Dresden gegen Erfurt. Ein Duell, das es seit 1950 gibt. Damals traten die Vorgängervereine im Stadion im Ostragehege noch als SV Deutsche Volkspolizei Dresden und Betriebssportgemeinschaft Turbine Erfurt gegeneinander an. Das erste Duell konnte Dresden am 24. September 1950 mit 1:0 für sich entscheiden. Günter Schröter, 1954 mit nach Ost-Berlin (SC Dynamo Berlin) delegiert, erzielte damals den Treffer des Tages. Nach den ersten Aufeinandertreffen von 1950 bis 1954 gab es eine längere Pause - die SG Dynamo Dresden rutschte zwischenzeitlich bis in die damalige Bezirksliga ab - gab es in der DDR-Oberliga-Saison 1962/63 ein Wiedersehen zwischen der SG Dynamo Dresden und dem SC Turbine Erfurt. Nachdem die Erfurter Fußballmannschaft am 26. Januar 1966 - wie viele andere in der DDR - aus dem Sportclub ausgegliedert wurden, erhielt der Verein den Namen, den er bis heute trägt: FC Rot-Weiß Erfurt. Bis 1990 folgten zahlreiche DDR-Oberliga-Duelle vor stets großer Kulisse. Die bessere Bilanz hat ganz klar die Sportgemeinschaft aus Elbflorenz aufzuweisen.
SG Dynamo Dresden vs. FC Rot-Weiß Erfurt: Fußball erster Güte in der 3. Liga
Nach dem Fall der Mauer und der Deutschen Einheit begegneten sich die beiden Kontrahenten in der Regionalliga, der 3. Liga und in der Saison 2004/05 auch in der 2. Bundesliga. Interessant: Konnte die SG Dynamo zu DDR-Zeiten meist daheim im Rudolf-Harbig-Stadion / Dynamo-Stadion gewinnen (mitunter sogar 7:2 wie im Herbst 1972), war der FC Rot-Weiß Erfurt in jüngerer Vergangenheit ein unbequemer Gegner. Die letzten vier Aufeinandertreffen in Dresden und Erfurt konnte allesamt der FC Rot-Weiß für sich entscheiden. Zuletzt gelang den Schwarz-Gelben am 20. Februar 2010 in Dresden ein 1:0.Sieg. Der Treffer des Tages, erzielt von Tore Gundersen (nur eine Saison bei der SG Dynamo unter Vertrag), fiel in der 89. Spielminute!
Wie 2010 - dieses Mal allerdings vor weitaus größerer Kulisse - fielen die entscheidenden Treffer auch in der Schlussphase der Partie. Es wurde eine Partie, die hielt, was sie verspricht. Volle Ränge. Stimmung in den beiden Fanblöcken. Spannendes Spielgeschehen auf dem Rasen. Rock´n Roll in der 3. Liga! An welchen ostdeutschen Stammtischen wird beim Frischgezapften noch über die Bundesliga gesprochen, wenn die 3. Liga alles bietet, was das Herz begehrt?! Nur am Rande: Am Sonntag geht es mit dem Klassiker 1. FC Magdeburg vs. Hallescher FC weiter. Selbstverständlich in einem ausverkauften Stadion, die Tickets gingen weg wie warme Knüppel und Semmeln beim Ostbäcker um die Ecke. Wer nicht schaffte, sich eine Eintrittskarte zu besorgen, muss sich umhorchen, ob es irgendwo Bückware gibt.
Mal gleich eine Ansage machte Rot-Weiß Erfurt beim gestrigen Spiel. Nach zwei Minuten versuchte Laurito nach einem Freistoß mit dem Kopf einzulochen, doch der Ball ging knapp am Gehäuse vorbei. In der 17. Minute war es auf der Gegenseite Tekerci, der nach Kopfballvorlage aus spitzem Winkel die Querlatte traf. Nach 30 Minuten verhinderte wieder das Aluminium die 1:0-Führung der SG Dynamo. Nachdem die Erfurter kurz zuvor einen Freistoß knapp neben den Kasten setzten, probierte es Dynamo-Spieler Hartmann mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze. Der Ball traf den rechten Außenpfosten und landete im Aus. Es blieb beim 0:0 zum Pausentee.
Die Kracher gab es dann in der zweiten Halbzeit zu bewundern. Die 48. Minute: Lambertz passte prima in den freien Raum, Testroet schnappte sich das Spielgerät und lochte platziert ein. 1:0 für Dresden! Das konnte sich sehen lassen. Den absoluten Megakracher lieferte jedoch an diesem Abend Carsten Kammlott. Nach einer Hereingabe von Odak von der rechten Seite, haute Kammlott das Leder mit der Hacke in den Kasten! Total irre! Ein Treffer, den man sich in der Wiederholung wieder und immer wieder anschauen kann. Nicht nur irgendwie reingeschoben, nein, im Fritz-Walter-Stil mit voller Wucht reingehauen! Logisch, dass nun im Gästeblock die Post abging. Ausgleich in Dresden - und das in dieser Art und Weise!
So schön das Erfurter Tor in der 67. Minute auch war, es wurde ein erfolgreicher Tag für die SG Dynamo Dresden. In der 87. Minute wurde von hinten in aller Ruhe aufgebaut, blitzschnell wurde dann die Abwehrkette (Dank eines Abprallers) überrumpelt, frei vor dem Tor haute Aosman den Ball unter die Latte. Auch dieser Treffer war keineswegs aus der 0815-Kategorie. Jubel auf den Rängen, 2:1 für den Gastgeber. Noch war nicht Schluss. Zwei Minuten später fast der Erfurter Ausgleich. Nachdem die Dresdener Abwehr den Ball nicht wegbekam und sich Erfurt energisch festbiss, versuchte es im Getümmel einfach mal Eichmeier. Sein leicht abgefälschter Schuss prallte an den rechten Innenpfosten, landete wieder im Torraum und konnte dort weggeschlagen werden.
Nachdem im direkten Gegenzug fast das 3:1 für Dresden fiel, klingelte es - nachdem Erfurt alles auf eine Karte setzte - noch einmal in der dritten Minute der Nachspielzeit. Der Torschütze zum 3:1: Justin Eilers. Der K-Block brodelte. Und noch war nicht Schluss. Nach Abpfiff wurde dort eine große Pyro-Show gezeigt. Oberhalb der brennenden Bengalen wurde die weinrote Blockfahne mit der geschwungenen Aufschrift „Sportgemeinschaft Dynamo Dresden“ präsentiert.
Fotos: Arne Amberg