Abstieg des FC Erzgebirge Aue gab es lachende und weinende Augen. Was will man (von den finanziellen Gesichtspunkten mal abgesehen) in der zweiten Bundesliga kicken, wenn in der 3. Liga Ost-Kracher en masse auf einen warten?! Der Kraftklub ist wahnsinnig heiß auf die Jungs aus dem Schacht. So würden es wohl die Macher des Chemnitzer Heftchens „Der kleine Zeitvertreib“ formulieren. Erzgebirge Aue gegen Chemnitzer FC. Im Ligabetrieb gab es diese Begegnung seit dem 12. April 2003 nicht mehr. Damals zerlegten die Veilchen die Himmelblauen in der Regionalliga Nord vor knapp 10.000 Zuschauern auf dem Platz mit 3:0. Höchste Zeit für eine Revanche. Der Kessel werde brennen, ist zu vernehmen. Es könnte die Saison mit den meisten Stadionverboten werden, vermuten nicht wenige aus der Szene.
Nicht nur in Aue und Chemnitz. In vielen Partien stecke einfach massig Brisanz drin. Wenn es mitunter noch um Auf- und Abstieg geht, könnte es im Osten extrem hitzig werden. Fehlen eigentlich nur noch der 1. FC Union Berlin, der BFC Dynamo, der 1. FC Lokomotive Leipzig und die BSG Chemie Leipzig, um die Ost-Liga wirklich komplett zu machen. Und in der Tat rückt ein möglicher Aufstieg der Hohenschönhausener immer näher. Es wird aufgerüstet. Genauso wie beim Stadtrivalen in Berlin-Köpenick. Doch dort möchte man die 2. Bundesliga in absehbarer Zeit verlassen - und zwar nach oben.
Zurück zum Spielplan der 3. Liga. Das Warten hat ein Ende, am heutigen Nachmittag wurden die Spieltage der Saison 2015/16 vom DFB vorgestellt. Genaue Ansetzungstermine gibt es noch nicht, doch eine Sache steht bereits fest: Am Freitag, den 24. Juli 2015, wird die Partie 1. FC Magdeburg vs. FC Rot-Weiß Erfurt den Auftakt der mit Spannung erwarteten Spielzeit bilden. Um 20:30 Uhr ist Anpfiff und nicht nur im Fußballosten wird man mit Neugier die Augen in Richtung Bördestadt richten. Der 1. Spieltag hält sogleich noch ein Ost-Duell bereit. Wie sollte es bei dieser Anzahl an Ost-Vertretern auch anders sein? Im Stadion der Freundschaft kommt es zum Aufeinandertreffen des FC Energie Cottbus und des Halleschen FC. Nachdem am 2. Spieltag der Chemnitzer FC den F.C. Hansa Rostock empfangen hat, steigt bereits am 3. Spieltag das Hass-Duell 1. FC Magdeburg vs. Hallscher FC. Am gleichen Spieltag treffen Dynamo Dresden und Rot-Weiß Erfurt sowie Energie Cottbus und der Chemnitzer FC aufeinander.
Um sämtliche Ost-Duelle aufzulisten, müsste der Artikel wohl dreimal so lang werden. Deshalb wird sich an dieser Stelle auf die absoluten Knaller beschränkt. Fett markieren darf man sich den 10. Spieltag (leider unter der Woche am 23. September), wenn der F.C. Hansa Rostock den 1. FC Magdeburg empfangen wird. Nur zwei Spieltage später (um den 03. Oktober herum) kommt es im Ostseestadion zum nächsten brisanten Duell. Zu Gast ist dann die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden. Ebenfalls interessant dürfte sicherlich am 13. Spieltag der Magdeburger Auftritt im Erzgebirge sein. Zuletzt durften Aue und Magdeburg in der Regionalliga-Saison 2001/02 die Kräfte messen. Großalarm dürfte Ende Oktober 2015 herrschen, wenn Magdeburg am 15. Spieltag nach Dresden reisen wird.
Und wie bereits erwähnt dürfte das Wiedersehen zwischen Chemnitz und Aue nicht minder brisant werden. Dieses Duell wurde auf 16. Spieltag (07. November) gelegt. Kaum zur Ruhe gekommen, hat am 17. Spieltag der FC Erzgebirge die SG Dynamo Dresden zu Gast. Die große Frage lautet: Gibt es am Ende der Saison wieder einen ähnlichen Knaller wie zuletzt das Aufeinandertreffen von Dresden und Rostock? Ja, auch dieses Mal hält der Spielplan was hübsches bereit. Nachdem es am 19. Spieltag zum Duell Hallescher FC vs. F.C. Hansa Rostock kam, empfängt der F.C. Hansa folgerichtig am letzten Spieltag den HFC daheim im Ostseestadion.
Berechtigterweise darf die Frage gestellt werden: Gibt es in der 3. Liga auch noch etwas anderes als brisanten Ostfußball? Um ehrlich zu sein: Zieht man die U23-Team des SV Werder Bremen, des VfB Stuttgart und des 1. FSV Mainz 05 sowie die eher kleineren Vereine SG Sonnenhof Großaspach, VfR Aalen, SC Fortuna Köln und SV Wehen Wiesbaden ab (was nicht heißen soll, das eine Auswärtssause nach Großaspach und ins Kölner Südstadion keine Freude bereiten kann), so bleibt nicht mehr allzu viel übrig. Von Hause aus für Brisanz ist beim Duell VfL Osnabrück vs. SC Preußen Münster gesorgt, und diese beiden Vereine treffen am 10. Spieltag (23. September 2015) aufeinander. Das Rückspiel wird um den 05. März 2016 herum ausgetragen. Nicht zu vergessen: Als durchaus interessantes Ziel einer Auswärtstour werden vor allem in Chemnitz, Erfurt und Aue auch die Würzburger Kickers angegeben. Ein Old-School-Stadion, eine beachtliche Fanszene und eine gute Anbindung. Von Erfurt aus sind es gerade einmal 193 Straßenkilometer, von Aue im Erzgebirge knapp 281 Straßenkilometer. Zum Vergleich: Nach Kiel müssen die Fans des FC Erzgebirge 625 Kilometer zurücklegen.
Also dann: Auf in die vielleicht (fantechnisch) interessanteste Liga aller Zeiten! ;-)
Fotos: Marco Bertram, Arne Amberg, Felix, Marcus Hengst
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