Revierderby zum Jahresausklang an der Wedau - das wollten sich am gestrigen Sonntag 22.351 Zuschauer (3.500 Gästefans) nicht entgehen lassen und hätten die Spieler auf dem Rasen soviel Einsatz gezeigt wie die Fans auf den Rängen, dann wäre der Frustgrad bei den aktiven Duisburger Fans am Ende vielleicht auch nicht in so in die Höhe geschnellt, so dass er sich in Faustkämpfen im und ausserhalb des Stadions entladen hätte müssen. Aber der Reihe nach.
MSV vs. VfL: Bochum erleuchtet den Advent, Duisburg wenig besinnlich
Die Stadiontore waren noch nicht geöffnet, da erreichte der Entlastungszug mit etwa 800 Bochumer Fans den Bahnhof Duisburg-Schlenk. In bester Laune, Dank aktueller sportlicher Lage im Gegensatz zu den vergangenen Spielzeiten, wollten die Bochumer das Jahr für sich und ihr Team spektakulär ausklingen lassen. Der Gästeblock sollte durchgehend in der Farbe Blau erstrahlen. Entsprechend hatte die aktive Szene blaue Plastik-Regenponchos verteilt in denen die Fans stimmungsvoll nun zum Stadion zogen. Dem einheitlichen Block-Bild machten aber die Sicherheitskräfte einen Strich durch die Rechnung. Alle Fans mussten sich am Zugang zum Stadion der Capes entledigen, warum auch immer. Denn eigentlich sollte es sich auch bis Duisburg herumgesprochen haben, dass sich die einfarbigen Ponchos längst als Fankultur-Stilmittel für Choreos etabliert (siehe Magdeburgs Jubiläumsspiel) haben. Wenn die Sicherheitskräfte damit das Einschmuggeln von Pyrotechnik verhindert wollten, na dann hat das nicht so ganz funktioniert: So hatten es einige Bochum Fans geschafft doch Ponchos ins Stadion zu bringen und gaben mit diesen der vor dem Spiel gezündeten rauchigen (und sehr stinkigen) Pyroshow aus Bengalos und Rauchfackeln ein farbiges Bild. Fackeln zu werfen ist aber bekanntlich ein wenig zuviel des Guten.
Auf Pyrotechnik ist man man bei Klubverantwortlichen ja aufgrund der Verbandsstrafen nie gut zu sprechen, in Duisburg geht man nun aber einen Weg, den andere Klubs auch schon wählten, um sich dem "Problem" zu entledigen. Nachdem beim Auswärtsspiel des MSV in Kaiserslautern ein paar Fans zündelten rief der Verein seine Fans dazu auf die "Pyro Täter" zu verraten, da der DFB entsprechend eine Identifizierung fordert. MSV Duisburg Geschäftsführer Bernd Maas formulierte die Pyroaktion mit den folgenden ironischen Worten: "Ich freue mich schon auf die unvermeidliche Strafe für den MSV [...] Bengalos abbrennen ist wirklich toll. Und vollkommen ungefährlich. Sowas machen nur echte Männer. Damit unterstützt ihr eure Zebras unheimlich." Dicke Luft zwischen Klub und aktiver Fanszene, um so bemerkenswerter dass die Fans - wie schon oft in dieser Saison - eine große Choreo auf dem Unterrang der Nordkurve bestehend aus Doppelhaltern mit geformten roten Herzen und dem MSV-Wappen unter dem Schriftzug "In meinem Herzen regiert allein der Meidericher Spielverein" zeigten. Also alles wieder gut? Mitnichten: Während des ganzen Spiels hing eine Zaunfahne mit dem Wortlaut "Noch son Spruch ... Spielabbruch" hinter dem Tor und die Duisburger Anhänger zeigten ihren Unmut in Spruchbändern, beginnend direkt nach der Choreo mit "Erstellt von denen, die ihr sucht" über "Gestern noch 'Gänsehaut', Heute 'Täter' MSV Ihr Verräter!" bis hin zu "18 Spiele - 11 Punkte - 18. Platz / Das Problem heißt Pyrotechnik".
Eine besinnliche Vorweihnachtszeit sieht anders aus bei den Zebras. Aus der angedeuteten sportlichen Situation konnten die Duisburger gestern immerhin einen Punkt Hoffnungsschimmer mitnehmen - auch wenn vielleicht bei der einen oder anderen Chance mehr drin war. In der 27. Spielminute versuchte sich der Duisburger Janjic mit einem Freistoß, den der Bochumer Riemann parierte und auch in der zweiten Hälfte zeigten sich die Zebras vor allem zum Ende des Spiels in guten Aktionen. Die größte Bochumer Chance hatte Mlapa, als er vor Duisburgs Torwart alleine auftauchte, den Ball aber nicht unterbrachte. Gerade ins DFB-Pokal Viertelfinale eingezogen (Gegner ist Anfang Februar Bayern München) schienen die Bochumer ein wenig müde und am Ende auch froh das 0:0 über die Zeit und in die Winterpause gebracht zu haben. Das nächste Ligaspiel der Bochumer ist am 5. Februar gegen den SC Freiburg, die Duisburger reisen am 8. Februar zum besser postierten Mitaufsteiger Arminia Bielefeld.
Ob sich bis dahin die Laune bei den Duisburger Fans gebessert hat? Schwer zu sagen, vor allem weil sich die Fans auch untereinander uneins sind. Nach dem Spiel brachen im Heimblock alle Dämme unter den Augen von MSV Geschäftsführer Bernd Maas, der mit einigen Spielern bei den Fans zum Reden war, aber u.a. Bierbecher als Antwort bekam. In der Folge kam es zu handfesten Auseinandersetzungen unter den Fangruppen, so dass Ordner und Polizei die Streithähne auseinanderbringen mussten. Eine Massenschlägerei wie von manchen lokalen Medien aufgebauscht, war es aber nicht. Kurz kam es auch vor dem Haupteingang (VIP, Fanshop) des Stadions zu weiteren Auseinandersetzungen. Was für ein Jahr in Duisburg: Erst der sensationelle und emotionale Aufstieg in die zweite Bundesliga und nun die Stimmung im Keller. Vielleicht hilft die besinnliche Zeit Klub und Fans auf irgendeinen Weg wieder zu versöhnen.
- SCHAUINSLAND-REISEN-ARENA
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Benutzer-Kommentare
ich stand direkt mit der Kamera vor dem Block, Leuchtspur-Munition habe ich leider nicht gesehen, sonst sicherlich erwähnt.