Es war angerichtet: Die Litfaßsäule vor dem Gästeblock erstrahlte mit blau-weißer Werbung für den Energy-Drink des Trikotsponsors des VfL Bochum, vor der Ostkurve gab es (mechanisches) Bullenreiten, bei dem sich das eine oder andere gequetscht werden konnte, und die Spielankündigungsschilder an der Castroperstraße, die einige Bochumer Fans in den Tagen vor den Match kreativ umgestaltet haben (von Rasenball in "Rattenball" und "Ra$€enball"), kündigten nun auf das anstehende Pokalspiel gegen Kaiserslautern an.
VfL Bochum vs. Leipzig: Zufallstreffer im und Scharmützel nach dem Spiel
Der Tabellenführer und Traditionsverein VfL Bochum empfing das ambitionierte Produkt aus der Messestadt RasenBallsport Leipzig. In der vergangenen Saison gingen alle Punkte an die Brause-Vertreter, aber unter anderen Vorzeichen: Während der VfL im April diesen Jahres gerade im sicheren Tabellenmittelfeld angekommen war, hatten die "Bullen" noch Chancen auf einen Aufstiegsplatz und siegten in Bochum mit 2:1. Am Ende vergeigten sie aber alle Chancen auf Liga eins und traten nun heute erneut an der Castroper Straße an.
Im Gegensatz zum April haben die Rasenballer die Anzahl ihrer Auswärtsfans immerhin nahezu verdoppelt. Knapp 900 standen heute im Gästeblock und ließen die Schmähgesänge und Spruchbänder der Bochumer Fans ("Einst Malochersport, nun Traditionen sterben, weil Penner wie RB für Dosen werben" / "Tradition verbindet, was verbindet Euch" / "Peschke, Dose auf Dose klappert") über sich ergehen und konterten: So zeigten sie vor dem Spiel nicht nur den Mittelfinger (siehe Fotostrecke), sondern in der zweiten Hälfte ein Spruchband (in Anspielung auf die kreativ umgestalteten Spielankündigungsschilder) mit dem Wortlaut: "Auch wir Ratten kommen mal ins dreckigste Loch".
20.704 Zuschauer kamen ins Ruhrstadion und sahen ein eher ausgeglichenes Spiel bei hohem Tempo auf beiden Seiten. Beste Chancen hatten die Leipziger, aber Bochums Torhüter Andreas Luthe hielt den Kasten weitgehend sauber, bis zur 65. Spielminute. Das Spiel plätscherte einem 0:0 Endstand entgegen, als dem Leipziger Marcel Sabitzer eine Flanke misslang und diese anstatt beim Mitspieler im Tor landete. Bochum versuchte nun schnell den Ausgleich zu erzielen. Die Angriffsphase wurde kurioserweise durch den Schiedsrichter Benjamin Brand gestoppt, der sich eine Oberschenkelverletzung zuzog und unter den Augen des ehemaligen FIFA-Schiedsrichters Hellmut Krug gegen den Linienrichter Steffen Mix ersetzt wurde. Die Bochumer Zuschauer ganz froh über den Tausch ("Ohne Schiri habt ihr keine Chance), hatte doch Brand aus ihrer Sicht nicht immer das glückliche Händchen, hofften nun auf einen letzten Schwung. Vergebens. Trotz der Offensivbemühungen, gingen die Leipziger als Sieger vom Feld und rücken an die Klubs an der Spitze heran. Nächste Woche spielen die Bochumer beim FSV Frankfurt. Leipzig erwartet Fortuna Düsseldorf.
Schluss war indes noch nicht. Das Nachspiel fand vor dem Gästeblock und auf dem Stadionring statt. Wie schon im April versuchten einige hundert Bochumer Fans zu den Gästefans zu gelangen. Anders als im Frühjahr, als sich das "Belagern" des Gästeblocks lange hinzog, war die Polizei diesmal auf Zack und hatte entsprechend Gästeausgang und Castroperstraße, von der die meisten VfL Anhänger strömten, abgeriegelt. Trotzdem kam es direkt am Gäste-Ausgang kurz zu kleineren Handgemengen zwischen den Anhängern und der Polizei, bevor die Bochumer Fans den direkten Kontakt mit den Gästen über den Stadionring und die Busparkplätze suchten, zu den die Leipziger Fans mit Polizeieskorte gebracht wurden. Die Polizei verhinderte aber - und das keinesfalls zimperlich (mit Faustschlägen, Schlagstock und Pfefferspray) - ein Durchkommen. Nachdem die Leipziger Fans abgereist waren, beruhigte sich die Lage im Stadionumfeld.
- Vonovia Ruhrstadion